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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Hand – oder die eines anderen – an meiner Schulter fühlte, die mich überaus heftig auf die andere Seite der Matte stieß. Und ich sah auf und nahm durch die kalten, klaren Schäfte des Mondlichts wahr, wie sich eine Gestalt, groß wie ein Berg, über mir auftürmte, und eine Waffe hob und wieder senkte; und ich rollte mich zur Seite gerade, als die Waffe niederkam und sich tief in die Matte bohrte.
    Obwohl der Schlaf mich eng umfaßt hatte und ich noch, wie man sagen könnte, von zu viel Wein und dem Lodern der Lust benommen war, ist nichts besser geeignet, einem den Kopf freizumachen und einen vollends aufzuwecken, als das Geräusch, mit dem ein großes Schwert in sein Kissen fährt. Ich kam auf die Knie und sah, wie mein Angreifer versuchte, seine Waffe aus dem Boden zu ziehen, in den er sie gestoßen hatte; und als ich meine Hand auf seinen Arm legte, um ihn festzuhalten, schleuderte er mich beiseite wie ein Bündel Lumpen. Nun sah ich sein Gesicht. Es war das des Hauptmanns der Jaqqas, Machimba-lombo.
    »Aye, und willst du mich töten?« fragte ich. Ich tastete mit der Hand und fand einen Speer und mein Schwert; und Kulachinga kniete nieder, ohne daß ich sie dazu aufgefordert hätte, um das Feuer aufzufächern, damit ich besser sehen konnte. Machimba-lombo ließ sein Schwert stecken, wo es stak, und griff nach seinem Dolch, den er gegen meinen rechten Arm hob, wobei er ihn leicht ankratzte. Ich stieß meinen Speer zwischen seine Beine und drehte ihn, womit ich ihn aus dem Gleichgewicht brachte, doch diese Strategie war eine schlechte, denn er fiel auf mich anstatt, wie ich gehofft hatte, seitwärts gegen die Wand. Wir stürzten, verloren all unsere Waffen in dem Tumult und wälzten uns hin und her, kämpften nicht auf die grazile, an einen Tanz erinnernde Weise der Jaqqas, sondern auf die derbste Gassenart, wobei wir beabsichtigten, uns gegenseitig eine tödliche Verwundung zuzufügen.
    Ich hörte, wie Kulachinga schrie und loslief, um Hilfe zu holen.
    In diesem Augenblick hatte Machimba-lombo die Oberhand, im nächsten schon wieder ich. Er war schwerer als ich und einige Jahre jünger; doch ich war schnell und kein Schwächling, und das Wissen, daß ich um mein Leben rang, verlieh mir zusätzliche Kraft. Seine Hände waren an meiner Kehle, doch ich zwang sie zurück und meine Daumen gegen die Seiten seines Halses; diesen Griff brach er, indem er die Schultern vom Boden schwang und mir dann das Knie in die Eingeweide stieß, was mich benommen machte und mich vor Schmerz aufstöhnen ließ. Doch gerade dieser Tritt ließ einen Schwall Erbrochenes aus meinem malträtierten Leib hochschießen, der sich über ihn ergoß. Er grunzte auf und ließ mich in seinem Abscheu einen Augenblick lang los, wobei er sich gerade lange genug von mir abwandte, daß ich ihm mit einem knackenden Geräusch den Ellbogen in die Eingeweide stoßen und dann, als er zurücktaumelte, mit der Kante meiner anderen Hand gegen den Nacken schlagen konnte. Dies geschah mit solcher Kraft, daß ich es bis in meine Schulter spürte, und ich wage zu behaupten, daß er es noch viel schlimmer spürte, denn er krümmte sich, als hätte ich ihm mit diesem einen Schlag jeden Knochen im Leib gebrochen. Ich umfaßte seine Schultern mit meinen Armen, zwang sein Gesicht grob auf den Erdboden und rief: »Gibst du auf?«
    »Du mußt sterben!«
    »Komm, Machimba-lombo, gib auf! Gib auf!«
    »Schmutz-Jaqqa! Diebes-Jaqqa! Gedärm-Jaqqa!«
    »Diese Schimpfworte haben keine Kraft«, sagte ich.
    Aber es war noch Kraft in ihm: Dies erfuhr ich bald, denn er richtete sich auf, versetzte mir mit seiner sich hebenden Schulter einen mächtigen Knuff gegen das Kinn, daß sich mir der Kopf drehte. Dann griff er an mir vorbei nach dem Dolch, den er fallen gelassen hatte. Ich bekam seinen Arm gerade noch rechtzeitig zu fassen, versetzte ihm mit meiner Handkante einen Hieb, so daß er gefühllos wurde, was aber auch für meine Hand galt. Ich bekam ihn Arm in Arm und warf ihn herum, so daß er durch das Herdfeuer flog, sich das Gesicht versengte und aufheulte. Doch auf der anderen Seite des Herdes prallte er gegen sein Schwert, das noch immer im Boden stak, und diesmal stürzte er mit solch einem Schwung darauf, daß es nachgab, als er daran zog. Er sprang auf wie ein Dämon, schwang das Schwert und wirbelte es in einem großen Kreis durch die Luft, daß es zischte und sang.
    Ich sah meinen Speer, ergriff ihn und wartete auf ihn. Denn trotz seines heimtückischen Anschlags

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