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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ein jeder Europäer erkennen würde; doch irgendwo war die Saat ihrer afrikanischen Mütter in sie eingeflossen, auch wenn sich dies nur in der Färbung ihrer Brustwarzen und den Geheimnissen ihrer Seele zeigte. Nach ihr war Matamba gekommen, die völlig schwarz war, ein Geschöpf des Dschungels im Landesinneren: Dennoch war sie Christin, sprach die Zunge der Portugiesen und stand in ihrem Geist, wenn auch nicht in ihrer Erscheinung, mitten zwischen Wilden und Weißen. Und dann hatte es verschiedene Stammesfrauen gegeben, deren Namen ich Euch nicht nennen kann, die in Masanganu und anderen Orten meiner Reise meine Gelüste befriedigt hatten; so daß, als man mir Kulachinga als meine Jaqqa-Braut gab, ich bereit war, diese Frau der Kannibalenrasse ohne Widerwillen zu umarmen, und Nacht für Nacht gelassen neben ihr schlief; und nur dann und wann dachte ich mit Erstaunen über die Reise nach, die mich im Laufe der Jahre von Rose Ullward und Anne Katherine Sawyer, die so süß und englisch gewesen waren, zu dieser Jaqqa-Frau geführt hatte.
    Kaluchinga hatte nicht den Wunsch, Portugiesisch zu lernen, und wußte nicht einmal, daß es eine englische Sprache gab. Nur selten zeigte sie Neugier über diese andere Welt, aus der ich gekommen war. In der Tat besaß sie überhaupt keinen suchenden und bohrenden Verstand, was sie von Doña Teresa und Matamba unterschied, an die ich mich gern als an zwei Frauen mit lebhaftem Geist und großem Lerneifer erinnerte. Kulachinga wußte nicht, welchem Stamm sie einmal angehört hatte, obwohl kaum mehr als ein paar Jahre vergangen sein konnten, seit sie von den Jaqqas aufgenommen worden war. Noch sprach sie mit mir irgendwie über ihre Ehe mit Imbe Calandola; mehr als »Er war mir ein guter Mann!« wollte sie nicht sagen, und kein Wort darüber, wie die sinnlichen Begierden dieses dunklen Herrn aussehen mochten oder wie es war, eine von so vielen Frauen gewesen zu sein. Bald erkannte ich, daß ich von ihr nur wenig lernen würde, und das Lernen war immer eine meiner Leidenschaften gewesen. Und so begnügte ich mich einfach damit, mit ihr zu leben, mich nach einem beschwerlichen Tag auf dem Schlachtfeld von ihr trösten und mir die Schüssel mit Palmwein und das Fleisch, das sie am Abend für mich gebraten hatte, reichen zu lassen. Und oftmals griff ich des Nachts nach ihr, nahm ihre Brüste in die Hände und ließ meinen steifen Prügel in ihr feuchtes Loch gleiten. So lebte ich als glücklicher Mann mit ihr zusammen.
4
    Als wir die Stadt Kalunga, die wir völlig zerstörten, geplündert und entleert hatten, brachen wir auf und marschierten in die Provinz Tondo ein, die tief im Norden und Osten lag. Dies war natürlich genau die entgegengesetzte Richtung, in die ich ursprünglich hatte ziehen wollen: nämlich zur Küste hin. Doch ich konnte den Imbe-Jaqqa bei den Zügen seiner Heere genauso wenig beeinflussen wie die Wogen der Gezeiten. Und überdies stellte ich fest, daß das Leben unter den Menschenfressern ungewöhnlich angenehm war, was ich am wenigsten erwartet hätte.
    So hatte ich es nicht eilig, mich von ihnen zu trennen. Ich verbrachte meine Zeit ohne Trübsal im Dschungel, wurde in meiner Art von Tag zu Tag mehr ein Jaqqa und dachte mir, ich könne, da ich schon ein Dutzend Jahre und noch etwas länger darauf gewartet hatte, England wiederzusehen, noch etwas länger damit warten.
    Wir gelangten zum Fluß Kwanza, über den ich oftmals gefahren war, als ich zwischen der Küste und dem Presidio Masanganu pendelte. Wir aber befanden uns ein gutes Stück im Landesinneren, sogar noch hinter dem Ort namens Kamkambe, wo es angeblich Silberminen geben sollte. Wir folgten dem Fluß nach Osten und drangen in der Nähe der großen Stadt Dongo in das Reich eines Fürsten ein, der Makellacolonge hieß.
    Wir überquerten hohe Berge und fanden es sehr kalt, da wir auf Art des Dschungelvolkes fast nackt waren. In diesen steilen Pässen war die Luft sehr blau und scharf, und des Morgens lag wie eine kleine weiße Kruste Frost auf dem Boden, wenngleich es am Mittag durch die vollen Strahlen der Sonne sehr warm war und bis zur Dämmerung so blieb, als alle Wärme von der Welt floh. Die Pflanzen, die auf diesem hochgelegenen Land wuchsen, unterschieden sich von denen tiefer unten; es gab weder Palmen noch Schling- oder Kriechpflanzen, sondern gewisse Gewächse ohne Stämme, mit fleischigen dicken Blättern, die bleiche Streifen und Flecken aufwiesen und aus dem Erdboden sprossen, und aus ihrem

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