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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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verteidigten.
    Um dies zu bewerkstelligen, gab mir der Imbe-Jaqqa zu meinem Schutz etwa neunzig gute Krieger mit, von denen einer, ein großer und schlanker Mann, der Golambolo hieß, mit großem Gelächter zu mir kam und sagte: »Kennst du mich nicht, Andubatil?«
    »Aye, du bist der Krieger Golambolo«, sagte ich.
    »Der bin ich. Doch kommt dir sonst nichts in den Sinn, nun, da wir gemeinsam diese trockene Einöde durchqueren sollen?«
    »Ich verstehe den Sinn deiner Worte nicht«, sagte ich.
    »Erinnerst du dich nicht an die fünf Jaqqas, die dich fanden, als du in dieser gleichen Wüste wandertest, nachdem die Portugiesen vom Heer des Kafuche Kambara aufgerieben worden waren?«
    »Die mich sicher durch die Einöde nach Masanganu geleiteten?«
    »Fürwahr«, sagte Golambolo.
    Ich betrachtete ihn genau und gab vor, ihn zu erkennen: Doch in Wahrheit erkannte ich ihn nicht, denn in jenen frühen Tagen hatten für mich alle Jaqqas ziemlich gleich ausgesehen.
    »Meine Dankbarkeit ist groß«, sagte ich. »Dir verdanke ich mein Leben.«
    »Andubatils Leben ist uns allen teuer.«
    »Aber damals war ich nicht Andubatil. Warum hast du mich also gerettet?«
    Er lächelte und deutete auf mein Haar und sagte, er habe mich für einen mächtigen Mokisso gehalten oder zumindest für einen wichtigen Medizinmann, der zu den Portugiesen gehörte, und habe es nicht gewagt, die Feindschaft der Geisterwelt auf sich zu nehmen, falls ich Schaden erleiden sollte. Ich nahm die Perlenkette, die ich trug, von meinem Hals, weiße Perlen, um die Pech gegossen war, und hängte sie ihm um den Hals, und er nahm meine beiden Ellbogen in die Hände, was eine Jaqqa-Umarmung ist, die Treue und Hingabe ausdrückt, und wir lächelten einander um anderer Zeiten willen an.
    Mit Golambolo und meinen neunzig Kriegern brach ich nun in Richtung des Flusses Kwanza auf, durch die Provinz Kisama und vorbei an einer Stadt namens Agokayongo, wo ein Fürst herrschte, der Kafuche Kambara Untertan war. In dieser Stadt wurden wir mit einer unbehaglichen Feindschaft begrüßt – denn keiner dieser Dörfler erfreut sich am Anblick von Jaqqas, ob es nun zwei oder einundneunzig sind –, doch sie gaben uns zu essen und zu trinken, und dann erzählten sie uns, es sei gerade ein Trupp Portugiesen vorbeigekommen, die vom Presidio von Ndemba gen Westen und nach Masanganu reisten, wo sie ein Schiff zurück zur Küste besteigen wollten.
    Diese Nachricht bereitete mir Unbehagen. »Wie viele waren es?« fragte ich.
    »Nicht viele«, erwiderte der Fürst von Agokayongo. »Weniger als die Finger zweier Hände.«
    »Und sagten sie etwas von Ereignissen in der Provinz Kisama? Von einem Jaqqa-Heer oder von einem Krieg im Süden?«
    »Ich habe von ihnen nichts Derartiges gehört«, erwiderte jener Fürst.
    Doch auch wenn die Portugiesen gewußt hätten, daß Calandola durch die Provinz zog, hätten sie es nicht als wichtig erachtet, dem Fürsten von Agokayongo diese Neuigkeit mitzuteilen. Und selbst wenn er sie kennen sollte, mußte er mir nicht unbedingt die Wahrheit sagen. Und wenn es Portugiesen gab, die durch diese Gegend reisten und von den Zügen des Imbe Calandola wußten, so würde es uns schlecht ergehen, wenn sie die Truppen von Masanganu davon in Kenntnis setzten. So rief ich Golambolo und meine anderen Unterführer zusammen und sagte: »Wir müssen diese Portugiesen einholen, gefangennehmen und verhindern, daß sie ihren Landsleuten von uns berichten.«
    Augenblicklich machten wir uns an die Verfolgung. Was mir keine leichte Aufgabe erschien, denn es gibt in dieser Gegend keine festen Straßen, und das Terrain ist sehr zerklüftet. Doch schon eine Meile hinter Agokayongo stießen wir auf ihre erste Spur: ein totes Pferd am Fuß einer Klippe, höchst elendig anzuschauen, denn es war eingefallen und verwittert und lag flach mit weit ausgebreiteten Gliedern da, wie eine fortgeworfene Puppe, aus der das gesamte Stroh gefallen war.
    »Sie sind beritten?« sagte Golambolo. »Ah, dann sind sie schon tot.«
    Ich dachte ähnlich. Denn es ist ein gefährliches Unterfangen, in dieser schrecklichen Einöde beritten zu reisen; es gibt wenig Futter für die armen Tiere, und die Luft selbst saugt ihnen das Leben aus den Lungen. Es ist weit besser, zu Fuß und mit wenig Gepäck zu gehen, denn es gibt einige Landstriche, und dieser ist einer davon, die man zu Fuß durchqueren kann, während ein Pferd nur eine Last und ein Nachteil ist.
    In der Tat war dies bei diesen Portugiesen der

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