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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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berührten. Sie huldigten mir mit ehrfürchtigen Handbewegungen und schlugen die Augen nieder, diese prahlerischen, teuflischen Kannibalen-Herren und -Fürsten. Und bei ihren Festen bekam ich die besten Bissen und soviel Wein, wie ich trinken wollte, und ich bin mir sicher, daß ich auch jede Frau hätte bekommen können, obwohl ich mich mit Kulachinga begnügte.
    Einen oder zwei Tage nach meiner Weihe mit Calandola nahmen wir unseren Marsch zur Stadt des Kafuche Kambara wieder auf. Kurz darauf bezogen wir auf einer Hochebene nordöstlich davon Stellung. Ich sah sie tief unter mir, trocken und staubig, von der Farbe einer Löwin im heißen Sonnenlicht, und auch wie eine Löwin am Fuß niedriger, dunkler Hügel zusammengekauert. Die Stadt war groß, doch von hier aus wirkte sie wie ein Ameisenhügel.
    Ich reinigte gründlich die Muskete und bereitete meine verbliebene Munition und das Pulver vor. Und an einem Tag von großer Hitze und etwas Regen bestieg der Imbe-Jaqqa sein sich auftürmendes Gerüst und hielt eine lange und überaus hitzige Rede, und die Schlacht-Trommeln und Mpungas und die anderen Instrumente der Kriegsmusik dröhnten, und mit großer Heftigkeit stürmten wir zu Kafuche Kambara hinab.
    Es war Calandolas Strategie, Kafuche zu verängstigen und seinen Mut an jenem ersten Tag mit einem plötzlichen Angriff zu brechen. Doch so geschah es nicht. Dieser Fürst widerstand den Jaqqas starrsinnig, und wir hatten an diesem Tag eine gewaltige Schlacht, doch keine Seite trug den Sieg davon. Bei diesem Kriegszug stand ich auf einem hölzernen Gerüst, das die Jaqqas gebaut hatten, so daß ich mit meiner Muskete auf den Feind hinabschießen und vielleicht den feindlichen General töten konnte. Drei kühne Jaqqas standen mit großen Schilden aus Elephanto-Haut vor mir, um eine Phalanx zu meinem Schutz zu bilden, und immer und immer wieder öffneten sie sie auf ein Zeichen, und ich stieß meine Waffe durch die Öffnung und schoß sie mit einem schrecklichen Knall ab.
    Doch Kafuche Kambara fiel nicht. Bei Sonnenuntergang zogen wir uns zurück – es waren viele unserer Männer auf dem Schlachtfeld gefallen – und errichteten auf die Art der Jaqqas eine Palisade aus Bäumen, hinter der wir lagern konnten. Und am nächsten Tag ging es so weiter und am übernächsten ebenso, eine Schlacht ohne Ergebnis.
    Wir blieben fast vier Monate im Krieg mit ihnen und erlitten hohe Verluste. An einem Tag hatten wir die Oberhand, am anderen sie; doch es verwirrte Calandola sehr, daß er, gleich welche Taktik er einsetzte, die Truppen des Kafuche Kambara nicht erschüttern konnte. Niemals zuvor hatte ein Schwarzmohr-Fürst ihm so lange widerstanden. Wir hielten einen langen Kriegsrat, bei dem ich neben Kinguri und Kulambo und Kasanje und den anderen hohen Jaqqa-Fürsten anwesend war, und ich konnte sehen, wie in Calandola der Zorn schwelte. Und er sah mich von Zeit zu Zeit an, als könne ich einen Plan anbieten, wie wir das Schachmatt brechen konnten. Doch ich glaubte, daß ihm der einzige Plan, den ich hatte, nicht gefallen würde, und so behielt ich ihn für mich.
    Nachdem wir schließlich stundenlang beratschlagt hatten, war es Kinguri, der die gleiche Idee vorbrachte, die auch mir in den Sinn gekommen war. »Da es den Anschein hat, daß wir sie nicht besiegen können, müssen wir uns mit ihnen gegen die Portugiesen verbünden.«
    Daraufhin blitzten Imbe Calandolas Augen vor Zorn, und er schnaubte wie ein Dschungeltier und ballte krampfhaft die Fäuste. Vielleicht hatte nur Kinguri diesen Vorschlag machen können, ohne damit eine tödliche Beleidigung zu äußern. Denn eine Allianz mit einem Feind war nicht Calandolas Art; und er wollte nicht gern eingestehen, daß er gegen Kafuche Kambara gescheitert war.
    Doch im Rats-Haus nickten die anderen Fürsten und stimmten Kinguri zu, zuerst der alte Zimbo und dann andere, wobei sie sehr vorsichtig blieben, denn sie wußten, wie gefährlich es war, etwas zu unterstützen, was dem Imbe-Jaqqa nicht gefiel.
    Calandola wandte sich dann mir zu und sagte: »Was sagst du, Andubatil, sollen wir mit Kafuche Kambara verhandeln?«
    Seine Augen strahlten überaus listig. Sicher war dies eine Prüfung, um zu sehen, ob meine Liebe mehr bei ihm oder bei seinem Bruder lag. So wählte ich meine Worte mit einiger Vorsicht und sagte: »Was ist unser größeres Ziel, o Imbe-Jaqqa? Kafuche Kambara zu vernichten oder die Portugiesen der Küste von unserem Land zu fegen?«
    »Diese Frage beantwortet meine

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