Herr der Finsternis
Frage nicht.«
»Aye, das tut sie doch! Wenn Kafuche der höhere Feind ist, nun, dann müssen wir hier verharren, bis wir ihn brechen. Doch wenn sich unser größerer Stoß gegen die Portugiesen richten soll, Fürst Calandola, dann nutzt es uns nichts, noch mehr von Kafuches Kriegern abzuschlachten. Denn wir werden sie bei dem Angriff gegen São Paulo de Luanda brauchen.«
Ich sah, wie ein schnelles, scharfes Lächeln über Kinguris Gesicht glitt, und wußte, daß ich die richtigen Worte gefunden hatte.
Auch Calandola zeigte sich erfreut. »Ja, dem ist so. Jeden Tag töten wir eine große Anzahl seiner Männer.«
»Und sie töten auch eine große Anzahl der unseren«, sagte Kasanje, aber nicht so laut, daß der Imbe-Jaqqa ihn hören konnte.
Kulambo, der ein weiser und kühner Ratgeber war, sagte nun: »Der Andubatil Jaqqa spricht die Wahrheit. Wollen wir Kafuche Kambaras Heer verschonen und es für unsere Zwecke einsetzen! Und wenn die Portugiesen vernichtet sind, nun, dann können wir uns wieder gegen Kafuche wenden und uns mit ihm befassen, wie er es verdient.«
Calandola dachte eine lange Weile schweigend darüber nach, und ich sah, wie sich von Augenblick zu Augenblick sein Gesichtsausdruck veränderte, als er dieses und dann wieder jenes Argument abwog. Und dann hellte es sich auf, als hätte er alle abgewogen und die Wahrheit gefunden.
»Es sei, wie Kulambo es vorschlug«, sagte er endlich.
Und so wurden am nächsten Tag unter einer Parlamentärsflagge zwischen den Jaqqas und ihren Feinden Verhandlungen beschlossen. Ich sage »Parlamentärsflagge«, da dies die Art und Weise ist, wie wir diesen Vorgang beschreiben, doch in Wirklichkeit ging es ganz anders vonstatten: Denn es wurde ein Schwein geschlachtet und so gedreht, daß die Eingeweide offenlagen, und dieses Schwein wurde von sechs Jaqqafrauen auf das offene Feld getragen, wobei zwei Dutzend Jaqqa-Krieger sie als Wachen begleiteten. Damit wurde die Bereitschaft zu Verhandlungen angedeutet, und Kafuche Kambara verstand das Zeichen und schickte als Zustimmung ein geschlachtetes und ähnlich aufgeschlitztes Kalb hinaus. Dieses Fleisch wurde gekocht und von den Gesandten beider Seiten verzehrt, und danach wäre es unheilig gewesen, Krieg zu machen, so daß ein Waffenstillstand galt.
Obwohl alle anderen hohen Jaqqa-Fürsten daran teilnahmen, war ich bei diesen Verhandlungen nicht anwesend. Als ich mich anschickte, mit ihnen aufzubrechen, sagte Calandola: »Du nicht, Andubatil.«
»Und warum nicht?«
»Weil unsere Haut dunkel ist und deine weiß.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte ich. »Bin ich kein Jaqqa?«
»Du bist innerlich und durch das Recht der Weihe, der Blutsbrüderschaft und Ehe ein Jaqqa. Doch dem äußeren Anschein nach bist du ein Weißer, und ich fürchte, daß du Kafuche dadurch Unbehagen bereiten wirst.«
»Das fürchtest du? Obwohl ich Jaqqa-Embleme trage?«
»Selbst dann«, sagte er, und ich wußte, daß es keine Widerspruch dagegen gab. So sehr ich es auch bedauerte, von den Verhandlungen ausgeschlossen zu sein, zog ich meine Bitte also zurück. Und ich glaube, Calandola hatte sich darin nicht geirrt. Dieser Kafuche war ein Mann von schnellem Argwohn, und man wußte, daß er den Weißen keine Liebe entgegenbrachte, und ich wäre ein viel zu seltsamer Jaqqa gewesen, als daß er keinen Anstoß an mir genommen hätte. Daher gab ich nach, obwohl ich beschämt war, zurückbleiben zu müssen.
Ich erhaschte einen Blick auf den schrecklichen Kafuche, als er aus seiner Stadt kam, um sich mit den Jaqqa-Fürsten zu treffen. Er war fürwahr eine strahlende Gestalt, sehr groß und stark, wenngleich auch schon alt, mit weiß gewordenem Haar, und als er zu uns kam, geschah dies auf eine Art und Weise, wie es einem König zustand. Denn er kam mit großem Pomp und Erhabenheit auf einem Elephanto geritten, und auf jeder Seite des Elephantos schritten sechs fürstliche Krieger, und da waren Sklaven, die über seinem Kopf einen hohen goldenen Baldachin trugen, und als seine Wache schritten etwa fünfhundert Bogenschützen vor ihm.
Mehr von ihm sah ich nicht, denn Calandola hatte eine andere Aufgabe für mich, die mich in ein neues und bitteres Abenteuer führte. Dies bestand darin, daß wir den Weg für die Invasion der portugiesischen Gebiete vorbereiten sollten, und so wurde ich ausgeschickt, um die Lande zu erkunden, die zwischen diesem Ort und Masanganu lagen, und ein Spion gegen die zahlreichen Portugiesen zu sein, die das Presidio dort
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