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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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auf. Der Name dieses Monarchen lautete Don Alvaro II, obwohl er eigentlich Mepanzu a Mini hieß, doch es war eine Beleidigung, ihn so zu nennen, da dies kein christlicher Name war. Er war schon seit über dreißig Jahren König und galt als eifriger Christ, wenngleich es hieß, daß er die Portugiesen nicht besonders leiden mochte.
    Cabral erzählte mir, in letzter Zeit habe er seine Gunst den Holländern geschenkt, von denen sich nun viele im Kongo aufhielten; und ich wußte bereits, daß dieser König sich während der Kriege mehrfach mit dem König von Angola und anderen Feinden der Portugiesen verbündet hatte.
    Und doch empfing er uns durchaus freundlich und mit großem Pomp. Als wir uns ihm inmitten eines großen Lärms von Trompeten, Flöten, Trommeln und Hörnern näherten, fanden wir ihn angetan mit einem scharlachroten Mantel und Goldknöpfen und weißen Schnürstiefeln über blaßrosa Seidenstrümpfen. Cabral flüsterte mir zu, er trage jeden Tag andere Kleidung, was ich bei einem Land, in dem schöne Stoffe und gute Schneider selten sind, kaum glauben mochte. Vor ihm schritten vierundzwanzig junge Schwarze, alles Söhne von Herzögen oder Marquis dieses Königreichs, die um die Hüften Tücher aus schwarz gefärbten Palmstoffen trugen und um die Schultern Umhänge aus europäischen Stoffen, die bis zum Boden fielen; aber ansonsten waren sie nackt und barfüßig.
    Neben Seiner Majestät stand ein Beamter, der dessen seidenen Sonnenfächer trug, einen feuerfarbenen, goldgeränderten Schirm, und ein zweiter, der einen mit blaßrosa Samt überzogenen und goldenen Nägeln beschlagenen Stuhl trug, dessen Holz völlig vergoldet war. Zwei andere, mit roten Umhängen bekleidet, trugen die rote Hängematte des Königs, doch ich weiß nicht, ob sie aus Seide oder gefärbter Baumwolle bestand. Wir verbeugten uns und grüßten Seine Majestät, die sich in verblüffend gutem Portugiesisch an uns wandte und mich fragte, ob ich ein Holländer sei.
    Ich entgegnete, ich sei Engländer, und er fand dies einer Bemerkung wert und sagte: »Es war noch nie ein Engländer an diesem Hof. Kommt näher und laßt mich Euch genauer betrachten.«
    Was ich tat, woraufhin er die Jaqqa-Narben auf meinem Gesicht erspähte und fragte: »Was sind das für Narben, und wie habt Ihr sie Euch zugezogen?«
    »Sie wurden mir von den Menschenfressern beigebracht, als ich ihr Gefangener war.«
    Daraufhin bekreuzigte er sich und erzählte mir, wie die Jaqqas in diese Stadt gekommen waren, als er noch ein Kind gewesen war, und Tausende dahingemetzelt und seinen Vater gezwungen hatten, auf der Hippopotamus-Insel im Fluß Zaire Zuflucht zu suchen. All dies wußte ich schon, doch ich lauschte überaus aufmerksam. Dann fragte er mich, ob ich während meines Aufenthalts unter diesem Volk mit eigenen Augen den große Jaqqa Imbe Calandola gesehen habe.
    »Das habe ich«, sagte ich, »und er ist ein überaus fürchterliches Geschöpf.«
    »Dann gibt es ihn wirklich, und er ist nicht nur eine Märchenfigur, mit denen man Knaben erschrickt?«
    »Bei meinem Glauben, er ist so wirklich wie Eure Majestät!«
    »Und er ist ein Ungeheuer?«
    »Er ist überaus fürchterlich«, sagte ich erneut, aber nichts weiter, da ich nicht wünschte, von den Festen und den anderen geheimen Dingen zu sprechen, an denen ich mit dem Fürsten Imbe-Jaqqa teilgenommen hatte.
    König Alvaro schloß die Augen und schien nachzudenken, und nach einer Weile sagte er: »Es ist vom Schicksal verfügt, daß die Jaqqas die Welt verschlingen und uns alle vor das Jüngste Gericht bringen werden, doch dann werden sich die Christen endlich erheben und sie niederwerfen. Ich hoffe, daß dieser Krieg noch lange auf sich warten läßt.«
    »Auch ich hoffe dies, Eure Majestät«, erwiderte ich und dachte bei mir, daß dies eine sehr seltsame Art des Christentums war, bei der der sanfte Erlöser mit dem Imbe-Jaqqa kämpfte, wenn erst das Ende der Welt gekommen war. Doch ich behielt es für mich. Ich glaube, diese Leute sind wirklich gute Christen, die ihren Priestern gehorchen, zur Messe gehen und so weiter, doch im stillen argwöhne ich, daß sie ihren Katechismus mit sehr viel verkrustetem heidnischen Glauben vermischt haben, was die Männer des Vatikans sehr überraschen würde, wüßten sie nur davon. Doch es ging mich nichts an, ob diese guten schwarzen Katholiken ein paar Mokissos in ihr Glaubensbekenntnis gerührt und aus Calandola einen Antichristen gemacht hatten. Denn ein jeder Glaube ist ein

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