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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Vermögen geführt, das zu gewinnen ich ausgezogen war.
    Und nun auf nach England!
    Ich beabsichtigte, mich nach Spanien und von dort aus nach England einzuschiffen, da zwischen diesen beiden Ländern nun Frieden herrschte. Doch dazu benötigte ich die Erlaubnis von Gouverneur Cerveira Pereira, und ich ging zu ihm und sagte: »Ihr habt mir die Erlaubnis gegeben, dieses Land zu verlassen, und nun ist die Zeit zum Abschied gekommen, und ich hätte gern das Papier von Euch.«
    Dieser kleine Mann, der so dunkel und zäh war, mit einem schwarzen, spitz zulaufenden Bart, schob die Dokumente auf dem Tisch lange hin und her und gab keine Antwort. Dann blickte er schließlich zu mir auf, der ich unbehaglich dastand und sagte: »Es kann nicht sein.«
    »Was? Ihr brecht Euer Versprechen?«
    Dies erzürnte ihn. Röte stieg in sein Gesicht, und er, der er mir nicht einmal bis zu den Schultern ging, erhob sich und schrie mich an: »Ich werde Euch gehen lassen, wenn ich es für richtig halte! Aber jetzt könnte Ihr noch nicht gehen, denn Ihr werdet gebraucht!«
    »Bei Gottes Augen, muß ich das schon wieder hören? Seit fast zwanzig Jahren habt ihr Portugiesen mich gebraucht! Warum bin ich unentwegt so nützlich für euch? Aye, und muß ich wieder Lotse sein, oder was? Soll ich Euch Straßen in den Urwald schlagen? Soll ich Decks kalfatern und Staub fortwischen? In Jesu Namen, wie könnt Ihr noch mehr von mir verlangen?« Und wie Ihr Euch vorstellen könnt, warf ich ihm weitere solche Dinge an den Kopf und schmeichelte ihm dabei nicht gerade, denn in mir kochte so viel Überraschung, Zorn und Wut, daß ich ihn gut hätte töten können.
    »Es sind die Jaqqas, die sich wieder Kambambe nähern«, sagte er, »und wir müssen sie zurücktreiben, und wir wissen, daß Ihr Euch mit ihnen auskennt. Wir beginnen den Kriegszug, und Ihr müßt uns unterstützen. Ich befehle Euch, in zwei Tagen mit uns in den Krieg zu ziehen.«
    Gottes Tod, ich hätte ihn beinahe niedergeschlagen!
    Zwei Tage, und dann sollte ich in den Krieg ziehen? Und sie wollten mir befehlen, mit den Jaqqas zu kämpfen? Nay, nay, das würde ich nicht tun, es war unvorstellbar! Auf meiner langen Reise hatte ich mir viel stoische Philosophie angeeignet, um stark zu sein und allem widerstehen zu können und meine Zeit abzuwarten und ruhig an der Verwirklichung meiner Ziele zu arbeiten; doch dies war zuviel, dies ging über alle Grenzen, und es gab keine Philosophie, die so honigsüß war, daß ich diesen Brocken geschluckt hätte.
    Schlußendlich erwies ich mich als Philosoph genug, um mich von Gouverneur Pereira zu verabschieden, ohne ihm gegenüber handgreiflich zu werden. Doch ich war nahe daran, ja, gefährlich nahe, und wäre ich nicht ein Mann gemäßigten Temperaments gewesen, hätte ich ihn reglos auf dem Boden zurückgelassen, reif für den Jaqqa-Kochtopf und sonst nichts mehr.
    Doch ich würgte meinen Zorn herunter und verließ den Palast, obwohl ein roter Nebel vor meinen Augen stand. Zwei Tage, und dann wieder in den Krieg ziehen! Das würde ich nicht tun. Ich war entschlossen, diesmal nicht nachzugeben.
    Doch was nun, was nun?
    Es waren Holländer im Hafen, die sich wenig um die Befehle und Dekrete der stutzerhaften Portugiesen scheren würden. Ich könnte zu einem gehen, wie ich es lange zuvor bei Cornelis van Warwyck getan hatte, und ihn bitten, mir eine geheime Passage zu geben, und ihn großzügig mit meinem Gold entlohnen. Doch was, wenn der Plan fehlschlug? Ich erinnerte mich, wie meine Vereinbarungen mit Warwyck geendet hatten; sie hatten mich einem Todesurteil nahegebracht, und ich wußte, daß es nicht besonders klug war, dergleichen unter Cerveira Pereira zu versuchen. Er würde mir nicht die Gnade zeigen, die mir Don João de Mendoça erwiesen hatte.
    Doch als ich an diesem Abend überaus verdrossen in einer Taverne der Stadt saß, bot sich eine viel leichtere Lösung an, denn ich hörte, wie einige Portugiesen sagten, Portugal habe einen neuen Gouverneur geschickt, der in zwei oder drei Tagen, oder höchstens sechs, eintreffen würde. Denn ich wußte, daß Cerveira Pereira keine königliche Bevollmächtigung hatte, sondern lediglich aufgrund der Wahl der Soldaten diente, und er hatte sein Amt bereits drei Jahre oder noch länger auf dieser Grundlage ausgeübt. Nun würde ein rechtmäßiger Gouverneur eintreffen, dessen Name Manoel Pereira Forjaz lautete.
    Und so war mein weiterer Weg klar. Ich beschloß, zehn oder zwanzig Tage vom Heer wegzubleiben,

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