Herr der Finsternis
betraten sie die Kirche, und der Priester besprenkelte sie alle mit Weihwasser. Er bot dies auch mir an, doch ich hielt mich vom Weihwasserbecken fern. Die Gläubigen waren etwa zweihundert, die zur größeren Buße alle mächtige Holzscheite von beträchtlichem Gewicht trugen. Der Priester sprach ein paar Worte zu ihnen, etwa: »Wenn wir nicht in dieser Welt Buße tun, werden wir sie in der nächsten über uns ergehen lassen müssen«, und dann sah er wieder zu mir, hielt mich wohl für einen guten Baptisten und erwartete, daß ich niederkniete. Ich tat dies nicht, sondern sah nur weiterhin zu und sagte mir, daß ich, obwohl ich für meine Sünden nicht genug Buße tun konnte, dies nicht unter den Auspizien Roms tun würde.
Die Schwarzmohren knieten alle nieder und geißelten sich, nehme ich an, wohl eine ganze Stunde lang, mit langen Lederriemen und Schnüren aus Baumrinden. Mehrmals lud mich der Priester mit Gesten ein, daran teilzunehmen. Doch welchen Wert hätte es schon, meinen Körper zu geißeln, um meine Seele zu reinigen? Es war das Gebet, das ich brauchte, und die göttliche Gnade, doch keine Peitschenschläge. So wurde ich der Zeremonie bald überdrüssig und ging hinaus, um festzustellen, daß Nicolau Cabral nach mir suchte.
»Was«, sagte er, »bist du jetzt ein Katholik, Andres?«
»Noch nicht ganz«, sagte ich. »Doch ich wurde Zeuge eines überaus freudlosen Ritus.« Und ich nahm ihn mit hinein und zeigte ihm, wie die Schwarzmohren sich noch immer geißelten. Und der Priester trieb sie an, sagte, daß sie Sünden gegen die Größe Gottes begangen hätten, der dem, der Buße tue, gnädig sei, aber überaus hart zu dem, der nicht büße.
Cabral zog mich am Arm und führte mich hinaus, wobei er sagte, es betrübe ihn, so etwas sehen zu müssen; denn obwohl er von katholischem Glauben war, hatte er kein Verständnis für diese Züchtigungen; und ich glaube, inbrünstig war er der Meinung, es sei besser gewesen, diese Völker in ihrem Heidentum zu belassen, als ihnen solch einen bitteren Geschmack von der Liebe unseres Erlösers zu geben.
Doch bevor wir diesen Ort verließen, stellten wir den wahren Grund für dieses grausame Geißeln fest, der darin zu suchen war, daß das Stadtvolk erfahren hatte, daß die Jaqqas die Grenze bedrohten, und indem sie sich züchtigten, hofften sie irgendwie, Gottes Gunst gegen die Menschenfresser zu gewinnen. Als das Wort »Jaqqa« fiel, atmete ich tief ein und biß mir auf die Lippen, denn ich war tief betroffen.
»Und sind sie weit von hier?« fragte ich.
»Das weiß niemand«, erwiderte der, mit dem ich sprach, ein Bakongo-Mann namens Nsaku, der ins Landesinnere gereist war. »Sie huschen wie Geister von einem Ort zum anderen, wie es bei ihnen immer der Fall ist.«
»Ist Imbe Calandola noch ihr König?« fragte ich.
»Ihr König soll ein schreckliches Ungeheuer sein, das zum Mittagessen Kinder frißt«, sagte Nsaku, »doch seinen Namen kenne ich nicht. Ich weiß nur, daß wir Gottes Gnade gegen diese Geschöpfe erflehen müssen, oder sie werden uns vernichten.«
»Es heißt, Ihr hättet eine Zeitlang unter ihnen gelebt, Andres«, sagte Cabral zu mir.
»Aye«, sagte ich. »Das habe ich, bevor sie unter Don João Coutinho besiegt wurden.«
»Und war es eine schreckliche Folter, ihr Gefangener zu sein?«
»Aye. Es war so schmerzlich, daß ich nicht darüber sprechen möchte.«
»Das kann ich verstehen, mein Freund. Die Spuren des Leidens stehen in Eurem Gesicht geschrieben.« Und er bedachte mich mit einem freundlichen Lächeln, und wir gaben Nsaku etwas Muschelgeld für seine Informationen und schickten uns an, diesen Ort zu verlassen.
Als wir tiefer in den dunklen Urwald eindrangen, spürte ich, daß sich die große Furcht wie ein fühlbares Gewicht auf mich legte, wir könnten in dieser tiefen Wildnis einem Jaqqa-Trupp begegnen. Nicht, daß ich fürchtete, unter ihren Händen zu sterben; ich glaube, ich empfand schon lange keine Furcht mehr vor dem Tod, nay, in Wirklichkeit fürchtete ich, daß ich sie überraschen könnte, wie sie auf irgendeiner Lichtung lagerten, mit ihren Kesseln und ihrer Musik, und daß ich mir die portugiesischen Kleider vom Leib reißen und mich vor Imbe Calandola auf den Boden werfen könnte, um seine Vergebung zu erbitten, und daß er mich wieder in sein Volk aufnähme.
Klingt dies in Euern Ohren wie Wahnsinn? Aye, so erklingt es auch mir. Doch es war ein sehr plausibler Wahnsinn, denn Calandola war wirklich für mich, und
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