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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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wahrer Glaube, und wenn der Imbe-Jaqqa nicht der Erzfeind ist, so kommt er ihm zumindest doch sehr nahe.
    Als wir ihm unsere Ehrerbietung erwiesen hatten und mit anderen Mitgliedern des Hofes sowie gewissen Söhnen des Königs bekannt gemacht worden waren, sowohl wirklichen wie auch Bastarden (so stellte man sie uns vor), konnten wir unserem Handel nachgeben. Cabral hatte alle möglichen nützlichen Waren in dieses Land mitgebracht, etwa Nachtgeschirre, Rasierschüsseln, Eisenkessel, Decken aus flandrischem, portugiesischem und französischem Leinen, gestärkte Mützen und vieles andere, das wir auf den Marktplatz mitnahmen. Hier fanden wir schönes Messinggeschirr und Töpferwaren, hervorragend gewebte Matten, Elephantozähne, Felle von Leoparden und anderen stattlichen Tieren, geschnitzte Stäbe mit wunderschönen Mustern und andere solche Produkte des Landes, die wir zu den günstigsten Austauschraten kaufen konnten, so begierig war das Volk des Kongos auf unsere Waren. Sie stürzten sich geradezu auf alles, was in Europa hergestellt worden war, so bescheiden es auch sein mochte.
    Ich erwarb mir zwei junge Negerknaben als Diener, die mir zu einem guten Preis angeboten wurden; ich brauchte ihre Hilfe, um mein Gepäck zu tragen.
    Nun hatten wir genug Profit gemacht, daß ich an Bord eines Schiffes nach Spanien gehen konnte, doch ich war noch nicht bereit, mit dem Handeln aufzuhören, noch war es Nicolau Cabral.
    Wir drangen tiefer in den Kongo ein, gingen nach Ngongo und nach Bata, wo große heidnische Idole errichtet waren. Nachdem wir dort den Großteil unserer Waren verkauft hatten, kehrten wir an die Zairemündung zurück. Dort wartete eine Pinasse auf Cabral, die unsere Güter nach Süden bringen würde, aber auch ein anderes, holländisches Schiff, das nordwärts segeln wollte, und ich schlug vor, sie ein Stück zu begleiten, und ließ unsere Ware bei Cabral zurück. Dies zeigt Euch, welch großes Vertrauen ich in diesen Mann hatte, daß er mich nicht um meinen Anteil betrügen würde; und einmal war dieses Vertrauen durchaus gerechtfertigt. Wir verabschiedeten uns überaus freundlich, und ich fuhr ein paar Tage mit den Holländern die Küste hinauf.
    Ich verweilte kurz in der Provinz Mayombe, die nur aus Wäldern und Hainen besteht und so dicht bewachsen ist, daß man zwanzig Tage im Schatten reisen kann, ohne die Sonne zu sehen oder unter Hitze zu leiden. Hier gab es sehr viele Elephantos, deren Fleisch die Eingeborenen hoch schätzten, und viele andere wilde Tiere; und auch sehr viele Fische. In den Wäldern gab es so viele verschiedene Affen, Papageien und anderes Getier, daß man Angst haben mußte, allein zu reisen. Doch die Jaqqas sind in diesem Land nicht gefürchtet, ja kaum bekannt außer als ferne Bedrohung.
    Hier gibt es auch zwei Arten von Ungetümen, von denen ich einst von meinem Freund seligen Angedenkens Barbosa gehört hatte, nämlich Affen, den Pongo { * } und den Engeco { * } * . Der Pongo entspricht in allen Proportionen dem Menschen, ist aber von der Statur her eher ein Riese denn ein Mensch; denn er ist sehr groß und hat das Gesicht eines Menschen, mit tiefliegenden Augen und langen Haaren auf seinen Brauen. Gesicht und Ohren sind unbehaart, die Hände ebenso. Der Körper ist voller Haare, aber sie sind nicht sehr dick und von graubrauner Farbe. Er unterscheidet sich nur in den Beinen vom Menschen, denn sie haben keine Wade. Er geht immer auf den Beinen und hat die Hände auf dem Genick verschränkt, wenn er auf dem Boden geht.
    Sie schlafen in den Bäumen und bauen sich Unterkünfte, die sie vor dem Regen schützen. Sie ernähren sich von Früchten, die sie im Wald finden, und von Nüssen, denn sie essen überhaupt kein Fleisch. Sie können nicht sprechen und haben nicht mehr Verstand als ein Tier. Ich sah diese Geschöpfe hin und wieder, aber immer nur aus großer Ferne, denn sie sind sehr scheu.
    Wenn die Menschen dieses Landes im Urwald reisen, machen sie Feuer, an denen sie nachts schlafen. Und wenn sie am Morgen weitergezogen sind, kommen die Pongos und setzen sich ans Feuer, bis es erlöscht, denn sie verstehen es nicht, das Holz zusammenzulegen. Sie gehen immer in großen Gruppen und töten viele Neger, die durch die Wälder reisen. Oftmals fallen sie über die Elephantos her, die weiden wollen, wo sie fressen, und schlagen mit geballten Fäusten und Holzknüppeln auf sie ein, daß sie brüllend vor ihnen fliehen.
    Diese Pongos werden niemals lebend gefangengenommen, denn sie

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