Herr der Finsternis
war eine Gruppe arabischer Sklavenhändler an der Küste gewesen, die Mohren verkauften, die sie in den Wüstenländern weit im Norden eingefangen hatten, und die Portugiesen argwöhnten, daß sich Tomer irgendwie unter sie geschmuggelt und sie bestochen oder um alle Gnade angefleht hatte, die die Söhne des Propheten zu geben willens waren. Was weiter aus ihm wurde, weiß ich nicht – ob er selbst in die Sklaverei verkauft wurde oder durch die Freundlichkeit der Araber ein zivilisiertes Land erreicht hat –, doch ich habe vernommen, daß er nach einiger Zeit sicher nach England zurückgekehrt ist. Ich habe ihn nie wiedergesehen nach unserem letzten Tag an Bord der Pinasse noch weiß ich, ob er noch lebt oder nicht.
Nachdem Tomer fort war, fühlte ich mich in diesem seltsamen dunklen Land ungeheuer allein. Er war ein munterer Gefährte gewesen, ein Mann meines eigenen Volkes, mit dem ich es gut gekonnt hatte, und ein kluger Kopf, um Gedanken auszutauschen; und nun war ich ganz allein unter einem wilden Gemisch aus Portugiesen und Jaqqas und Kongos und all den Dutzenden anderen Mohrenvölkern, mit niemandem, der mich führen konnte außer meinem eigenen Verstand. Dies war eine schwere Last, obwohl ich glaube, daß ich sie gut bewältigte, als die Dinge ihren Verlauf nahmen.
Das Gespräch mit Doña Teresa hatte mich ermüdet, und sie verließ mich, sehr zu meinem Bedauern, da ihre Anwesenheit mir Lebenskraft gab. Sie erschien mir damals wie eine barmherzige, freundliche Heilige. Ich schlief und erwachte und schlief und erwachte, und andere brachten mir zu essen, und dann, am dritten Tag, kehrte sie zurück. Ich war stärker, stark genug, um die Hand nach ihr auszustrecken, als sie eintrat, und mich ein wenig aufzusetzen.
»Ich glaube, ich werde bald imstande sein, dieses Bett zu verlassen«, sagte ich, nachdem ich gegessen hatte, »und ein wenig zu laufen. Und dann will ich ins Sonnenlicht hinaus gehen und dieses Loch verlassen.«
»Ach, das dürft Ihr nicht.«
»Wirklich nicht? Warum nicht?«
»Weil Ihr ein Gefangener seid.«
»Nay«, sagte ich. »Was dies betrifft, so habe ich mit Gouverneur Serrão einen Pakt geschlossen. Er hat mich eingeladen, in die Dienste der Portugiesen zu treten, und ich nahm an und diente auf der Pinasse des Gouverneurs als Lotse, als ich sie von Masanganu hierher brachte. Weshalb kerkert ihr mich nun ein?«
»Das weiß niemand. Das Dekret wurde erlassen, und Ihr dürft nicht befreit werden. Außerhalb dieses Raumes hält die ganze Zeit über ein Posten Wache, um zu verhindern, daß Ihr von hier flieht.«
Darüber mußte ich lachen, ich, der ich zu schwach war, die Beine auf den Boden zu setzen.
Daraufhin beugte ich mich zu ihr. »Doña Teresa«, sagte ich, »seid Ihr mein Freund?«
»Bin ich«, sagte sie. Und in diesem Augenblick bezweifelte ich sie zum ersten Mal, denn ich sah ein Funkeln in ihren Augen, eine Fremdartigkeit, sogar eine Art satanischen Unheils, und fragte mich, bis zu welchem Ausmaß sie wirklich eine Heilige sein mochte. Woher diese Gedanken kamen, weiß ich selbst nicht: Ich glaube, es war ihre große Schönheit, die mich erschreckte, und eine gewisse Fremdheit, deren volles Ausmaß ich damals nicht begriff und die mich warnte, einem Portugiesen zu vertrauen, gleichgültig, wie freundlich er sich gab. Doch noch als ich diese Zweifel an ihr hatte, sagte sie überaus freundlich: »Wie kann ich Euch zu Diensten sein?«
»Geht zu Gouverneur Serrão«, drängte ich, »und erinnert ihn daran, daß er und ich ein Abkommen geschlossen haben…«
»Gouverneur Serrão ist tot.«
»Ach, deshalb! Wann?«
»Vor vielen Monaten. Es gab einen Krieg gegen König Ngola und seine Verbündeten, der schlecht für uns verlief, und kurz darauf erkrankte Serrão und starb. Die Truppen wählten seinen Stellvertreter, Luiz Ferreira Pereira, seine Stelle einzunehmen. Es war Gouverneur Pereira, der befahl, Euch einzukerkern.«
»Warum?«
Sie schüttelte den Kopf. »Das ist nicht bekannt. Vielleicht wollte er einfach nicht über Euch nachdenken, da er zuviel anderes im Kopf hatte. Es erging der Befehl, daß der Engländer als Gefangener abgesondert zu halten ist. Was Euch nichts ausmachte, da Ihr tobtet und träumtet und jeder sowieso dachte, Ihr würdet sterben, was Ihr aber nicht tatet. Sobald Ihr wieder die Kraft dazu habt, werdet Ihr ins Gefängnis im Presidio verlegt werden.«
»Nay, nay, nay! Werdet Ihr für mich zu diesem Gouverneur Pereira gehen und ihm sagen, wie Serrão
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