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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ich dies erfuhr.
    Als sie mir diese Dinge über sich erzählt hatte, bat ich sie, mir auch von den Ereignissen zu berichten, die sich während meiner Zeit des Deliriums im Lande Angola zugetragen hatten.
    Es hatte sich vieles ereignet, und nichts davon war gut. Kurz vor Weihnachten hatte Gouverneur Serrão die Vorbereitungen für den Krieg abgeschlossen, den zu kämpfen er so unwillig war, und war gegen den Feind gezogen. Sein Heer bestand nur aus einhundertundachtundzwanzig portugiesischen Musketieren – mit drei Pferden – und etwa fünfzehntausend einheimischen Verbündeten, die mit Bögen bewaffnet waren. Dies kam mir fürwahr wie eine mächtige Truppe vor, doch Doña Teresa schüttelte den Kopf und sagte: »Dieses schwarze Volk hier ist sanft und leicht zu erschrecken. Und wenn es den Heeren König Ngolas gegenübersteht, schmilzt die Loyalität für die Portugiesen schnell.«
    König Ngola war der Herrscher dieser Region, nach dem die Portugiesen dem Land seinen Namen gegeben hatten. (Sein eigenes Volk nennt es keineswegs Angola, sondern vielmehr Ndongo.) Es scheint, daß Ngola nur sein Königstitel ist und nicht der Taufname (wenn ich ihn so bezeichnen darf!), denn als ich mich später mit der Geschichte dieses geplagten Landes beschäftigte, erfuhr ich von vielen Königen Ngola. Es gab einen namens Ngola Ineve, der vor langer Zeit den ersten Schaden anrichtete – in den Tagen von Königin Maria, als ich noch nicht geboren war –, indem er einen Brief nach Portugal schickte und nachsuchte, freundschaftliche Beziehungen zwischen seinem und diesem Lande zu errichten. Dies geschah, um das Königreich Kongo abzuwehren, das ihn bedrohte. So war es also dieser Ngola Ineve, der den Teufel ins Zelt einlud, doch er starb, und es war Ngola Mbandi, der die Portugiesen willkommen hieß, und er starb auch, und es war schließlich Ngola Kiluanji, der ihnen erlaubte, sich mit der Ortschaft São Paulo de Luanda an seiner Küste niederzulassen. Und doch habe ich schon gehört, wie all diese Namen in einer ganz anderen Reihenfolge genannt werden, denn die Portugiesen, die diese Historie schrieben, sind faule, unwürdige Chronisten, die wahrscheinlich nicht einmal die Namen ihrer eigenen Könige in der richtigen Reihenfolge nennen können.
    Doch sei es, wie es sei, dieser Ngola Kiluanji war kein Freund Portugals, denn er hatte gehört, daß die Portugiesen letztendlich beabsichtigten, Besitz von seinem gesamten Königreich zu ergreifen und sein Volk über die Meere als Sklaven zu verkaufen.
    »Es war ein portugiesischer Händler, in den der Teufel gefahren war, der ihm diese Dinge verriet«, erklärte Doña Teresa, »oder so erzählt man jedenfalls, obwohl ich glaube, daß es der König des Kongos war, der ihm berichtete.«
    Wer immer es auch gewesen war, es lag nahe an der Wahrheit, denn die Portugiesen beabsichtigten tatsächlich, in diesem Land Sklaven zu jagen. Nachdem König Ngola Kiluanji dies gehört hatte, massakrierte er alle portugiesischen Händler an seinem Hofe, etwa zwanzig Mann, und raubte ihnen eintausend Sklaven. Dies ist schon lange her; es trug sich in den Zeiten Gouverneur Paulo Dias’ zu, und seitdem hat es immer wieder Kriege zwischen Ngola und den Portugiesen gegeben. Und ich glaube, Ngola hätte die Portugiesen vor einigen Jahren ins Meer getrieben, wäre es nicht zu Feindseligkeiten zwischen den Mohrenhäuptlingen gekommen, die dazu führten, daß sich einige mit den Portugiesen gegen ihren eigenen König verbündeten.
    In diesem neuesten Krieg flossen die Gezeiten des Glücks für König Ngola. Serrão führte sein Heer über den Fluß Lukala und marschierte landeinwärts in östliche Richtung zu einem Ort, wo Ngola mit seiner gewaltigen Streitmacht auf ihn wartete, mitsamt den Truppen des Königs von Matamba und einer Abordnung, die der König des Kongos geschickt hatte, und auch, wie Doña Teresa sagte, gewissen Streitkräften der Jaqqas, die als die Jaqqa-Chinda bekannt sind.
    »Dann verbinden sich die Jaqqas mit anderen Völkern?« fragte ich.
    »Wenn es ihnen genehm ist«, erwiderte sie. »Genau, wie der Wind sich mit den Seefahrern verbindet, wenn er ihre Segel füllt und sie dorthin schickt, wohin sie es wünschen, und bei anderen Gelegenheiten in Stürmen über sie hereinbricht und ihre Masten knickt. Wir wissen es niemals, bis wir es erfahren.«
    Der fette alte Gouverneur Serrão machte sich vor Angst derart in die Hosen, daß er sich angesichts der überlegenen Streitmacht zurückziehen

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