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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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gepaart hatte, dem selbigen Philip, der König von Spanien und Portugal geworden ist, und erzählte mir spöttisch von solch schändlichen Dingen, daß ich erröten würde, müßte ich sie in diesem Bericht enthüllen, denn sie entstammten keinem wahren Klatsch, sondern nur den Schmortöpfen meines eigenen Verstandes, wie fieberhaft er auch sein mochte. Sie erzählte mir auch ähnliche Dinge vom Papst und seinen Lustknaben, und dann sagte sie: »Und wenn du auf diesem Bett stirbst, Andy, nimm nicht die Salbung des portugiesischen Priesters entgegen, sondern gehe mit meinem eigenen Dispens, der dich von aller Schuld befreit, denn ich bin Gottes Vikar in England.« Und sie wischte mir die Stirn mit einem nassen Tuch und gab mir süßen dicken Sirup zu trinken und bettete meinen Kopf an ihren Brüsten, die wundersam weich waren, im Gegensatz zu den schändlichen Geschichten, die man von ihr erzählt. Doch ich war im Fieber. Denn als die Königin mich umpflegte und liebkoste, verwandelte sie sich in meinem schmelzenden Gehirn in meine süße Anne Katherine, deren Brüste ich gut kannte und die fürwahr weich waren. In dem tiefen Tal zwischen ihnen fand ich meinen Frieden, und sie fuhr mit den Fingern über mein verfilztes, struppiges Haar und sang von Liebe und Frieden. »Gute Anne Katherine«, sagte ich. »Nimm mich zu dir!« Ihr Körper war nackt, ganz rosa und golden, und von ihm kam der Wohlgeruch des Grases im Frühling und von Veilchen in Blüte oder von Flieder, und sie öffnete mir die Arme und zog mich an sich. Und mein Körper erhob sich zu dem ihren, meine Mannheit versteifte sich, und ich fühlte die warme, nasse Stelle zwischen ihren Schenkeln, und als ich in sie eindrang, geschah etwas Seltsames, denn sie wurde dunkler und kleiner und verwandelte sich in meine andere Frau Rose Uliward, die an den Blattern gestorben war. Die Veränderung von der hellhäutigen zur dunklen, von der großen zur kleinen Frau dauerte nur einen Augenblick, und ich legte die Hände um ihre Brüste, die für eine so kleine Frau wundersam rund und voll waren, und legte mein Gesicht auf die Rundung ihres Halses und fuhr mit den Lippen über ihre Haut, doch die Haut kam mir kalt vor. Und sie mochte es auch gewesen sein, denn die Rose, die ich umarmte, war die Rose, die bis zu diesem Tage auf dem Friedhof von Plymouth liegt, nur Knochen und starrende leere Augenhöhlen, die mir großen Schrecken bereiteten.
    Nach dieser Vision schrie ich lange und laut. Und es kam jemand anderes, um mich zu trösten, der mir die Stirn abtupfte und mir mit einem Löffel eine Medizin zwischen die Lippen schob. Ich wagte es nicht, die Augen zu öffnen, aus Furcht, ein weiteres Skelett zu sehen, doch eine vertraute Stimme sagte: »Hab keine Angst, Andy, deine Genesung schreitet gut voran.«
    Es war mein Vater. Ich sah ihn an, und da war er, gut gekleidet mit einer engen dunklen Hose und den feinen samtenen Beinkleidern und einem braunen Lederwams, einem weiteren, ganz mit Gold verwebten Wams, dem Mantel eines hohen Herrn, und einer Lederbörse an der Seite, und er sagte: »Du warst immer mein Augapfel, mein Liebling, das Kind meiner späten Jahre, und ich werde dich von nun an behüten, ich werde dich vor allem Übel bewahren, denn ich bin sowohl dein Vater wie auch deine Mutter und dein Lotse in diesem stürmischen Meer.«
    Ich umklammerte seine Hand, und er verwandelte sich in Rauch und war verschwunden, was mir zu sagen schien: Es gibt keinen wahren Lotsen bis auf dich selbst, und du mußt deinen eigenen Kurs in dieser Welt segeln, auf der dich fürwahr keine andere Seele unterstützen kann. Doch vielleicht gehe ich irre darin, solche Trugbilder so ernst zu nehmen.
    Ich weiß nicht, wie lange ich in diesen Träumen verblieb. Es hätten Tage oder Wochen oder Monate sein können.
    Es gab noch viele andere. Mein Geist hatte sich völlig aus seiner Vertäuung gelöst, und ich konnte nicht zwischen Traum und Wachen, zwischen Tag und Nacht unterscheiden. Ich weiß, Sir Francis Drake kam zu mir und schwor, mich all seine Erfahrung mit der See zu lehren, und dann war da ein Priester, der mir römischen Trost anbot, mit Oblaten und Wein, was ich wohl akzeptiert haben mag, und ich erinnere mich an Thomas Tomers junge Bettgefährtin von den Muchimas mit ihren festen Brüsten, die hervorstanden wie welche, die gerade erst gesprossen sind, und ihren kleinen, zu scharfen Keilen geschliffenen Zähnen.
    Sie fuhr mit dem Mund über meinen Körper, küßte mich und nagte

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