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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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fliehen war schon schwierig genug; eine Frau mitzunehmen würde meine Risiken und Schwierigkeiten verdreifachen. Und selbst wenn es mir gelänge – wie sollte ich mit einer Frau dieser Sorte an meinem Arm in England einmarschieren? Es wäre leichter, ein paar Elephantos mitzunehmen oder eine kleine Herde flinker Zevveras. Sie der Königin vorstellen? Aye, und sie Anne Katherine vorstellen, und dann werden wir drei vom Erzbischof von Canterbury getraut, nicht wahr? Doch dies waren alles zweite und dritte Gedanken, die mir in einer späteren Stunde kamen. In diesem Augenblick nahm ich mein Versprechen halbwegs ernst, so, wie wir Wunschvorstellungen nachhängen. Daß ich Afrika eines Tages entkommen würde, schien durchaus möglich, denn dies war mein großes Ziel. Daß ich Doña Teresa mitnehmen würde, war zumindest eine hypothetische Erörterung wert.
    Eines Tages fragte sie: »Trägst du diesen kleinen Talisman noch bei dir, den ich dir gegeben habe?«
    »Aye. Ich trage ihn manchmal an einer Schnur um meine Taille, damit er mich an dich erinnert, und wenn ich schlafe, liegt er neben mir oder unter meinem Kopf.«
    »Und du hast solchen Abscheu empfunden, als ich ihn dir gab!«
    »Nun, er stammt von dir, und so ist er mir lieb geworden.«
    »Ich habe dich belogen, als ich dir seinen Zweck nannte«, sagte sie mit einem übermütigen Grinsen.
    »Inwiefern?«
    »Daß er ein Schutzamulett sei. Das ist er nicht.«
    »Was ist er dann?«
    Sie lachte verspielt. »Ein Liebesamulett«, sagte sie. »Um dich an mich zu binden, damit du mich ersehnst. Denn ich habe dich ersehnt, doch du hast mich niemals mit Begierde betrachtet, so daß ich dachte, ich müsse bei einer höheren Macht Zuflucht nehmen. War dies nicht verderbt von mir?«
    »Ach«, sagte ich, gleichzeitig amüsiert und beunruhigt, denn dies war Hexenkunst, und ich fürchtete die Hexerei. Und doch sagte ich mir, daß es nicht das Amulett war, das diese Lust erzeugt hatte, sondern einfach ihre Schönheit; obwohl ich in der Tiefe meiner Seele einen gewissen Zweifel daran empfand und eine gewisse Furcht, daß ich, wenn ich den Talisman behielt, mich der Teufelskunst auslieferte.
    Sie brachte mir Wein. Sie brachte mir kleine Kuchen. Sie wusch mich mit ihrem Schwamm, wenn der Kerkerdreck zu dick auf mir wuchs. Sie öffnete mir freudig und bereitwillig ihren Körper, und wir entwickelten große Kunstfertigkeit im Spiel der Liebe, so daß der Kerker für mich eine gelindere Qual war, als man allgemein annimmt. Doch ich war noch immer ein Gefangener.
    »Der neue Gouverneur wird in ein paar Wochen eintreffen«, berichtete sie mir. »Dann werde ich bei ihm vorsprechen und dich aus diesem Loch befreien.«
    »Und werde ich dich noch sehen, wenn ich frei bin?«
    »Wir werden unseren Plan heimlich in Angriff nehmen müssen. Doch wir werden ihn in Angriff nehmen, das verspreche ich dir!«
    »Und was soll aus mir werden, wenn deine feinen portugiesischen Freunde es erfahren? Zurück in den Kerker? Oder Schlimmeres?«
    »Sie werden es nicht erfahren.«
    »Aye, ich weiß, du bist geübt in diesen Künsten. Ich glaube, wenn du ein Mann wärest, würdest du der Gouverneur dieses Ortes sein, noch bevor du dreißig bist.«
    »Wenn ich ein Mann wäre«, sagte sie. »Doch statt dessen werde ich der Gouverneur des Gouverneurs sein und den Lohn bekommen, ohne die Mühen zu haben. Ist dies nicht besser? Wenn man bedenkt, daß ich kein Mann bin und kein Amt übernehmen darf. Was glaubst du, warum ist das so, daß Frauen keine Ämter übernehmen dürfen?«
    »In England dürfen sie es«, warf ich ein.
    »In England, aye! Doch diese Portugiesen denken anders. Sie glauben, daß eine Frau nur zu zwei Dingen gut ist, die beide im Bett getan werden, und das zweite ist Gebären.«
    »Das andere wird nicht im Bett getan, Doña Teresa.«
    »Vielleicht nicht von dir und mir in dieser bettlosen Zelle. Doch der Brauch hier…«
    »Nein, ich meine das Kochen«, sagte ich, »denn ist dies nicht das andere, das die Frauen tun, wenn sie nicht mit einem Kind gehen?«
    Sie lachte herzlich darüber und versetzte mir einen heftigen Rippenstoß.
    Dann sagte sie ernsthafter: »Welche Ämter dürfen Frauen in England übernehmen?«
    »Fürwahr, Doña Teresa, die allerhöchsten! Sicher weißt du, daß wir eine Königin haben, und vor ihr hatten wir schon einmal eine!«
    Dies erstaunte sie nicht. »Das weiß ich«, sagte sie. »Deine Elisabeth und deine Maria, die eine halbe Spanierin war. Doch eine Königin wird man

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