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Herr der Finsternis

Herr der Finsternis

Titel: Herr der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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und ihre Schenkel öffnete sich, und sie nahm mich auf, denn sie war mehr als bereit, und es bestand keine Notwendigkeit für das Vorspiel des Streichelns, das viele Frauen mögen.
    Alle Gedanken wichen aus meinem Verstand.
    Ihr Rücken war gebogen, ihre Beine schlangen sich um meinen Körper, ihre Finger gruben sich in meinen Rücken, und tief unten fühlte ich den heißen, süßen, feuchten Schlund, der mich aufnahm wie das hungrige Maul eines Seesterns, und es stieg eine Flut in mir empor, die mich völlig hinwegtrug und gegen die ich nicht ankämpfte. Tief in diesem lieblichen zweiten Mund begraben, in diesem warmen, tröstenden Hafen, verlor ich mein Sein in einer Kanonade wahnwitziger Explosionen, die mich völlig entkräfteten, und rollte mich wie tot und keuchend auf den Boden neben sie.
    Sie lachte ein leises, klingelndes Lachen und fuhr mit der Hand durch das goldene Vlies auf meiner Brust.
    »So eifrig, Engländer, und so schnell! Doch ich vergebe dir. Es ist lange her gewesen, nicht wahr?«
    »Tausend Jahre.«
    »Das nächste Mal ist nicht so weit entfernt.«
    »Nay. Kaum drei Augenblicke, denke ich.«
    Sie zog mich an ihre Brüste. Meine Finger streiften über ihre Haut. Im Nachschein des Beischlafs hatte sie das Aussehen schöner, polierter Bronze, und ihr Haar da unten war kraus und gelockt, ein weiteres Zeichen, daß Afrika in ihrem Blut war. Als ich sie berührte, fühlte ich, wie meine Mannhaftigkeit fast augenblicklich wieder zum Leben erwachte.
    Ich rollte mich frei und umarmte sie erneut.
    »Diesmal langsamer, denn deine Ungeduld wird nicht mehr so groß sein, nicht wahr, Engländer?«
    »Aye«, antwortete ich. Und gab dem Teufel, was des Teufels war.

8
    Und mit diesem ersten Stoßen von Fleisch in Fleisch begann ich, was ich nun als eins der größten Abenteuer der Leidenschaft, die ich jemals hatte, erkannt habe, vielleicht das größte von allen, das mein Leben völlig änderte und wandelte. Dies argwöhnte ich zu jener Zeit jedoch noch nicht. Ich hatte nicht den Eindruck, etwas von Bedeutung habe seinen Anfang genommen, sondern nur, daß ich einsam und fern von der Heimat litt und in die Fänge des Satans getaumelt war. Doña Teresa, die mich betört und gelockt hatte, bis ich kaum mehr als ein tönerner Tor war, hatte mir meine hochgeschätzte Keuschheit genommen und damit – wahrscheinlich nicht zum ersten Mal – die Macht ihrer List über einen hilflosen Mann bewiesen. Wäre ich ein Papist gewesen, hätte ich wahrscheinlich um meine unsterbliche Seele gefürchtet und wäre in dem Augenblick, da sie meine Zelle verließ, plärrend zum Beichtstuhl gelaufen.
    Doch ich bin kein Papist, und obwohl ich ein gottesfürchtiger Mann bin, bin ich kein kirchenfürchtiger Mann, wenn Ihr versteht, was ich meine. Ich glaube nicht, daß man die Seele verlieren kann, wenn man ein paar Zoll festen Fleisches in einen heißen kleinen Schlitz stößt, selbst wenn es nicht der richtige und geziemende Schlitz ist, den ausschließlich zu benutzen man geschworen hat. Obwohl ich wußte, von ihr zu etwas verleitet und gedrängt worden zu sein, das nur zum Teil meinem Wunsch entsprach, machte sie dies noch lange nicht zur Handlangerin des Teufels, nicht wahr? Sie hatte mit mir gespielt und etwas von mir bekommen, das sie zweifellos aus gutem Grund gesucht hatte, und mir etwas gegeben, das meinem Verlangen entsprach.
    Ich muß erklären, daß ich weder Scham noch Schuld verspürte. Denn Keuschheit ist wie ein entzündetes Furunkel, das, einmal aufgestochen, schnell heilt und wieder verschwindet und nicht zurückkommt und das man, wenn die Entzündung abgeklungen ist, völlig vergißt. Ich wußte, daß ich Anne Katherine nicht weniger liebte, weil ich mit dieser seltsamen Frau auf dem Boden eines afrikanischen Kerkers kopuliert hatte. Und ich wußte auch, daß meine Hoffnungen, England und Anne Katherine wiederzusehen, gering waren, so gering, daß es nur wenig mehr als mönchischer Wahnsinn war, zu versuchen, bis zu meiner Heimkehr keusch zu bleiben. Nicht einmal Odysseus hat dies getan, als er während seiner langen Reise nach Ithaka mit Circe und Nausicaa und wer weiß wie vielen anderen geschmust hatte.
    (Seine Penelope war natürlich keusch geblieben. Aye, aber das ist eine andere Sache, nicht wahr?)
    Nach dieser ersten leidenschaftlichen Stunde verließ mich Doña Teresa und kehrte zwei Tage lang nicht zurück. Was mich hungrig auf ihre Gesellschaft machte und mich im Geiste unser Spiel nachvollziehen ließ.

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