Herr der Finsternis
mir nicht die Gunst erwiesen worden noch wird sie mir jemals erwiesen werden, wie ein Leicester oder Raleigh in die Hallen Ihrer Majestät zu schreiten: Doña Teresa jedoch hat mir diese nähere Unterweisung fürwahr erteilt, als ihre Augen vor den meinen leuchteten, ihre Zungenspitze die meinige kitzelte, ihre harten Brustwarzen wie glühende Kohlen an meiner Brust brannten; und überdies hat sie mir ihren dunklen und unbeständigen Geist offenbart, so daß ich ihre Absichten und Vorhaben durchschauen konnte.
Dank Doña Teresas Diensten war meine Gefangenschaft also nicht die schmerzlichste, die ein Gefangener je ertragen mußte. Es gab genug Prellungen und Strafen, denn manchmal wurden die Kerkermeister zornig auf mich, oder ich auf sie, und schlugen mich für meinen Ungehorsam. Auf diese Art verlor ich einen Schneidezahn. Doña Teresa fiel dies auf, und sie erkundigte sich augenblicklich nach dem Namen des Mannes, der mich verletzt hatte, damit sie ihn dafür bestrafen lassen konnte.
»Nay«, sagte ich, »ich bin gestolpert und unglücklich mit dem Gesicht aufgeschlagen«, denn ich fürchtete, daß sich die Wachen an mir rächen oder mich sogar erschlagen könnten, wenn ich es ihr verriet.
Abgesehen von solch kleinen Dingen führte ich jedoch ein behagliches Leben, wobei mich an vielen Tagen die großen Kunstfertigkeiten dieser Frau trösteten und ich manchmal ausgezeichneten Wein zu trinken und kleine Reste von den besten Banketten der Stadt zu essen bekam. Doch trotz allem war ich nicht dazu geboren, in einer irdenen Höhle zu hausen, und sehnte mich nach dem Sonnenlicht und der Freiheit.
Wie viele Monate waren es gewesen? Ich hatte sie schon lange nicht mehr gezählt. Eine Regenzeit und eine Trockenzeit und noch einmal Regen und Dürre – hieß dies nicht, daß der volle Kreislauf des Jahres zweimal verstrichen war? Gab es noch ein England? War Elisabeth noch meine Königin, oder waren die Spanier mit einer neuen und weniger kraftlosen Armada zurückgekehrt? Anne Katherine, was war mit ihr? Wie war es meinem Bruder Henry ergangen und seinem Gönner Raleigh und dem großen Sir Francis Drake, und floß die Themse noch an London vorbei ins Meer? Verloren, verloren, all dies war mir verloren. Doña Teresas zarte Schenkel und hüpfende Brüste waren mir ein Trost, doch nicht Trost genug, während ich in meinem Kerker wütete und auf und ab schritt und litt und mir zu einer philosophischen Ruhe riet und dennoch wieder wütete.
Schließlich kam sie zu mir und sagte: »Der neue Gouverneur ist hier, Don Francisco d’Almeida. Er ist mit vierhundertundfünfzig Fußsoldaten und fünfzig afrikanischen Hilfskräften gekommen, alles ausgesuchte Männer, und ist voller kühner Pläne. Er beabsichtigt eine Expedition quer durch Afrika, um eine Kette von Forts zu errichten, die die Straßen von hier bis zu dem Meer, das an der anderen Küste liegt, schützen soll.«
»Fürwahr, sehr kühne Pläne«, sagte ich. »Und hast du mit ihm gesprochen, und wird er mich aus diesem Loch holen?«
»Ich habe schon mit ihm gesprochen.«
»Und?«
»Er ist ein eitler und selbstgefälliger Mann.«
Meine Hoffnungen, die sich kurz gehoben hatten, sackten wie Luzifer hinab, der einen ganzen Tag lang vom Himmel stürzte. »Das heißt, er wird mich nicht freilassen?«
»Er ist mit seinen Plänen beschäftigt. Hauptsächlich liegt er mit den hiesigen Jesuitenpatern im Streit. Sie beanspruchen gewisse Rechte an seiner Herrschaft und weigern sich, seinen Weisungen zu gehorchen.«
»So ist es schon immer mit des Papstes Männern gewesen. Und so war es schon immer mit diesen wankelmütigen Gouverneuren hier. Soll ich auf ewig hier verfaulen, Teresa?«
»Friede, Friede. Nachdem ich nicht das Ohr des Gouverneurs d’Almeida gewinnen konnte, habe ich mich an Don João de Mendoça gewandt.«
Ich hatte schon lange das Vertrauen in die Macht dieses Mendoça verloren. Da er zu einer Zeit, da es hier keinen Gouverneur gegeben hatte, nicht in der Lage gewesen war, das Kommando zu übernehmen und von diesem dummen neuen Gouverneur aus Portugal, Don Francisco, verdrängt worden war, schien es erwiesen, daß er unfähig war, in Angola voranzukommen. Doch nun, als ich schon dachte, niemand würde sich je um mich kümmern, hatte Doña Teresa eine Unterredung mit Mendoça für mich arrangiert.
»Er wird dich morgen sehen«, sagte sie, »und er beabsichtigt, dich in seine Dienste aufzunehmen.«
»Steht dies denn in seiner Macht?«
»Er kann tun, was
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