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Herr der Krähen

Herr der Krähen

Titel: Herr der Krähen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong
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State House an und fragte, warum man seinen Chef verhaftet habe und was er unternehmen solle. Der Herrscher befahl Kaniũrũs sofortige Freilassung.
    Als Sikiokuu wegen des Plakats befragt wurde, behauptete er, er habe Kaniũrũ keineswegs schaden wollen. Er sei lediglich darauf aus gewesen, Nyawĩra zu verhaften, aber das einzige Foto, das er von ihr besitze, zeige sie Hand in Hand mit Kaniũrũ. So erfuhr der Herrscher zum ersten Mal von der Verbindung zwischen Kaniũrũ und Nyawĩra und sagte sich: Da steckt mehr dahinter, als auf den ersten Blick zu erkennen ist, aber ich werde das aufdecken! Dennoch befahl er, Kaniũrũs Bild vom Plakat zu entfernen.
    Kaniũrũ hatte häufig behauptet, er sei von seiner blinden Großmutter aufgezogen worden, weil seine Eltern gestorben waren, als er noch ein Säugling war. In Wahrheit war jedoch seine Großmutter gestorben. Nun musste er weitere Verunglimpfungen ertragen, als die Zeitungen einige Tage später Fotos seiner alten Eltern aus einem abgelegenen Dorf veröffentlichten, die in den Straßen von Eldares nach ihm suchten, weil sie die Fotos gesehen hatten, auf denen er abgeführt worden war.
    Trotz seiner Freilassung war Kaniũrũ verbittert darüber, dass die ersten Fotos von ihm, die je in der Presse erschienen waren, ein demütigendes Fiasko für ihn darstellten.

19
    Nach dieser schweren Prüfung sah Kaniũrũ in Sikiokuu, den Studenten und den Zeitungen eine große Allianz gegen sich, und das verstärkte seine Entschlossenheit, sich zu rächen. Als Erstes schickte er seine Schläger aus, um Studenten zu verprügeln, wo immer sie welche fanden. Das löste im ganzen Land einen Skandal aus, doch das schreckte ihn nicht. Was Sikiokuu anging, so wollte er Nyawĩra vor ihm zu fassen bekommen und damit dessen Chance auf den Sieg im Wettlauf zunichte machen. Er wollte dies erreichen, indem er selbst den Herrn der Krähen festnahm, denn er war nach wie vor überzeugt, dass es eine Verbindung zwischen beiden gab. Außerdem versprach sich Kaniũrũ von ihm Informationen über das Frauenvolksgericht.
    Kaniũrũ entwarf ein Fahndungsplakat, auf dem eine verschwommene Darstellung des Zauberers zu sehen war, die auf seiner Erinnerung an die verschiedenen Begegnungen mit ihm basierte. Unter dem Bild bat er den Zauberer, sich über eine Telefonnummer bei ihm zu melden, um einige Fragen zum Männerverprügeln zu beantworten, das sich inzwischen zu einer Epidemie ausgewachsen habe.
    Kahiga befahl er, ein Auge auf Sikiokuu und Machokali zu haben und deren Pläne zur Ergreifung Nyawĩras und des Zauberers in Erfahrung zu bringen. Außerdem beauftragte er ihn damit, die Zerstörung aller Plakate Sikiokuus zu überwachen und sie durch die eigenen zu ersetzen. Er stellte ihm ein schwarzes Motorrad zur Verfügung, damit er bei der Wahl zwischen Straßen und Feldwegen flexibel war. Kahiga seinerseits beschloss, sich die Aufgaben, die ihm aufgebürdet worden waren, etwas zu erleichtern, indem er heimlich A.G. folgte und, was dieser herausfand, zum eigenen Nutzen verwendete.
    Sikiokuu wiederum übte Vergeltung, indem er Kaniũrũs Plakate abreißen und durch seine ersetzen ließ, wodurch sich ihr Kampf zu einem Plakatkrieg ausweitete. Er überließ Njoya ein goldfarbenes Motorrad, damit der den Plakatkrieg überwachte, und Njoya dachte sich, seine neuen Pflichten am effektivsten erfüllen zu können, indem er unauffällig Kahiga folgte.

20
    Nachdem er sich daran geweidet hatte, dass den Studenten die Knochen gebrochen worden waren, und voller Zuversicht war, sowohl den Plakatkrieg als auch den Wettlauf zu gewinnen, widmete sich Kaniũrũ nun den Medien. Er musste nur noch einen Weg finden, die Journalisten zu bestrafen.
    Als Bus- und matatu -Fahrer in den Streik traten und gegen eine neue Verordnung protestierten, die es Passagieren verbot, vor dem Einsteigen in ein öffentliches Transportmittel eine Warteschlange zu bilden, schien die Chance, nach der er suchte, an seine Tür zu klopfen. Die Passagiere ignorierten offensichtlich das Verbot von Schlangen aus mehr als fünf Menschen und bildeten lange Reihen. Die neue Verordnung sah vor, dass die Leute sich in die matatus und Busse drängten und schoben. Der Streik legte fast das gesamte Land lahm, vor allem die größeren Städte, bis die Unternehmer und Geschäftsleute darüber klagten, dass man sie ruiniere. Das zwang die Regierung, die Verordnung nachzubessern und sowohl Schlangen als auch Drängeleien zu erlauben. Hier bildeten die

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