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Herr der Krähen

Herr der Krähen

Titel: Herr der Krähen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong
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von jedem X-Beliebigen, aber er, John Kaniũrũ hätte schließlich einen Abschluss in Kunst und Kunstgeschichte der Eldares University und sogar ein wenig Architektur studiert. Eine künstlerische Gestaltung wäre keine große Sache.
    Kaniũrũ zerging förmlich bei der Aussicht, mit solch einem berühmten Minister zusammenarbeiten zu können. Doch schon bauten sich die ersten Hindernisse vor seinem Glück auf. Nachdem er ganz allgemein beschrieben hatte, was er von dem Künstler erwartete, wies Machokali einen Referenten an, Kaniũrũ die Zeichnung vorzulegen. „Sie sehen sie sich nur dieses eine Mal an“, sagte er. „Das Übrige überlasse ich Ihrer Phantasie.“ Zu diesem Zeitpunkt ahnte Kaniũrũ noch nichts von der Bedeutung der Zeichnung, die ihm als Inspirationsquelle für seine Kunst diente. Nachdem er jeden Tag zur Arbeit eingeschlossen und am Abend einer Leibesvisitation unterzogen wurde, dämmerte ihm, dass es sich um etwas Wichtiges handeln musste. Und als er herausbekam, dass es mit der Geburtstagsfeier des Herrschers zusammenhing, gab er dem Referenten des Ministers einen Brief, in dem er den Minister anflehte, seinen Beitrag zum nationalen Wohl anzuerkennen. Der Referent beruhigte ihn. Nicht nur würde sein Name erwähnt werden, sondern es bestünde sogar die Möglichkeit, dem Herrscher persönlich vorgestellt, zumindest aber nach vorn gerufen zu werden, damit die Menschen ihn sehen konnten. Dafür bedankte sich Kaniũrũ überschwänglich beim Referenten des Ministers, nannte ihn „meinen Freund“, übersah aber sämtliche Hinweise, sich beim Nachrichtenüberbringer erkenntlich zu zeigen. Der Referent war darüber gezwungenermaßen verwundert. Was ist das für einer, der nicht mal weiß, dass auch der Überbringer einer Botschaft essen muss? Und weil er über den Geiz von Kunstlehrern sauer war, erzählte er später dem Minister, dass der Lehrer verfügt habe, sein Name solle nicht erwähnt werden. So selbstlos sei er. Kaniũrũ, der von diesem Verrat nichts wusste, überlegte mehrere Tage, wie er seinen öffentlichen Auftritt am besten inszenieren könnte. Er wollte sich ganz nach hinten setzen, damit er, wenn sein Name aufgerufen wurde, den langen Weg durch die Menschenmenge bis zur Bühne zu gehen hatte. Selbst wenn man ihn nur bat sich zu erheben, würden sich Tausende Köpfe nach ihm umdrehen, um ihn zu sehen. Doch statt der dankbaren Aufmerksamkeit aller empfing er nur die wütenden Gesten derer, die um ihn herum saßen. Und dazu noch die Warnung eines Bullen, nur ja ruhig zu bleiben, weil er ihm sonst – und das machte die Beleidigung noch schlimmer – mit der Pistole die Nase wegblasen würde. Wie sollte er Machokali je verzeihen, ihn wie Dreck behandelt zu haben?
    Doch selbst als ihn die Bitterkeit dieses Moments überkam, beherrschte er sich, um der Frau, die er zurückgewinnen wollte, keine Schwäche zu zeigen.
    Es erleichterte ihn ein wenig, als er erfuhr, dass Nyawĩra nicht bei der Zeremonie gewesen war, und weil die Wahrheit bekanntlich im Auge des Betrachters liegt, bemühte er sich, sie die Dinge mit seinen Augen sehen zu lassen.
    „Glaub mir, ich habe diesen Schwachsinn nur gemalt, weil Machokali darauf bestanden hat. Er, oder vielmehr sein Referent, gab mir eine Kopie der Bauzeichnung und verlangte eine künstlerische Umsetzung von Marching to Heaven. Ehrlich gesagt, ich fand die ganze Sache hirnrissig. Deshalb habe ich verlangt, meinen Namen nicht zu erwähnen.“
    „Ich bewundere deine Bescheidenheit“, meinte Nyawĩra. „Demut steht einem bestimmt besser als Demütigung.“
    „Spar dir deinen Spott. Und eins will ich dir sagen: In der Herrscherpartei gibt es immer noch zahlreiche Säulen, die so fest stehen wie ein Fels. Minister Silver Sikiokuu zum Beispiel. Er durchschaut diesen ganzen Schwachsinn ebenfalls und hat deshalb die brillante Idee eines persönlichen Herrscherraumschiffs auf den Tisch gelegt, das nach Vorbildern, wie sie hier an der Wand hängen, gebaut werden soll. Was denkbar erscheint, ist auch machbar. Stell dir vor, wie der Herrscher das All regiert. Sikiokuu ist ein politisches Genie, ein wahrer Visionär!“
    „Na, das wird ja interessant. Wer ist denn nun dein Herr und Meister, Minister Sikiokuu oder Seine Königliche Allmächtigkeit? Zu wessen Jugendbrigade gehörst du eigentlich?“
    „Ich schäme mich nicht zuzugeben, dass ich der Herrscherpartei angehöre. Völlig loyal, zu einhundert Prozent. Wo wären wir ohne seine weise Führung? Stell

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