Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr der Moore

Herr der Moore

Titel: Herr der Moore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kealan Patrick Burke
Vom Netzwerk:
»Was ist es?«
    »Sein Blut«, gab Campbell an, indem er das Röhrchen in seine Tasche zurücksteckte. Dann ließ er die Springverschlüsse zuschnappen und nahm den Rest der Stufen.

    ***

    Sie ging um wie ein Wirbelwind. Grady wünschte, er hätte sich schlicht zur Arbeit begeben und mit der Reparatur der Zäune begonnen, aber zu spät: Kate schlug die Wohnzimmertür so fest hinter sich zu, dass die Gegenstände auf dem Kaminsims ins Wackeln gerieten. Wie irr streiften ihre Blicke den Raum ab. Grady trat mit zur Umarmung ausgestreckten Händen auf sie zu, weil er Angst hatte, sie zerbreche in ihrer Rage etwas. Zu seiner Überraschung stieß sie ihn fort, ging ein paar Schritte und drehte sich um. Wut und Enttäuschung machten ihre Züge unansehnlich.
    »Sie sind doch ein Mann von Welt, oder?«, fragte sie, ohne auf eine Antwort zu warten. »Jedenfalls geben Sie sich den Anschein, aber erklären Sie mir eines, wie kann ein Mann silbernes Blut haben?«
    »Kate, ich …«
    »Belügen Sie mich nicht, Grady. Schenken Sie mir verdammt noch mal reinen Wein ein, oder ich verweise Sie nachdrücklich des Hauses, ich schwöre.«
    Er hatte jede ihrer Eskapaden mitgemacht, doch dies war das erste Mal in all den Jahren, dass sie ihm mit dem Rauswurf drohte. Er fühlte sich verletzt, sah aber ein, dass sie nach den verstörenden Ausführungen des Doktors aufgebracht war und es sehr wahrscheinlich nicht so meinte.
    »Ich habe Sie noch nie belogen«, erinnerte er sie.
    Sie trat näher. In ihren Augen funkelte es immer noch. »Dann sagen Sie mir, weshalb Sie sich bislang davor drückten, es mir zu erzählen. Was ist mit ihm geschehen? Er war an dieser Suche nach der vermissten Frau beteiligt, mehr weiß ich nicht. Was verschweigen Sie mir von jenem Tag? Ihm ist etwas zugestoßen; er muss sich einen Erreger im Moor eingefangen haben, der ihn schließlich zu Fall brachte und in einen solchen Zustand versetzte. Was verursachte seine Krankheit?«
    »Meine Liebe, es gibt Dinge, die man besser …«
    »Grady, ich bin nicht auf den Kopf gefallen, also behandeln Sie mich nicht so.«
    »Das tue ich nicht«, widersprach er, doch sie hörte nicht zu.
    »Die Dorfleute, die noch nicht über alle Berge geflohen sind, sprechen immer noch von jener Hatz durch den Sumpf«, erging sie sich weiter. »Ich beobachtete, wie Sie sich beim Flicken der Zäune quälten, obwohl wir keine Tiere mehr halten. Kann es sein, dass Sie etwas fernhalten wollen? Sie gehen nur noch selten in den Ort und schlagen jedes Mal ein Kreuz, wenn Sie am Weg zum Moor vorbeikommen. Außerdem ist mir nicht entgangen, wie Sie das Gebiet vom Fenster Ihres Zimmers aus betrachten. Ich verlange, dass Sie mir auf den Fuß erklären, wieso Sie sich fürchten und was meinen Vater zu einer atmenden Leiche gemacht hat.«
    Grady war, als fahre ein kalter Finger an seinem Rückgrat entlang. Er wollte die Geschehnisse jenes Tages vor ihr verbergen, doch ihr vorgeschobener Unterkiefer, die zornig leuchtenden Augen sagten ihm, dass sie nicht lockerließ, bis er alles preisgab. Ferner kam er nicht umhin, ihr das Recht einzugestehen, den Grund für den bevorstehenden Tod ihres Vaters zu erfahren, nachdem sie jahrelang über ihn gewacht hatte. Einzig der Wunsch, sie zu beschützen, hatte ihn bislang daran gehindert, ihr die Wahrheit offenzulegen.
    Er fuhr sich mit einer Hand durch das Haar und nahm seufzend Platz. »Ich weiß zu wenig, um Ihnen Genüge zu tun, und kann nur schildern, was ich mit eigenen Augen sah. Nach so langer Zeit aber bezweifle ich selbst das allmählich. Da Sie aber auf meinen Bericht bestehen …«
    »Das tue ich.« Sie wirkte nun zumindest ein wenig gefasster. Ihm war klar, dass sie in Windeseile erneut in Fahrt geriet, so er einen Fehler beging. Sie hatte Angst, und er fragte sich, ob sie nicht bis zu einem gewissen Punkt wusste oder wenigstens ahnte, was er ihr mitteilen wollte.
    Sie setzte sich in den Schaukelstuhl gegenüber, verschränkte die Arme vor der Brust und wartete.
    Grady schaute zum Fenster hinaus in die Finsternis. »Alles fing mit einem Besuch früh am Morgen an«, begann er.

    ***

    Mansfield schauderte, dann war er wach. Sofort spürte er, wie kaltes Feuer die Trägheit ausmerzte, welche dem Morphium geschuldet war. Seine Hände zitterten, und der Kopf zuckte von einer Seite zur anderen, während er die Zähne zusammenbiss und den Mund fest geschlossen hielt, um einen Schrei zu unterdrücken. Stattdessen grunzte er leise, öffnete die Augen und sah das

Weitere Kostenlose Bücher