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Herr der Moore

Herr der Moore

Titel: Herr der Moore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kealan Patrick Burke
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und füllte es an der Spüle mit Wasser, um sich von dem Verdruss abzulenken, der ihr Tränen in die Augen trieb.
    Dies war ihr Leben, und so hatte es sich seit jeher gestaltet, wie sie sich erinnerte. Die Entwicklung jedes Sprösslings zum Erwachsenen zu betrauern, als handle es sich um einen Todesfall, war zwecklos und sowohl ihr selbst als auch ihren Lieben gegenüber ungerecht. Die Gefühle ihrer Eltern hatte sie als junger Hüpfer kaum zur Kenntnis genommen. Sie war mit ihrem frisch Vermählten, einem Kohlearbeiter, nach Cornwall gezogen und von da an nur selten zu Besuch gekommen. Zu jener Zeit hatte sie kein schlechtes Gewissen geplagt, und auch jetzt bereute sie nichts, denn von absichtlicher Vernachlässigung konnte keine Rede sein. Sie war schlicht zu beschäftigt damit gewesen, sich eine eigene Existenz aufzubauen, und so sah der Lauf der Dinge eben bisweilen aus.
    Zuerst schniefte sie, dann kicherte sie bei sich ob ihrer Narretei. Nachdem sie das volle Glas auf den Küchentisch gestellt hatte, nahm sie eine niedrige Schale aus dem Schrank und löffelte die Reste des Haseneintopfes hinein, die immer noch warm waren. Die dicken Fleischbrocken ließ sie im Topf, denn der Master konnte kaum kauen. Zuletzt stellte sie das Essen mit dem Wasser auf ein ovales Tablett, legte einen Teelöffel dazu und ging nach oben. Der Wind pfiff eine misstönende Weise an der Dachrinne und heulte durch den Rauchfang herunter, während der Regen gegen die Fenster prasselte.
    Mrs. Fletcher fühlte sich allein. Obwohl der Master in seinem Schlafzimmer lag, konnte sie sich nicht daran erinnern, das Haus jemals so leer wie heute Nacht vorgefunden zu haben. Sie verglich das Unwetter mit einer Katze, die mit den Tatzen über ein Spielzeughaus fuhr, und sie selbst war die einzige Puppe, die drinnen mit den Gliedern schlackerte. Kurz wünschte sie sich, mit Grady und den Kindern zum Tanz gegangen zu sein. Das Unwetter hätte sie in Kauf genommen, solange sie nicht zurückgeblieben wäre. Nein, du bist nicht allein , sprach sie sich zu, und es ist unchristlich lieblos, so etwas zu denken.
    Vielleicht war es nicht einmal die Einsamkeit, die sie bedrückte, sondern eher die Grübelei und das Selbstmitleid, zu dem sie sich hinreißen ließ, wenn niemand zugegen war, um sie abzulenken. Am oberen Treppenabsatz schüttelte sie den Kopf und drehte sich zum Flur Richtung Gemach um, wobei sie die Augen nicht von dem Tablett abwandte.
    Ich füttere ihn , plante sie. Dann schnappe ich mir die Stickerei oder ein gutes Buch und bleibe eine Weile bei ihm. Eigentlich gar nicht so falsch. Doch, es war falsch, und sie wusste es, denn womit sie sich auch beschäftigte, um ihre niederschlagenden Gedankengänge zu unterbrechen: Alles, was sie hören würde, waren das Brausen des Windes und die mühseligen Atemzüge ihres Herrn.
    Anders, als sie es Kate zuvor beschrieben hatte, würde ihr das Wachen mitnichten leicht von der Hand gehen.
    Mrs. Fletcher erreichte das Zimmer und schob sachte die Tür auf, während sie das Tablett auf einer Hand balancierte.
    Drinnen war es stockfinster. Nur der Schein der Blitze beleuchtete alle paar Sekunden die hutzelige Gestalt im Bett. Ihr fiel ein, dass sie die Streichhölzer vergessen hatte, weshalb sie leise fluchte. Ebenso behutsam stellte sie das Tablett am Boden ab. Zu beiden Seiten der Treppenflucht hingen Lampen, deren schwache Flammen zitterten. Das tulpenförmige Glas war zur Spitze hin verrußt. Mrs. Fletcher trat vor die erste und drehte den Docht ein Stück weiter hinaus, damit es heller wurde. Als ein Ast gegen das Fenster in Kates Zimmer krachte, unterdrückte sie einen Schrei und schlug sich mit einer Hand vor die Brust, während die andere reflexartig die Lampe umschloss. »Heiliger Strohsack«, wisperte sie und verweilte kurz, bis ihr Herz zu klopfen aufhörte. Dann nahm sie die Lampe, hielt sie vor sich und stieg über das Tablett, als sie ins Schlafgemach zurückkehrte. Die Lampe stellte sie auf dem Garderobenschrank direkt gegenüber der Tür ab und regelte erneut nach, damit das warme Licht den ganzen Raum flutete.
    Den Schlag des Astes an der Scheibe hatte sie immer noch nicht verwunden, als sie sich umdrehte und das Tablett wiederaufnehmen wollte. Ihr Schatten fiel riesenhaft gegen die Wand. Eine unerwartete Bewegung ließ sie innehalten.
    »Master?«, flüsterte sie und schaute auf die zerknitterten Decken. »Sind Sie wach?«
    Als sie sich näherte, schälten sich die fahlen Züge ihres Herrn

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