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Herr der Moore

Herr der Moore

Titel: Herr der Moore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kealan Patrick Burke
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sein. Er musste die Kleinen vor dem beschützen, was die Nacht auf sie hetzte.
    Zum ersten Mal seit jenem Tag im Sumpf nahm ihn die Angst völlig in Beschlag.

13

    Die Erinnerungen spannten ein dermaßen greifbares Netz durch das Zimmer, dass Jack Mansfield meinte, er müsse bloß die Finger ausstrecken und könne daran rütteln, auf dass die Bilder darin verwackelten.
    Ich habe es getan , beschuldigte er sich und war sowohl verblüfft als auch schockiert darüber. Ich brachte es zu Ende.
    Absolut dunkel war es nicht mehr, denn im sonst kalten, leeren Kamin gegenüber züngelte und knackte ein Feuer auf seinen Scheiten und warf lange Schatten an die Decke. Die Vorhänge hatte man zugezogen, und die Spinnweben, die vertraut wie Wiegen in den Ecken gehangen hatten, waren verschwunden. Der Raum sah aus wie früher, als sein Bewohner noch nicht zu wenig mehr als einem Gespenst verkommen war.
    Mit etwas Verzögerung bemerkte er, dass er keine Schmerzen mehr hatte und sich bewegen konnte, ohne dass Funken von schädelsprengender Gewalt durch seinen schwachen Körper stoben.
    Ich bin tot.
    Ein weiterer Augenblick, und er erkannte, dass er wieder nicht allein war.
    Als er den Kopf drehte, sah er eine Frau neben sich liegen. Dunkles Haar fiel über die sanften Rundungen ihres Gesichts und verhüllte es halb. Ein nussbraunes Auge betrachtete ihn neugierig, und ihr Mund war ein wenig geöffnet. Der Atem roch nach Minze, während sie leicht zitterte, obwohl sie die Decke fest an sich gezogen hatte. Darunter war sie nackt, und sein Blick fiel zwischen ihre Brüste beziehungsweise die geringen Wölbungen des Seidenbezugs. Wie früher verliebte er sich in dieses Bild.
    »Sylvia«, wisperte er. Die Furcht hatte er abgelegt, auch weil er wusste, dass sie in Wirklichkeit nicht da lag – genauso wenig wie seine Frau zuvor über ihm gehangen hatte. Längst waren beide Frauen zu Grabe getragen worden.
    »Ich sollte nicht hier sein«, sprach sie in in einem seltsamen Akzent. Ihre rauchige, aber dennoch feminine Stimme setzte er schlicht mit zu Wohlklang gewordener Verlockung gleich. Das Licht in ihren Augen und die Freuden, die ihr Leib verhieß, zogen ihn an.
    »Ich will aber, dass du hier bist«, hielt er dagegen. Es waren die Worte, die er in der Nacht geäußert hatte, aus der diese Erinnerung stammte. »Zudem wärst du nicht gekommen, hättest du es nicht ebenfalls gewollt.«
    »Aber was ist mit deiner Frau?«
    »Sie ist mir fremd«, bekundete er wahrheitsgemäß. »Von Tag zu Tag entfernt sie sich weiter von mir. Es ist, als lebe ich mit einem Geist zusammen. Sie befriedigt meine Bedürfnisse nicht.«
    »Welche sind das?«
    »Ich brauche jemanden, der meine Liebe erwidert.«
    »Aber wärst du denn hier, wenn du sie wirklich liebtest?«
    Er schüttelte den Kopf und richtete sich auf, indem er einen Ellbogen auf das Kissen stützte. »Warum bist du hier, und was ist mit deinem Mann? «
    Sie wich seinem Blick aus. »Er empfindet nichts für mich, sondern behandelt mich wie einen Pokal, mit dem er vor seinen Freunden angeben kann, mehr nicht.«
    »Nun … ich empfinde etwas für dich«, betonte Mansfield und war dennoch nicht sicher, ob es stimmte. Er liebte seine Frau durchaus und hatte ein wenig übertrieben, was ihre Distanziertheit betraf, doch unter der Bürde der Lust, die ihm seine sinnliche Bettnachbarin bereitete, war sein Treueschwur gebrochen. Mit einiger Beschämung gestand er sich ein, Gott selbst leugnen zu wollen, nur um sie zu berühren.
    »Wieso?«, fragte sie. »Du kennst mich doch gar nicht.«
    »Gut genug, um zu wissen, dass er dich nicht verdient. Du verkümmerst in seinem kalten Haus. Er hält dich gefangen, wohingegen ich dir zeigen will, wie es ist, geliebt und begehrt zu werden.«
    »Du kennst mich aber nicht«, wiederholte sie. Ihre Unterlippe bebte, als fange sie gleich zu weinen an.
    »Doch, ich glaube schon«, beteuerte er recht banal und hoffte, es wirke überzeugend.
    Dann streckte er die freie Hand aus und schob die Strähnen aus ihrem Gesicht. Ein schöneres Geschöpf hatte er nie gesehen, und die Begierde schlug sich in einem Bauchgrimmen nieder – fast so, als hätte er einen Stein verschluckt.
    Als sie sich bewegte, streiften ihre Lippen seine Finger, und eine einzelne Träne lief über ihre Wange. »Du weißt überhaupt nichts von mir«, flüsterte sie und machte die Augen zu, während sie seine Hand übers Kinn und den Hals hinab zur Brust führte, deren Warze rasch steif wurde. Seine Finger

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