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Herr der Moore

Herr der Moore

Titel: Herr der Moore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kealan Patrick Burke
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mit fragender Miene zur Tür. »Wo ist Neil?«
    Gradys Magen rumorte einmal mehr bei dem Gedanken, ihm schildern zu müssen, was passiert war. Würde er dadurch einen Rückfall erleiden? Schlussendlich rang er sich dazu durch, die Wahrheit zu sagen, nachdem er seinen Herrn nie zuvor belogen hatte; es wäre verantwortungslos gewesen. »Ich weiß es nicht.«
    »Was soll das heißen?«
    »Der Herbsttanz … etwas ist vorgefallen.« Grady wurde immer nervöser. »Newmans Sohn hat ihn geschlagen, woraufhin Neil weggelaufen ist.«
    »Weggelaufen?«
    »Ich glaube, jemand hat ihn entführt«, gestand Grady. Kate schaute mit verquollenen Augen auf. »Der Junge und seine Schwester erwähnten einen Mann und irgendetwas von Verbänden. Er wollte, dass man Neil nach draußen lockt.«
    Mansfield fasste sich mit fahriger Hand an die Stirn und nahm eine derart starre Haltung an, dass Kate gezwungen war, sich hinzustellen. Indem sie den Blick nicht von ihm abließ, bewegte sie sich langsam zu Grady hin. Als der Hausherr schließlich den Kopf anhob, standen Tränen in seinen Augen. »Es ist mein Fehler.«
    »Nein«, widersprach Grady, »ist es nicht. Ich habe es zu verschulden, wäre besser …«
    »Hören Sie zu«, würgte Mansfield ihn ab. »Es gibt eine Menge Dinge, von denen Sie noch nichts wissen, aber versetzen Sie sich einmal vorübergehend in die Vergangenheit zurück. Sehen Sie nicht ein, dass es früher oder später zu diesem Tag kommen musste?«
    »Daddy?«, merkte Kate auf. »Was meinst du damit? Ist es wegen der Suche?«
    Mansfield schaute seine Haushälterin müde an. »Florence, nehmen Sie Kate mit in die Küche und kochen Sie ihr einen Tee.« Seiner Tochter sagte er: »Wir sprechen später miteinander, Ehrenwort. Fürs Erste will ich mich aber allein mit Mr. Grady unterhalten.«
    »Nein, musst du nicht. Ich weiß um die Monster aus dem Moor. Er hat mir von ihnen erzählt, und jetzt will ich erfahren, was du weißt.«
    »Das verstehe ich, aber jetzt ist der falsche Zeitpunkt dazu.
    »Doch«, widersprach sie. Ihre Wangen wurden rot. »Du warst so lange nicht da. Ich will jetzt nicht gehen. Ich …«
    Er schaute sie verärgert an. » Sofort , Kate. Bitte. Wir werden bald Zeit zum Reden finden, aber dies hier ist eine Sache zwischen Grady und mir. Ich war wirklich lange nicht da, bin aber nach wie vor dein Vater und verlange, dass du befolgst, was ich dir sage.«
    Die Frustration stand ihr ins Gesicht geschrieben, als sie ihn anstarrte. Sie schien zu befürchten, er sei wieder verschwunden, wenn sie zurückkehrte. »Was wird geschehen?«, wollte sie wissen.
    Mansfield nickte Mrs. Fletcher zu, die zu Kate eilte und einen Arm um sie legte. »Kommen Sie, Liebes. Ich mache Ihnen einen heißen Trunk, und wir plaudern eine Weile.«
    »Kate«, rief ihr Vater noch. »Später … wie versprochen.«
    Das Mädchen war augenscheinlich unzufrieden. Mrs. Fletcher führte sie in die Diele und schloss die Tür hinter sich. Mansfield schaute ihnen hinterher, dann konzentrierte er sich auf Grady. »Würden Sie uns etwas zu trinken einschenken? Ich fürchte, wenn wir uns ausgesprochen haben, werden wir es brauchen.«
    Grady gehorchte, doch es bekümmerte ihn, dass Mansfield Neils Verschwinden relativ gelassen hinzunehmen schien. Während er ihre Drinks einschüttete, kam er zu dem Schluss, dass es keinen triftigen Grund dafür gab; vielleicht wusste sein Arbeitgeber etwas über den verbundenen Mann, das seiner Suche einen neuen Ansatz gab. Er ging mit den beiden Gläsern zur Sitzgruppe und nahm erneut Platz.
    »Halten Sie es für eine gute Idee, gleich wieder Alkohol zu sich zu nehmen?«
    Mansfield bejahte. Nach längerem Schweigen bekannte er: »Es ist ein Virus.«
    »Was?«
    »Diese Krankheit.«
    »Woher wissen Sie das?«
    Er lächelte, obwohl es kaum deutlicher ausfiel als ein kurzes Zucken der Lippen. »Ich hatte genügend Zeit, um darüber nachzudenken und die Wahrheit zu ergründen.«
    Grady rutschte auf dem Polster nach vorn. »Campbell dachte an einen Erreger aus den Tropen.«
    »Campbell war und ist ein Trottel. Ich wäre nicht überrascht, wenn er jetzt gerade in Stücken übers Moor verteilt würde, für das, was er zu diesem Albtraum beigetragen hat.«
    »Beigetragen?« Grady war sicherlich brennend interessiert, doch dass er Neil finden musste, machte ihn unruhig wie ein quengelndes Kind. Er fühlte sich hohl und unvollkommen, als hätte er einen Teil von sich im Sturm zurückgelassen.
    »Oh ja.« Mansfield schaute in sein Glas.

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