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Herr der Moore

Herr der Moore

Titel: Herr der Moore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kealan Patrick Burke
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worden. Zuletzt aber verliebte ich mich in sie, hätte Helen mitsamt den Kindern zurückgelassen und diesem verdammten Haus den Rücken gekehrt, so furchtbar dies klingen mag. Sylvia hätte nur fragen müssen; sie strahlte mehr Macht aus, als es sich für eine Frau schickt. Das ängstigte und beschwingte mich zugleich, sodass ich alles vergaß, während ich bei ihr war, was für mich auf dem Spiel stand.«
    Grady biss sich auf die Unterlippe, bis es wehtat. Er wollte sich nicht eingestehen, wie sehr ihn Mansfield in diesem Moment anekelte. Vielleicht stand es ihm nicht zu, so zu empfinden, weil er es schließlich selbst sehr lange unter den Tisch gekehrt hatte. Er war eingeweiht worden und wusste um die Konsequenzen von Mansfields Techtelmechtel, ohne es öffentlich zu machen; jetzt kam alles zwangsläufig ans Tageslicht.
    »Ich muss aufbrechen.« Er öffnete die Tür und trat in die Diele. Mansfield folgte nicht. »Eines noch, Grady.«
    »Was?«
    »Bevor Sie gehen, bitten Sie Mrs. Fletcher, diese Tür von außen zu verschließen.«
    Grady nickte dienstbeflissen, zog die Tür vor dem abgehärmten Antlitz seines Herrn zu und ging schweren Herzens in die Küche.

    ***

    Als er mit einem Gewehr zurückkehrte, wartete Kate auf ihn. Sie hatte die Arme verschränkt und feuerrote Augen, die immer noch feucht vom Weinen waren. Ihr Haar hing in klammen Zotteln herab, da sie nur mit einem Handtuch darübergefahren war.
    »Ich komme mit«, kündigte sie an, »und versuchen Sie nicht, es mir auszureden. Ich bin kein Kind mehr.«
    Grady legte das Gewehr auf den Tisch und rieb sich die Augen. »Wie könnte ich das vergessen?«
    Mrs. Fletcher trat ein, nachdem sie die Wohnzimmertür abgesperrt hatte. Der Schlüsselbund klingelte in ihrer fahrigen Hand. »Grady«, begann sie, »was in aller Welt geht hier vor sich?«
    Das Licht der Laterne auf dem Tisch wurde erst schwächer, flammte dann unterm Glase auf und ließ die Schatten zurückweichen.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht sicher, meine Liebe.«
    »Aber wo steckt Neil?«
    Grady schaute sie mit aufgesetztem Grinsen an. »Ich finde ihn, Mrs. Fletcher. Machen Sie sich keine Sorgen.«
    »Nun, was ist?«, drängte Kate. »Sie sind mir noch eine Antwort schuldig.«
    »Was soll ich diskutieren? Ich will nicht, dass Sie mich begleiten, weil es hier sicherer für Sie ist. Allerdings haben Sie mir noch nie gehorcht, also verschwende ich meine Luft jetzt nicht wieder. Ohnehin hört es sich an, als rückten Sie nicht von Ihrem Entschluss ab.«
    »Da haben Sie recht.«
    »Eines stelle ich Ihnen in Aussicht«, warnte er und hielt ihr einen Zeigefinger dicht vor die Nase. »Falls Sie wirklich mitkommen, tun Sie verdammt noch mal, was ich Ihnen sage, oder ich sperre Sie gleich im Keller ein, wo sie Zeter und Mordio schreien können, bis Ihre Stimme versagt. Verstehen wir uns?«
    Sie zögerte, nickte jedoch schließlich. »Ja.«
    »Wenn ich will, dass Sie sich nicht vom Fleck rühren, bleiben Sie stehen; befehle ich Ihnen, zu laufen, geben Sie am besten Fersengeld, als sei der Teufel hinter Ihnen her, und schicke ich Sie heim, kommen Sie auch dieser Forderung nach … allen, die ich an Sie stelle, oder Sie bleiben mit dem Hintern hier, klar?«
    »Hören Sie auf, mich anzubrüllen«, protestierte Kate. »Ich sagte bereits, dass ich es tue.«
    »Gut.« Er richtete sich auf und machte sich daran, die Waffe zu laden.
    »Bekomme ich eine Pistole?«, fragte sie zweifelnd.
    Grady schaute sie an und wollte ihr die Antwort geben, die sie erwartete. Dann entsann er sich, welch gute Schützin sie war – und er selbst hatte mit ihr geübt. Mit der Winchester konnte sie aber immer noch nicht gut umgehen. »Das Schießeisen Ihres Vaters liegt im Keller. Nehmen Sie es, aber Beeilung.«
    Kate rannte freudestrahlend nach unten. Grady betete, sie möge für den Rest der Nacht ruhig sein.
    Was auch immer ihnen dort draußen widerfuhr.

21

    Neil bemerkte, dass er auf anderen Untergrund trat. Jeder Schritt erzeugte einen dumpfen Klang, und er schien irgendwo hinaufzugehen, während der Regen sein Gesicht nicht mehr plagte. Mit den Fingern streifte er raue Backsteine und Holz, vor dem er zurückschreckte, als er sich Splitter zuzog.
    »Wo sind wir?«, fragte er, während Stephen ihn in einen Raum zu schleifen schien, der kalt, aber trocken war. Zwar erleichterte es Neil, dem Unwetter nicht mehr ausgesetzt zu sein, doch binnen weniger Augenblicke ging die Kälte von seinen durchnässten Kleidern auf seine

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