Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr der Moore

Herr der Moore

Titel: Herr der Moore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kealan Patrick Burke
Vom Netzwerk:
beträchtlicher Stolz mit. »Wir sind eine Verirrung der Natur, du und ich, eine Abart des Wolfes, gekreuzt und mutiert zu einer gänzlich neuen Spezies. Jäger sind wir, Neil, und dazu auserwählt, unseren rechtmäßigen Platz an der Spitze der Schöpfung einzunehmen, Menschen zu stellen und umzubringen, so sie keiner von uns werden … uns nicht als Götter begleiten möchten.«
    Neil fehlten die Worte, und er senkte das Haupt bis vor seine Arme, die er um die Knie geschlungen hatte.
    »Wie dem auch sei, wir sind alt und werden diese Welt nach unseren Vorstellungen formen, angefangen in diesem lachhaften Dörfchen hier. Versteh, dass uns schon eine Berührung zur Weiterverbreitung genügt. Fügen wir Mann oder Frau eine Wunde zu, ohne sie zu töten, sondern unsere Klauen einen Stoff ab, der das Blut verseucht und sofort den Vorgang der Verwandlung einleitet. Wie genau dies vor sich geht, bleibt für mich aber ein Rätsel. Selbst Sylvia konnte mir nicht erklären, weshalb die Auswirkungen manchmal sofort offenbart werden, während sich die Umgestaltung anderswo verzögert, gelegentlich gar um Jahrzehnte. Sie nahm an, der Wille allein halte es auf und bekomme dem jeweiligen Träger schlecht, denn Widerstand zersetzt den Stoff glattweg. Die Weiterentwicklung kehrt sich zum Zerfall um, und innerhalb weniger Jahre verwest der Körper von innen heraus. So geschah es dem Mann, der sich lang als dein Vater ausgab. Sylvia hat auch ihn infiziert, doch statt sich zu fügen, blieb er störrisch, und das Gift zerfraß ihn.«
    Die Geräusche hielten an, und hinzu kam etwas, das nach kratzenden Nägeln an der Decke klang. Neil redete sich ein, es seien bloß Feldmäuse in ihren Löchern, doch Stephens Rede hatte ihn verwirrt, weshalb er schwerlich glauben konnte, etwas auch nur entfernt Natürliches erzeuge den Lärm. Er wünschte sich, der Mann verstumme, und belaste sein Hirn nicht mehr mit abstrusen Spukgeschichten. Diese wiesen nur darauf hin, dass er irre war, aber der Knabe fürchtete sich umso mehr, weil es nach sich zog, dass er nicht verhandeln und deshalb auch nicht entkommen konnte.
    »Du hättest deine Mutter sehr gemocht«, sann Stephen, »und sie dich auch. Leider läuft im Leben aber nicht alles nach Plan, hab ich recht? Ihr Tod war ein Unglück, ein Akt mörderischer Rage durch die Hand meines bedauernswerten, fehlgeleiteten Bruders.« Er seufzte. »Ich selbst kann jedoch auch nicht alle Schuld von mir weisen. Von Mansfields Affäre mit Sylvia erfuhr er durch mich. Im Hinterkopf hatte ich dabei, Edgard möge sich wie seit jeher in seinem Leben als unfähig erweisen, Probleme mit klarem Verstand anzupacken, und den Mann töten. Dann hätte man ihn verurteilt, und in diesem Fall wären mir das Haus, seine Grundstücke sowie meine Geliebte Sylvia offiziell zugefallen.« Kummer klang in seiner Stimme mit. »Obwohl mir bewusst war, wie jähzornig er werden und wie unberechenbar er sich verhalten konnte, hätte ich nie geglaubt, er sei zu so etwas in der Lage. Ich leitete eine Jagd in die Wege, in deren Zuge er Mansfield richten sollte, doch stattdessen ließ er sich aus Wut auf Sylvias Betrug dazu hinreißen, sie zu foltern, bis sie kaum mehr am Leben war. Dann führte er die Jagdgesellschaft zu ihr, um zu beweisen, dass er die Oberhand behielt – sowohl ihr gegenüber als auch vor jedem Mann, der es wagte, sie ihm fortnehmen zu wollen.
    Am Ende versuchte sie, sich erneut zu verwandeln, doch er schnitt ihr Hände und Füße ab, sodass sie selbst als strigoaica harmlos gewesen wäre.« Er klang, als breche er gleich in Tränen aus, was Neil so aufrichtig vorkam, dass es ihn bestürzte. »Ich folgte dem Tross und erfreute mich daran, meinen Bruder in seinem Element zu sehen, doch dann entdeckte ich, was er Sylvia angetan hatte.« Jemand schien mit Fäusten auf die Erde zu schlagen, und als der Mann weitersprach, tat er dies wutentbrannt. »Ich verlor die Beherrschung. Wie von Sinnen wütete ich inmitten seiner Begleiter. Dabei verwandelte ich mich zum ersten Mal, was sich wunderbar erhaben anfühlte. Während ich sie niederwarf, gab einer einen Schuss ab und tötete meinen Bruder. Im Eifer des Gefechtes war es mir gleich, denn der alte Narr hatte es verdient, aber Schrecken und Trauer stellten sich ein, bevor ich sie alle richten konnte. Die Bilder meiner Sylvia, die in ihrem eigenen Blute gezuckt hatte, überwältigten mich, und ich nahm erneut menschliche Gestalt an, ohne dass ich es beeinflussen konnte.
    Nackt und

Weitere Kostenlose Bücher