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Herr der Moore

Herr der Moore

Titel: Herr der Moore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kealan Patrick Burke
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mit Feueraugen?«
    Eine ganze Horde davon. Er sprach es nicht aus.
    »Ist es jetzt gerade auch irgendwo in der Nähe?«
    Er zwang sich zu einem Kichern und langte nach hinten, um ihren Oberschenkel zu tätscheln. »Eher unwahrscheinlich«, versicherte er, »aber falls doch, wird diese Büchse sie in Windeseile vertreiben.« Obzwar er Fowler sofort dahingehend zugestimmt hätte, dass Schusswaffen vielleicht nichts gegen die rätselhaften Wesen ausrichteten, fiel ihm keine Art der Verteidigung ein, falls sie auf sie stießen.
    »Sie?«
    Verflixt. »Ach Kate, an Ihrer Stelle würde ich Ruhe bewahren. Wir unterhalten uns nur ein wenig mit dem Mann, von dem der junge Newman erzählte. Wahrscheinlich weiß er, wo Neil geblieben ist.«
    Natürlich steckte weit mehr dahinter, und das wusste auch Kate.
    Sie ritten schweigend weiter, während er es zu schätzen wusste, dass sie wenigstens vorläufig keinem dieser Kriechgänger begegnet waren. Dies bedeutete zwar wiederum nicht, dass sie bereits da waren, doch bewahrte sich Grady die Hoffnung, es unbescholten bis zu Callows Grundstück zu schaffen.
    Das schiefergraue Massiv des Fox Tor tat sich im Lampenschein auf.
    Sie näherten sich.

    ***

    Kates Freudentaumel war im Handumdrehen zu einem Albtraum geworden. Als sie ihren Vater rege und wartend zu Hause angetroffen hatte, ward ihr nur ein Anflug der Unbeschwertheit gestattet, die sie sich für den Augenblick ausgemalt hatte, da er aus seinem quälenden Koma erwachte. Seit Neils Verschwinden vom Herbstfest aber fand der Schrecken kein Ende mehr. Sie hatte ihren Vater geherzt und geküsst, sich aber noch nicht mit ihm beschäftigt, zumindest nicht richtig. Indes haderte sie mit sich selbst, weil sie nicht bei ihrem Bruder geblieben war. Hätte es sie dann auch vom Erdboden verschluckt? Ein müßiges Gedankenspiel. Neil war fort, womöglich gar für immer, und die Aussicht, ihn nie wiederzusehen, raubte ihr fast den Atem.
    Sie schloss die Augen und wünschte sich von ganzem Herzen, es gehe ihm gut. Um ihre Hoffnung weiter zu beflügeln, stellte sie sich vor, wie er an diesem Haus auf sie wartete, durchfroren und verängstigt, aber erleichtert, da sie ihn abholten. Erst dann – also sobald sie wussten, dass er gesund und munter war – konnte sie die Genesung ihres Vaters ausgelassen feiern. Einmal mehr würden sie eine glückliche Familie sein, und alles sollte wieder normal werden.
    Sie lächelte matt. Es war ein bezaubernder Gedanke.
    Leider vermutete sie, er werde nur in ihrer Fantasie Wirklichkeit.
    Besonders schlimm fand sie, dass Grady geradezu aus allen Poren Angst ausströmte. Dies war etwas, das sie an ihm überhaupt nicht kannte, und es schürte ihre eigene. Bis zuletzt war ihr nicht bewusst gewesen, wie abhängig sie sich im Laufe der Zeit von ihm gemacht hatte. Sie liebte ihn fast wie einen Vater, und in diese Rolle war er während Jack Mansfields Leiden auch geschlüpft, wobei weder er selbst noch sie es gemerkt hatten. Da sie ihn nun zum ersten Mal so entgeistert erlebte, brach beinahe eine Welt für sie zusammen.

    ***

    Der Raum war lebendig. Neil krümmte sich und zog die Knie dabei so fest an, dass seine Brust schmerzte. Seine blinden Augen irrten hin und her.
    Sie waren hier; er spürte sie – beziehungsweise den Luftstrom –, während sie ihn umkreisten, und er roch ihre Fäulnis.
    Monster .
    Ein weiterer Aufprall, noch mehr Funken.
    Es wurde eng; sie waren nicht mehr bloß zu zweit, das wusste Neil genau. Sie streiften umher, und er hörte das Klicken ihrer Krallen auf dem Beton. Wie versteinert war er, doch er machte sich noch kleiner und versuchte, mit dem Abwägen aufzuhören.
    Grady, wo sind Sie?
    … Sie haben dich verlassen.
    Nein, das ist nicht wahr. Das würden sie nie tun.
    … Oh doch, und sie haben es getan. Stephen behält Recht. Niemand schert sich um dich, und so war es schon immer. Was hätten sie denn davon? Bist du überhaupt zu irgendetwas zu gebrauchen?
    Die Stimmen fungierten als Begleitung der gräulichen Kreaturen, die ihn – das fühlte er – von allen Seiten beäugten.
    Sie würden mich nicht im Stich lassen. Nie und nimmer. Grady kommt jede Minute. Ja, ich höre ihn schon.
    … Du bist ein Dummkopf, wenn du das glaubst. Ganz auf dich gestellt bist du, weil du nie etwas anderes angestrebt hast, als allein zu sein, und jetzt tust du gut daran, dich damit zu begnügen oder diese Wesen als neue Sippe anzunehmen, wie dir dein neuer Daddy aufgetragen hat …
    Nein, sie sind nicht

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