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Herr der Moore

Herr der Moore

Titel: Herr der Moore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kealan Patrick Burke
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Beute, was so leichtsinnig ist, herzukommen.«
    »Was wird aus meinem Vater? Und Grady? Kate? Was geschieht mit ihnen?«
    »Das, Kind, liegt in deinem eigenen Ermessen, doch betrachte sie nicht länger als Familienangehörige.« Er schob den Kopf des Jungen ein Stück weit am Kinn nach oben, damit er ihm in die Augen schauen konnte. »Wir sind jetzt deine Familie.«
    Plötzlich gleißte Licht oder Feuer, und Neil bekam Schmerzen, die ihn in Stücke zu reißen schienen. Er schrie laut und fiel auf die Knie, wobei er die Menge im Raum kaum mehr wahrnahm. Sie standen da, traten auf der Stelle und reckten die Hälse, um seine Qual mitzuverfolgen. Sein Rückgrat kitzelte, als er bäuchlings zu Boden ging. Seine Lungen brannten genauso wie sein Gaumen bei jedem Atemzug, Tränen strömten ätzend wie Säure. Er flehte, die Pein möge enden oder einer der schweigsam wartenden Schatten sein Leben nehmen, um ihn von dieser Folter zu erlösen. Er wand sich verkrampft, als ihn unsichtbare Hände auf den Rücken rollten, wobei seine Fersen gegen den Boden schlugen. Sein Atem stockte, und die Haut schien sich stramm anzuspannen.
    Während er ächzte, knirschte er so fest mit den Zähnen, dass sie eigentlich auseinanderbrechen mussten. Seine Muskeln zuckten spastisch, und jeder einzelne Knochen in seinem Leib krachte, als sein Augenlicht flackerte und ausblieb. Letztlich stellten sich die Pupillen scharf, und der Schmerz verschwand abrupt. Er schlug wieder hart am Boden auf.
    Neils Husten klang entsetzlich verfremdet. Er bekam wieder Luft, doch diese strömte unregelmäßig zischend an den unmöglichsten Stellen aus seinem Körper. Er lag still und horchte, denn das eigenartige Atemgeräusch faszinierte ihn. Sss-k-k-k-k-sss. Sss-k-k-k-k-sss. Sss-k-k-k-k-sss . Es klang eher nach einer Maschine als menschlich – wie Dampf, der aus einem angerissenen Rohr leckte, oder gleich einem Insekt, bloß viel lauter.
    Seine Haut kam ihm schwer wie ein Panzer vor.
    Er setzte sich hin. Nun sah er wieder klarer als gerade eben während der Welle unsäglichen Schmerzes. Stephen war nunmehr eine Lichtgestalt aus schwarz durchwirktem Silber und trat näher. Hinter Neil bewegten sich weitere Umrisse.
    »Jetzt«, sprach Stephen, »sind wir bereit für die Jagd.«

25

    Es landete vor ihr, bleckte die Hauer und schüchterte sie mit weiß glühenden Augen ein. Mrs. Fletcher sah nur noch einen Weg und scherte sich nicht um das Ergebnis ihres Handels. Sie trat zu, und zwar kräftig. Ihr Absatz stieß gegen den Kiefer des Geschöpfes, woraufhin es sich grunzend zurückzog. Sein Kopf flog dabei zur Seite und bespritzte die Wand mit durchsichtigem Schleim. Es brauchte nur wenige Sekunden, um sich aufzuraffen, doch da war die Tagelöhnerin schon vorbeigelaufen und hastete kreischend durch den Flur.
    Sie hatte keine Zeit, um sich zu fragen, was dieses Höllenwesen war und woher es kam, doch es musste für das Verschwinden des Hausherrn verantwortlich sein. Es hatte sich Zugang zum Haus verschafft, vermutlich heimlich, nachdem sie eingenickt war. Auch für die ramponierte Wohnzimmertür war es verantwortlich und – sie wollte nicht daran denken, was es ihrem Arbeitgeber angetan haben mochte, zumal sie sich gerade nicht erlauben durfte, zu trauern. Vielmehr bedauerte sie bereits, kostbare Sekunden damit verschwendet zu haben, der bizarren Kreatur beim geradezu hypnotischen Abstieg von der Decke zuzuschauen.
    Mrs. Fletcher erreichte die Haustür und riskierte einen Blick zurück. Das Monster folgte ihr, allerdings träge kriechend, als lasse es keine Eile walten, um sie zu stellen. Es würde sie fassen, egal wie schnell sie rannte; dies gehörte sogar zur Jagd und steigerte seinen Genuss. Wie eine Raubkatze bewegte es sich, mit rollenden Schultern und geduckt. Es hatte kein langes Fell, sondern schwarze Haut, die das Licht eher zu verschlingen schien, statt es zu reflektieren. Dicke, weiße Krallen klickten auf dem Parkett, während es sich lässig auf die alte Frau zubewegte.
    Mrs. Fletcher öffnete die Tür und stürmte in den Regen. Ihr Herz wummerte so schnell, dass sie einen Infarkt befürchtete. Allein der Gedanke, das sabbernde Vieh möge sich an ihrer erkaltenden Leiche laben, trieb sie weiter an.
    Wind und Wasser bedrängten sie, verlangsamten ihre Flucht und machten die Haut in ihrem Gesicht taub. Nicht weit voraus standen die niedrigen Ställe, jeder von ihnen ein schwarzer Wust. Einen Moment lang zögerte sie mit dem grauenhaften Gedanken, das Wesen

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