Herr der Welt
nichts. War es, am Ende der Rennstrecke an-
gelangt und bei seiner Schnelligkeit, ohne angehalten zu
werden, in dem Gewässer des Michigansees untergegan-
gen? Sollte man annehmen, daß der Fahrer samt seiner Ma-
schine umgekommen wäre, daß niemals wieder von dem ei-
nen und von der andern die Rede sein würde? Der größere
Teil des Publikums weigerte sich, an diese Lösung, die beste,
die es hätte geben können, zu glauben, sondern erwartete,
beide über kurz oder lang wieder erscheinen zu sehen.
In den Augen von Mr. Ward gehörte die abenteuerliche
Geschichte in das Gebiet der ganz außergewöhnlichen Er-
eignisse, und ich teilte hierin seine Anschauung. Zeigte sich
die verteufelte Person nicht wieder, dann gehörte sie sicher-
lich zu den Geheimnissen, die zu ergründen dem Menschen
nicht gegeben ist.
Mein Chef und ich hatten über die Angelegenheit ge-
sprochen, und ich glaubte schon, die Unterhaltung darüber
wäre zu Ende, als Mr. Ward, nach einigen Schritten durch
sein Büro, von neuem darauf zurückkam.
»Ja, dieses Auftauchen auf der Straße nach Milwaukee
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während des internationalen Wettrennens, das ist gewiß
höchst seltsam, und für mich, ich gestehe es, nicht am we-
nigsten!«
Mr. Ward überreichte mir einen Bericht, der ihm von
der Polizei in Boston zugegangen war und Vorkommnisse
betraf, die von den Zeitungen noch denselben Abend zur
Kenntnis ihrer Leser gebracht wurden.
Während ich das Schriftstück durchlas, setzte sich Mr.
Ward an seinen Schreibtisch und vollendete einen vor mei-
nem Besuch begonnenen Brief. Ich hatte am Fenster Platz
genommen und studierte den Bericht mit größter Auf-
merksamkeit.
Seit einigen Tagen wurden die Gewässer vor Neueng-
land, in Sicht der Küsten von Maine, Connecticut und Mas-
sachusetts, von einer Erscheinung beunruhigt, über deren
Natur sich niemand klarwerden konnte.
Eine bewegliche Masse, die 2 bis 3 Meilen vom Ufer auf-
tauchte, glitt dort im schnellsten Tempo umher, entfernte
sich dann ebenso und verschwand nach kurzer Zeit auf dem
hohen Meer.
Die Bewegungen der Masse erfolgten mit solcher Ge-
schwindigkeit, daß man der Erscheinung selbst mit den
besten Fernrohren kaum folgen konnte. Ihre Länge mochte
höchstens 30 bis 40 Fuß betragen. Von Gestalt spindelför-
mig, war sie von grünlicher Farbe, stimmte also mit der des
Meerwassers ziemlich überein und erschwerte so jede ge-
nauere Unterscheidung. Der Teil des amerikanischen Ufers,
wo sie am häufigsten beobachtet worden war, lag zwischen
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dem Kap Nord im Staat Connecticut und dem Kap Sable,
das am westlichen Ende Neuschottlands vorspringt.
Von Providence, von Boston, Portsmouth und Portland
aus hatten Dampfschaluppen schon vielmals versucht, sich
der beweglichen Masse zu nähern und auf sie Jagd zu ma-
chen; niemals war es aber gelungen, sie einzuholen. Jede
Verfolgung erwies sich sofort als nutzlos. In wenigen Mi-
nuten hatte sich die merkwürdige Masse den Blicken entzo-
gen. Selbstverständlich machten sich über die Natur dieser
Erscheinungen bald die verschiedensten Ansichten geltend.
Bisher beruhte aber keine der geäußerten Vermutungen auf
sicherem Grund, und auch die Seeleute waren sich darüber
ebenso unklar wie alle anderen.
Anfänglich glaubten Seeleute und Fischer, es handle sich
hier um ein Seesäugetier aus dem Geschlecht der Zetazeen
(Waltiere). Bekanntlich tauchen diese Tiere mit einer ge-
wissen Regelmäßigkeit, kommen dann nach mehrminüti-
gem Verweilen unter Wasser wieder an die Oberfläche und
werfen durch ihre Spritzlöcher mit Luftblasen vermengte
Wassersäulen in die Höhe. Bis jetzt hatte aber jenes Tier –
wenn es ein solches war – noch niemals »sondiert«, wie die
Walfänger sich ausdrücken, noch niemals sich durch Unter-
tauchen zu schützen gesucht, und noch niemals hatte man
etwas von geräuschvollem Atmen gehört.
Gehörte es danach also nicht der Klasse der Seesäugetiere
an, so mußte man es wohl für ein unbekanntes Ungeheuer
ansehen, das vielleicht den Tiefen der Ozeane entstammte,
wie die, die man aus den sagenhaften Schilderungen frü-
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herer Zeiten kennt. Sollte man es also den Kalmaren, den
Kraken, den Leviathanen oder den berüchtigten Seeschlan-
gen zuzählen, vor deren Angriffen man sich zu hüten allen
Grund hatte?
Seitdem dieses Ungeheuer, mochte es sein, welches es
wollte, in den Küstengewässern Neuenglands
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