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Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Geräusch von drinnen ge-
    hört?«
    »Nicht das geringste.«
    »Also weiß noch immer niemand, ob sich dort ein Vul-
    kan befindet?«
    »Bis jetzt nicht, Herr Direktor, doch wenn dort ein Vul-
    kan vorhanden ist, kann man wohl annehmen, daß er in
    tiefem Schlaf liegt . . .«
    »Oho«, erwiderte Mr. Ward, »es kann doch keiner da-
    für stehen, daß er nicht eines Tages erwacht! . . . Bedenken
    Sie, Strock: es genügt nicht, daß ein Vulkan schlummert . . .
    nein, er muß vielmehr gänzlich erloschen sein. Und wenn
    das, was man erzählt hat, nicht nur das Erzeugnis der Ein-
    bildung unserer Karoliner gewesen ist . . .«
    »Das glaub’ ich nicht, Mr. Ward«, fiel ich ein. »Mr. Smith,
    der Bürgermeister von Morganton, und sein Freund, der Ge-
    meindevorsteher von Pleasant Garden, sprechen sich darü-
    ber sehr zuversichtlich aus. Flammen haben sich über dem
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    Great Eyrie sicherlich gezeigt, auch unerklärbare Geräusche
    sind aus dem Berg hervorgedrungen. An der Wirklichkeit
    dieser Erscheinungen ist auf keinen Fall zu zweifeln!«
    »Ja, ja«, meinte Mr. Ward, »ich gebe gern zu, daß Bür-
    germeister und Einwohner keinem Irrtum verfallen sind.
    Doch, wie dem auch sei, der Great Eyrie hat sein Geheimnis
    noch nicht geoffenbart . . .«
    »Wenn man darauf besteht, es zu erfahren, Mr. Ward,
    so handelt es sich nur darum, die unvermeidlichen Ausga-
    ben daranzusetzen . . . Spitzhaue und Sprengschüsse werden
    dann schon die Mauern überwinden.«
    »Gewiß«, erwiderte Mr. Ward, »doch diese Arbeit drängt
    nicht, und es erscheint ratsamer, damit noch zu warten. Üb-
    rigens entschleiert uns die Natur schließlich noch allein das
    Geheimnis des Great Eyrie.«
    »Glauben Sie mir, Mr. Ward, daß ich es unendlich be-
    daure, das Unternehmen, womit Sie mich betraut hatten,
    nicht habe zum erwünschten Ende führen können . . .«
    »Na, darum lassen Sie sich kein graues Haar wachsen,
    Strock, nehmen Sie Ihre Schlappe mit philosophischem
    Gleichmut hin. Wir sind nicht immer glücklich in un-
    serm Vorhaben, und die Bemühungen der Polizei werden
    auch nicht immer von Erfolg gekrönt. Bedenken Sie, wie
    viele Schuldige in kriminellen Fällen uns entwischen, ja ich
    glaube, man würde keines einzigen habhaft werden können,
    wenn die Burschen etwas schlauer wären . . . vor allem etwas
    weniger unklug, so daß sie in ihrer Dummheit den Verdacht
    selbst auf sich ziehen. So liefern sie sich durch ihr unüber-
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    legtes Geschwätz aber meist selbst in unsere Hände. Meiner
    Ansicht nach kann es gar nicht so schwer sein, ein Verbre-
    chen, einen Mord oder einen Diebstahl vorzubereiten und
    ihn auszuführen, ohne Verdacht zu erwecken und dadurch
    jede Verfolgung zu vereiteln. Sie begreifen, Strock, daß ich
    es nicht bin, der dem verbrecherischen Gesindel Unterricht
    in der nötigen Gewandtheit und Vorsicht geben möchte,
    doch ich wiederhole, es sind ihrer viele gewissenlose Bur-
    schen, die die Polizei niemals hat finden können.«
    In dieser Beziehung stimmte ich mit meinem Vorgesetz-
    ten vollständig überein; gerade unter den Verbrechern gab
    es die größten Schwachköpfe!
    Jedermann wird aber ohne Bedenken zugeben, daß es
    nicht weniger erstaunlich war, daß die Behörden, städtische
    und andere, noch nicht imstande gewesen waren, Licht über
    die Vorkommnisse zu verbreiten, deren Schauplatz mehrere
    Bundesstaaten gewesen waren. Als Mr. Ward darüber mit
    mir sprach, konnte ich meine Verwunderung über die Lage
    der Dinge nicht verhehlen.
    Es betraf das unfaßbare Gefährt, das zu großer Gefahr
    für Fußgänger, Wagen und Pferde auf den Landstraßen
    umherrollte. Der Leser weiß ja schon, wie es bezüglich der
    Geschwindigkeit alle Rekorde des Automobilismus brach.
    Schon von den ersten Tagen an war von den darüber unter-
    richteten Behörden angeordnet worden, den bedrohlichen
    Launen dieses Chauffeurs Einhalt zu tun. Dieser tauchte
    auf, man wußte nicht woher, er erschien und verschwand
    mit der Schnelligkeit des Blitzes. Obgleich zahlreiche und
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    tätige Polizisten gegen ihn aufgeboten worden waren, hatte
    es doch noch keinem gelingen wollen, den Delinquenten
    dingfest zu machen. Hatte er doch erst ganz kürzlich bei
    dem vom American Automobil-Club veranstalteten Wett-
    rennen zwischen Prairie-du-Chien und Milwaukee die 200
    Meilen lange Bahn rasenden Laufs in weniger als andert-
    halb Stunden zurückgelegt!
    Was aus dem Fahrzeug geworden war, darüber wußte
    man ebenfalls

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