Herr der Welt
Geräusch von drinnen ge-
hört?«
»Nicht das geringste.«
»Also weiß noch immer niemand, ob sich dort ein Vul-
kan befindet?«
»Bis jetzt nicht, Herr Direktor, doch wenn dort ein Vul-
kan vorhanden ist, kann man wohl annehmen, daß er in
tiefem Schlaf liegt . . .«
»Oho«, erwiderte Mr. Ward, »es kann doch keiner da-
für stehen, daß er nicht eines Tages erwacht! . . . Bedenken
Sie, Strock: es genügt nicht, daß ein Vulkan schlummert . . .
nein, er muß vielmehr gänzlich erloschen sein. Und wenn
das, was man erzählt hat, nicht nur das Erzeugnis der Ein-
bildung unserer Karoliner gewesen ist . . .«
»Das glaub’ ich nicht, Mr. Ward«, fiel ich ein. »Mr. Smith,
der Bürgermeister von Morganton, und sein Freund, der Ge-
meindevorsteher von Pleasant Garden, sprechen sich darü-
ber sehr zuversichtlich aus. Flammen haben sich über dem
— 79 —
Great Eyrie sicherlich gezeigt, auch unerklärbare Geräusche
sind aus dem Berg hervorgedrungen. An der Wirklichkeit
dieser Erscheinungen ist auf keinen Fall zu zweifeln!«
»Ja, ja«, meinte Mr. Ward, »ich gebe gern zu, daß Bür-
germeister und Einwohner keinem Irrtum verfallen sind.
Doch, wie dem auch sei, der Great Eyrie hat sein Geheimnis
noch nicht geoffenbart . . .«
»Wenn man darauf besteht, es zu erfahren, Mr. Ward,
so handelt es sich nur darum, die unvermeidlichen Ausga-
ben daranzusetzen . . . Spitzhaue und Sprengschüsse werden
dann schon die Mauern überwinden.«
»Gewiß«, erwiderte Mr. Ward, »doch diese Arbeit drängt
nicht, und es erscheint ratsamer, damit noch zu warten. Üb-
rigens entschleiert uns die Natur schließlich noch allein das
Geheimnis des Great Eyrie.«
»Glauben Sie mir, Mr. Ward, daß ich es unendlich be-
daure, das Unternehmen, womit Sie mich betraut hatten,
nicht habe zum erwünschten Ende führen können . . .«
»Na, darum lassen Sie sich kein graues Haar wachsen,
Strock, nehmen Sie Ihre Schlappe mit philosophischem
Gleichmut hin. Wir sind nicht immer glücklich in un-
serm Vorhaben, und die Bemühungen der Polizei werden
auch nicht immer von Erfolg gekrönt. Bedenken Sie, wie
viele Schuldige in kriminellen Fällen uns entwischen, ja ich
glaube, man würde keines einzigen habhaft werden können,
wenn die Burschen etwas schlauer wären . . . vor allem etwas
weniger unklug, so daß sie in ihrer Dummheit den Verdacht
selbst auf sich ziehen. So liefern sie sich durch ihr unüber-
— 80 —
legtes Geschwätz aber meist selbst in unsere Hände. Meiner
Ansicht nach kann es gar nicht so schwer sein, ein Verbre-
chen, einen Mord oder einen Diebstahl vorzubereiten und
ihn auszuführen, ohne Verdacht zu erwecken und dadurch
jede Verfolgung zu vereiteln. Sie begreifen, Strock, daß ich
es nicht bin, der dem verbrecherischen Gesindel Unterricht
in der nötigen Gewandtheit und Vorsicht geben möchte,
doch ich wiederhole, es sind ihrer viele gewissenlose Bur-
schen, die die Polizei niemals hat finden können.«
In dieser Beziehung stimmte ich mit meinem Vorgesetz-
ten vollständig überein; gerade unter den Verbrechern gab
es die größten Schwachköpfe!
Jedermann wird aber ohne Bedenken zugeben, daß es
nicht weniger erstaunlich war, daß die Behörden, städtische
und andere, noch nicht imstande gewesen waren, Licht über
die Vorkommnisse zu verbreiten, deren Schauplatz mehrere
Bundesstaaten gewesen waren. Als Mr. Ward darüber mit
mir sprach, konnte ich meine Verwunderung über die Lage
der Dinge nicht verhehlen.
Es betraf das unfaßbare Gefährt, das zu großer Gefahr
für Fußgänger, Wagen und Pferde auf den Landstraßen
umherrollte. Der Leser weiß ja schon, wie es bezüglich der
Geschwindigkeit alle Rekorde des Automobilismus brach.
Schon von den ersten Tagen an war von den darüber unter-
richteten Behörden angeordnet worden, den bedrohlichen
Launen dieses Chauffeurs Einhalt zu tun. Dieser tauchte
auf, man wußte nicht woher, er erschien und verschwand
mit der Schnelligkeit des Blitzes. Obgleich zahlreiche und
— 81 —
tätige Polizisten gegen ihn aufgeboten worden waren, hatte
es doch noch keinem gelingen wollen, den Delinquenten
dingfest zu machen. Hatte er doch erst ganz kürzlich bei
dem vom American Automobil-Club veranstalteten Wett-
rennen zwischen Prairie-du-Chien und Milwaukee die 200
Meilen lange Bahn rasenden Laufs in weniger als andert-
halb Stunden zurückgelegt!
Was aus dem Fahrzeug geworden war, darüber wußte
man ebenfalls
Weitere Kostenlose Bücher