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Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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untersetzt. Ich bin damals,
    wie am Tag vorher, erst gegen 5 Uhr wieder aufgebrochen.
    In Toledo erhielt ich dann spät am Abend noch das Tele-
    gramm von Mr. Ward, der mir Ihr Eintreffen ankündigte,
    und daraufhin habe ich Sie heute am Bahnhof abgeholt.«
    — 163 —
    Eines stand also fest: Seit 36 Stunden hatte das Untersee-
    boot, wahrscheinlich zur Vornahme notwendiger Repara-
    turen, in der Bucht von Black Rock gelegen, und wenn das
    Glück uns begünstigte, trafen wir es dort noch an. Was das
    Vorkommen der ›Terror‹ auf dem Eriesee betraf, so erklärte
    sich das auf ganz natürliche Weise, darüber waren Arthur
    Wells und ich vollständig einig. Zum letzten Mal war der
    Apparat auf dem Oberen See beobachtet worden. Die Stre-
    cke zwischen diesem und dem Eriesee hatte er entweder zu
    Land, längs der Straßen von Michigan bis zum westlichen
    Ufer des Sees zurücklegen können, oder auch auf oder gele-
    gentlich unter dem Wasser auf dem Detroit River. Jedenfalls
    aber war sein Vorüberkommen von nirgendsher gemeldet
    worden, obgleich die Polizei diesen Staat ebenso sorgfäl-
    tig überwachte, wie jeden anderen Teil des amerikanischen
    Gebiets. Es blieb also nur die Annahme übrig, daß das Au-
    tomobil sich zum Schiff oder zum Unterseeboot verwandelt
    habe, denn nur so hätten der Kapitän und seine Begleiter
    das Gewässer des Eriesees, ohne Aufsehen zu erregen, er-
    reichen können.
    Wenn die ›Terror‹ nun die Bucht aber schon verlassen
    hatte, oder wenn sie uns bei dem Versuch, sie anzuhalten,
    dennoch entschlüpfte, war unsere Sache dann verloren? . . .
    Ich weiß es nicht; ein Erfolg war damit jedenfalls sehr frag-
    lich geworden.
    Mir war bekannt, daß im Hafen von Buffalo, am anderen
    Ende des Eriesees, zwei Torpedojäger lagen. Vor der Ab-
    fahrt von Washington hatte mich Mr. Ward von deren An-
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    wesenheit unterrichtet. Ein Telegramm an ihre Befehlsha-
    ber mußte ja genügen, sie, wenn nötig, zur Verfolgung der
    ›Terror‹ aufzubieten. Doch wie konnten sie diese überho-
    len, oder sie, wenn sie sich gar zum Unterseeboot verwan-
    delte, unter der sie schützenden Oberfläche des Eriesees an-
    greifen? Arthur Wells gestand auch zu, daß bei einem so
    ungleichen Kampf der Vorteil nicht auf der Seite der Tor-
    pedojäger sein würde. Erreichten wir also in der nächsten
    Nacht unsere Absichten nicht, war unsere Sache für so gut
    wie verloren anzusehen.
    Wells hatte mir gesagt, daß die Bucht von Black Rock nur
    sehr wenig besucht würde. Die Straße, die von Toledo nach
    dem einige Meilen entfernten Flecken Hearly führt, läuft
    eine gute Strecke weit vom Ufer hin. Wenn unser Break
    etwa die Höhe der Bucht erreicht hatte, konnte es vom Ufer
    aus auf keinen Fall bemerkt werden. Kam es nur erst an die
    Spitze des mehrfach erwähnten Gehölzes, so konnte es sich
    leicht zwischen dessen Bäumen verbergen. Von dort aus
    wollten wir, meine Begleiter und ich, uns dann mit dem He-
    rannahen der Dunkelheit an dessen, nach dem Eriesee zu
    liegenden Rand begeben, wo wir leicht beobachten konn-
    ten, was im Hintergrund der Bucht vorging.
    Wells kannte diese Bucht übrigens sehr genau. Er hatte
    sie während seines Aufenthalts in Toledo mehrmals besucht.
    Umrahmt von beinah senkrecht abfallenden Felsen, gegen
    die die Wellen des Sees anschlugen, hatte sie in ihrer ganzen
    Ausdehnung eine Tiefe von 30 Fuß. Die ›Terror‹ konnte sich
    also, oben schwimmend oder untertauchend, dem Hinter-
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    grund der Bucht nähern. An zwei oder drei Stellen stand
    das Ufer durch Lücken in der Felswand mit einem sandigen
    Streifen in Verbindung, der sich in der Breite von 2- bis 300
    Fuß bis zum Rand des kleinen Waldes hinzog.
    Es war gegen 7 Uhr abends, als unser Break, nach ei-
    ner Rast auf der Hälfte des Weges, an diesem Wäldchen
    anlangte. Noch war es aber zu hell, uns, selbst unter dem
    Schutz der Bäume, nach dem Ufer der Bucht hinzuschlei-
    chen. Damit hätten wir uns der Gefahr ausgesetzt, gesehen
    zu werden, und wenn der Apparat jetzt noch an der alten
    Stelle lag, würde er schnellstens weit hinaus aufs Wasser ge-
    fahren sein, vorausgesetzt, daß seine Reparaturen beendet
    waren.
    »Sollen wir hier haltmachen?« fragte ich, als unser Break
    am Rand des Wäldchens stehenblieb.
    »Nein, Mr. Strock«, antwortet Wells. »Besser, wir ver-
    weilen vorläufig weiter im Innern, wo wir sicher sind, nicht
    aufgespürt zu werden.«
    »Kann denn der Wagen zwischen den Bäumen

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