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Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Handels auf dem Eriesee ist recht bedeu-
    tend, und der jährliche Warenumschlag wird auf nicht we-
    niger als 2.200.000 Dollar (fast 914 Millionen Mark) ge-
    schätzt.
    Der Break folgte einer sehr gewundenen Straße, die sich
    den vielen Einbuchtungen und Vorsprüngen des Seeufers
    anpaßte.
    * Am 12. April 1867 befand sich der Verfasser in Buffalo, als der
    Eriesee in seiner ganzen Ausdehnung eine Eisdecke trug.
    — 159 —
    Während der Kutscher sein Gespann zu scharfem Trab
    antrieb, plauderte ich mit Arthur Wells und erfuhr dabei,
    was ihn veranlaßt hatte, die von ihm an das General-Poli-
    zeiamt in Washington adressierte Depesche abzusenden.
    48 Stunden vorher, am Nachmittag des 27. Juli, hatte sich
    Wells zu Pferd nach dem kleinen Flecken Hearly begeben.
    5 Meilen von diesem fiel ihm, als er durch ein Wäldchen
    ritt, auf, daß ein Tauchboot nach der Oberfläche des Sees
    heraufkam. Er hielt an, sprang zur Erde und schlich sich
    nach dem Saum des kleinen Gehölzes hin. Hier sah er nun,
    ohne – von Strauchwerk beschützt – selbst bemerkt wer-
    den zu können, wie dieses Unterseeboot im Hintergrund
    der Bucht von Black Rock anhielt. War das nun jener uner-
    greifbare Apparat, der hier auftauchte und das Land anlief
    . . . derselbe, den man vor Boston und im Kirdallsee beob-
    achtet hatte?
    Als das Unterseeboot nah der das Ufer begleitenden
    Felsenwand angelegt hatte, sprangen zwei Männer auf den
    Strand. Ob wohl der eine von diesen jener »Herr der Welt«
    war, von dem man seit seinem letzten Erscheinen auf dem
    Oberen See nicht mehr reden gehört hatte? Und war das die
    geheimnisvolle ›Terror‹, die hier aus den Tiefen des Eriesees
    aufgestiegen war?
    »Ich war allein«, sagte Wells, »allein, nah dem Grund
    dieser Bucht. Wären Sie, Mr. Strock, mit Ihren Begleitern
    dagewesen, dann hätten wir, zu vieren gegen zwei, wohl ei-
    nen Handstreich wagen und die Männer festnehmen kön-

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    nen, ehe sie wieder auf ihr Schiff zu springen und zu entflie-
    hen vermochten.«
    »Ganz gewiß«, antwortete ich. »Doch befanden sich
    nicht auch noch andere an Bord? Gleichviel . . . nach der
    Überwältigung jener beiden hätten wir vielleicht erfahren,
    wer sie waren . . .«
    »Und vor allem«, fiel Wells ein, »ob der eine von beiden
    der Kapitän der ›Terror‹ war.«
    »Ich fürchte nur eines, Wells: daß das Unterseeboot,
    mochte es sein, welches es wollte, die Bucht seit Ihrem Weg-
    gang von da verlassen haben werde.«
    »Das wird sich nach wenigen Stunden zeigen, und gebe
    der Himmel, daß wir das Fahrzeug noch vorfinden. Dann
    . . . mit Anbruch der Nacht . . .«
    »Doch sagen Sie, Sie sind wohl nicht bis zum Abend in
    dem kleinen Gehölz geblieben?«
    »Nein, gegen 5 Uhr bin ich fortgeritten und kam am
    Abend nach Toledo, wo ich noch die Depesche nach Wash-
    ington aufgegeben habe.
    »Sind Sie gestern wieder nach der Bucht von Black Rock
    zurückgekehrt?«
    »Jawohl.«
    »Lag da das Unterseeboot noch am Land?«
    »Genau an derselben Stelle.«
    »Und die beiden Männer?«
    »Die waren auch noch da. Meiner Ansicht nach hatte
    eine Havarie sie veranlaßt, zu deren Ausbesserung an der
    verlassenen Stelle an Land zu gehen.«
    — 162 —
    »Das wäre ja möglich«, sagte ich, »eine Beschädigung,
    die sie hinderte, ihre gewohnte Zuflucht unter der Oberflä-
    che aufzusuchen. Wenn’s nur so wäre!«
    »Ich habe triftige Gründe, das anzunehmen, denn sie
    hatten verschiedenes Material nach dem Strand geschafft,
    und soviel ich wahrnehmen konnte, ohne meine Anwesen-
    heit zu verraten, wurde an Bord gearbeitet.«
    »Nur von den beiden Männern?«
    »Nur von diesen allein.«
    »Sollten denn«, bemerkte ich, »keine weiteren Leute da-
    sein, einen Apparat von so außergewöhnlicher Geschwin-
    digkeit – gleichviel ob Automobil oder Unterseeboot – zu
    bedienen und zu steuern?«
    »Das glaube ich nicht, Mr. Strock. Jedenfalls habe ich
    nur die beiden Männer, wie am Tag vorher, wiedergesehen.
    Mehrmals kamen sie an das Wäldchen, worin ich mich ver-
    steckt hatte, heran, schnitten da einen Haufen Zweige ab
    und zündeten auf dem Strand ein Feuer an. Diese Bucht ist
    ja so öde und verlassen, daß sie – und das schienen sie zu
    wissen – eine Überraschung kaum zu befürchten hatten.«
    »Sie würden sie aber wiedererkennen?«
    »Mit voller Sicherheit! Der eine, eine mittelgroße, kräf-
    tige Gestalt, hatte strenge Gesichtszüge und trug Vollbart,
    der andere war kleiner, mehr

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