Herr der Welt
an die Fälle.
Seine Länge vom Erie- bis zum Ontariosee beträgt 15 Lieues
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(58,5 Kilometer) und ziemlich genau nach Norden verlau-
fend, führt er dem Ontariosee den Abfluß aus dem Obe-
ren-, dem Michigan- und dem Huronsee zu. Zwischen dem
Erie- und dem Ontariosee beträgt der Unterschied der Hö-
henlage 340 Fuß (110 Meter). Auf den großen Wasserfall
kommen davon nicht weniger als 150 Fuß (48,75 Meter).
»Horse Shoe Fall« genannt, weil er annähernd die Form
eines Hufeisens hat, haben ihm die Indianer den Namen
»Donnerer der Wasser« gegeben, und in der Tat erzeugt der
Wassersturz ein ununterbrochenes Donnerrollen, das man
noch mehrere Meilen davon hört.
Zwischen Buffalo und dem Flecken Niagara teilen zwei
Inseln den Lauf des Stroms: die Insel Navy, etwa 4 Kilome-
ter stromaufwärts vom Horse Shoe Fall, und Goat Island
(die Ziegeninsel), die den amerikanischen Fall von dem ka-
nadischen scheidet. Deren Spitze trug früher den Terrapine
Tower (Schildkrötenturm), der so kühn mitten im Wasser-
schwall und dicht am Rand des Abgrunds aufragte. Man hat
ihn aber umlegen müssen, da er bei dem stetigen Zurück-
weichen des Falls in Gefahr war, in die brodelnde Tiefe ge-
rissen zu werden.
Längs des Oberlaufs des Niagara sind zwei Ortschaften
zu erwähnen: Schlosser am rechten und Chippewa am lin-
ken Ufer, beide ziemlich genau gegenüber der Insel Navy
gelegen. Von hier aus hat das Flußbett sehr starken Fall und
die Strömung wird deshalb immer schneller, bis die Wasser-
massen 2 Meilen stromabwärts die berühmten Fälle bilden.
Die ›Terror‹ war am Fort Erie vorübergekommen. Noch
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schwebte der Sonnenball im Westen in geringer Höhe über
dem kanadischen Horizont, und der fast volle Mond stieg
schon aus den Dunstmassen im Südosten herauf. Vor einer
Stunde konnte es noch nicht Nacht sein.
Die Torpedojäger folgten uns, ihre Feuer verstärkend, in
der Entfernung von 1 Meile, ohne diesen Abstand verrin-
gern zu können. Immer glitten sie zwischen von Bäumen
beschatteten und mit Landhäusern besetzten Ufern hin, die
sich als lange, grünende Strecken hinziehen.
Offenbar gab es für die ›Terror‹ hier keinen Rückweg
mehr. Die Torpedojäger hätten sie unfehlbar in den Grund
gebohrt. Ihren Befehlshabern war freilich nicht bekannt,
was ich wußte, daß eine Havarie, die der Apparat erlitten
hatte, ihn zwang, auf der Oberfläche des Sees zu bleiben,
und daß es ihm unmöglich war, durch ein wiederholtes Un-
tertauchen zu entweichen. Nichtsdestoweniger setzten sie
ihre Fahrt nach vorwärts fort, und voraussichtlich behielten
sie auch ihre Schnelligkeit bei, bis sie auf unüberwindliche
Hindernisse trafen.
Fand ich aber keine Erklärung für diese hartnäckige
Verfolgung, so fehlte es mir erst recht an einer solchen für
das Verhalten der ›Terror‹. Vor Ablauf einer halben Stunde
mußte ihr durch den Wasserfall der Weg versperrt sein. So
überaus leistungsfähig der Apparat auch sein mochte, über
den Horse Shoe Fall konnte er doch unmöglich unbeschä-
digt hinwegkommen, und wenn der ungeheure Wasser-
schwall ihn mit hinunterzog, mußte er in der 124 Fuß tiefen
Grube verschwinden, die das Wasser am Fuß der Fälle aus-
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gehöhlt hat. Nur wenn er irgendwo ans Ufer anlief, konnte
er auf seinen Automobilrädern vielleicht entkommen, wenn
er 240 Kilometer in der Stunde hinter sich brachte.
Was sollte ich jetzt beginnen? . . . Sollte ich versuchen,
mich hier in der Nähe der Insel Navy zu retten, deren Ufer
ich schwimmend jedenfalls leicht erreichen konnte? Ließ
ich diese Gelegenheit vorübergehen, so würde mir, soweit
hatte ich die hier obwaltenden Geheimnisse durchschaut,
der »Herr der Welt« die Freiheit niemals wiedergeben.
Ich sah aber doch bald ein, daß meine Flucht auf jeden
Fall verhindert werden würde. War ich auch nicht in meine
Kabine eingesperrt, so sah ich mich doch scharf überwacht.
Während der Kapitän am Steuer blieb, wandte der Mann an
meiner Seite kein Auge von mir ab. Bei der ersten Bewe-
gung wäre ich gepackt und in meine Kabine eingeschlossen
worden . . . ja, jetzt war mein Schicksal an das der ›Terror‹
gebunden.
Die Entfernung, die die Torpedojäger von uns trennte,
hatte sich inzwischen auf einige Kabellängen verringert.
Konnte der Motor der ›Terror‹ infolge einer Beschädigung
das Fahrzeug vielleicht nicht mehr schneller fahren? . . . Im-
merhin verriet der
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