Herr der zwei Welten
Reaktion.
„Ich werde Dabal holen. Julie, du solltest ihm deinen Traum erzählen.- Ich bin sicher, dass dieser Traum etwas mit deinem Zustand zu tun hatte. Dabal weiß vielleicht, wie die Dinge zusammenhängen. Er ist sehr weise!“
Jetzt war Julie wirklich mehr als erstaunt! Karsina vermutete wirklich, dass der Traum Schuld an ihrer Schwäche hatte! Aber …
„Ich weiß nicht …“
„Warte“, sagte Karsina. „Ich denke, ich sollte dir zuerst etwas über Dabal erzählen. Dann kannst du immer noch Nein sagen. Dabal, er ist nicht Mann und auch nicht Frau. Er ist ein Wesen, das zwischen den beiden Geschlechtern steht. Er ist ein Emasca. Was auch immer du ihm erzählst, es wird für immer sein Geheimnis bleiben!- Dabal hat schon viele Rätsel gelöst. Er kennt sich in der Welt der Geister aus.- Wirst du mit ihm reden, meine Freundin?“
Julie blickte von Karsina zu TsiTsi und Simonja. In ihren Augen stand Misstrauen. Die Männer hatten die Hütte bereits verlassen, als Julie begonnen hatte, ihren Traum zu erzählen. Kai war mit dem Kommentar gegangen, er hätte genug romantischen Müll gehört. In dem Moment war Julie betrübt gewesen, weil er ihr damit klarmachte, dass er noch immer eifersüchtig auf sie war, aber nun war Julie erleichtert, dass die Männer jetzt nicht hier waren. Ihr Spott würde die Sache sicher nicht leichter machen! Julie betrachtete Karsinas Gesicht. Es war ihr sehr ernst mit dem, was sie sagte. Julie überlegte. Sie wollte einwilligen, obwohl ihre beiden Freundinnen ihr eher davon abzuraten schienen. Aber sie sagten ja nichts! Und warum auch? Was konnte es schaden, wenn sie mit noch jemandem über ihren Traum sprach? Außerdem spürte sie Neugierde auf dieses Zwitterwesen. Sie wusste, dass solche Leute bei sehr vielen Völkern der Erde, ebenfalls eine Sonderstellung einnahmen. Die Indianer hatten heilige Männer in ihnen gesehen.
„Also gut.“
Kaum hatte Julie ihre Einwilligung gegeben, da verließ Karsina auch schon die Hütte. TsiTsi zuckte mit den Schultern.
„Sollen wir euch dann besser allein lassen? Du bist sicher, dass du mit diesem … Hexenmeister auch wirklich reden willst?“ fragte sie.
Simonja klang echt besorgt, als sie hinzufügte:
„Julie, ich halte das für keine gute Idee! Sei bloß vorsichtig!“
Julie musste lachen.
„Es gibt keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Er ist ein Traumdeuter, kein Hexenmeister! Er wird mir schon nichts tun! Aber bleibt doch bitte hier.“
Die beiden nickten und setzten sich etwas abseits von Julie auf den Boden.
Sie mussten auch nicht lange warten, da kam Karsina auch schon zurück. In ihrer Begleitung befand sich ein zarter, eigentlich wirklich gut aussehender Mann. Hätte Julie ihn einfach so kennengelernt und wäre nicht zuvor über seine Natur aufgeklärt worden, so hätte sie ihn einfach für einen Mann gehalten, dachte sie. Doch dadurch war nun ihr Interesse geweckt. Dabal schien wirklich alle Vorzüge von beiden Seiten in sich zu vereinen. Er wirkte auf eine bestimmte Art anziehend! Sein Gesicht besaß ausgeglichene, makellose Züge, die bei näherem Betrachten weiblich wirkten. Seine Züge waren für einen Mann einfach zu zart. Seine Figur war schlank und seine Muskeln ausgeprägt. Er war über und über mit Perlenketten behangen, die bei jedem anderen absurd und protzig gewirkt hätten und doch zu ihm passten. Sein Gesicht hatte etliche Vorzüge zu bieten. Seine Wimpern waren länger, als Julie es je gesehen hatte. Wie ein dichter Vorhang bedeckten sie seine Augen. Wenn er blinzelte, sah es so aus, als wenn seine Wimpern aus vielen, eng aneinandergereihten Perlenschnüren bestanden. Sein Blick war so sanft. Dieser Blick schuf Vertrauen. Julie wollte aufstehen, schließlich lag sie noch immer auf ihrem Nachtlager, doch Dabal deutete ihr zu bleiben. Er setzte sich zu ihr und lächelte sie an. Es war keine Aufforderung an Julie, sondern eher ein Zeichen seines Verstehens. Als er nun zu sprechen begann, fühlte Julie sich an ihre Kindheit erinnert. Seine Stimme hatte den gleichen Klang, wie die ihrer Großmutter, wenn sie ihr abends noch eine Geschichte vorgelesen hatte.
„Bleib ruhig Kleine, lehne dich zurück und versuch zu entspannen.“ Und wieder lächelte Dabal sie an. Julie fühlte sich immer mehr geborgen. Es war, als wenn nur sie und Dabal hier wären. Julie wusste zwar, dass auch ihre Freundinnen und Karsina anwesend waren, aber der Gedanke an sie verschwamm hinter dem Gefühl, mit Dabal allein zu
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