Herr der zwei Welten
klein! Julie begann vor Freude zu heulen, als der Heiler ihr den kleinen Jungen in die Arme drückte. Es wunderte, dass er das Kind nicht zuerst TsiTsi gegeben hatte, aber sie war glücklich. Doch der Heiler wollte die junge Mutter erst mal versorgen, und solange durfte sie den Kleinen halten. Thela stand neben ihr und ihre kleinen Händchen strichen ganz sanft über das Köpfchen ihres Bruders. Sie und Julie sahen sich an und lachten glücklich. Als TsiTsi von Blut und Schweiß befreit war, legte Julie ihr das Baby in die Arme. Es war so schön zuzusehen, wie sie den Kleinen zärtlich an sich drückte und ihm zuflüsterte. Dann sah sie wieder zu Julie. In ihren Augen standen Stolz und so viel Zärtlichkeit, dass Julie schon wieder Tränen in die Augen stiegen.
„Zeigst du ihn Dervit? Bitte. Es wäre eine Ehre für uns.“
„Aber …“ stammelte Julie. Dann nahm sie zärtlich das kleine Wesen wieder an sich und wandte sich dem Ausgang zu. Doch dann drehte sie sich doch noch einmal um. Sie musste einfach TsiTsi noch mal in den Arm nehmen! Lächelnd gab sie ihr dann noch einen Kuss auf die Wange und ging dann stolz, mit dem Baby in den Armen, vor die Höhle. Glückseligkeit spiegelte sich in ihrem Gesicht, als sie vor Dervit stand.
„Dervit, das ist dein Sohn!“ Ihre Worte klangen, selbst in ihren eigenen Ohren, wie eine Zeremonie. Julie tat es unbewusst, niemand hatte ihr eine Anleitung gegeben, und doch tat sie genau das Richtige. Es war etwas Wichtiges, einem Blauländer sein Kind zu reichen. Und sie hatte diese Ehre erhalten! Erst als der kleine Winzling wohlbehütet in den Armen seines Vaters lag, trat Eugeñio näher um einen Blick auf das Kind zu werfen. Julie beobachtete ihren Mann genau. Ein zärtliches Lächeln legte sich auf seine maskulinen Züge und seine Augen strahlten. In diesem Moment war Julie so glücklich. Sie hatte ein Geheimnis, und sie untersagte sich seit Tagen, auch nur daran zu denken. Sie hatte Angst, wie er reagieren würde, wenn sie es ihm sagte. Aber Julie war sicher, dass sie bald ihr eigenes Kind in den Armen halten würde.
Erst als Eugeñio den Kleinen lange genug betrachtet hatte, ging Dervit mit ihm, stolz und überaus strahlend, zu seiner Frau. Julie und Eugeñio gingen hinterher. Der Heiler hatte seine Arbeit erledigt und ließ noch ein paar getrocknete Beeren zurück. Sie würden TsiTsi helfen, schnell wieder ihre Kräfte zurück zu bekommen, sagte er. Dann verabschiedete er sich ziemlich eilig. Er hätte jetzt alle Hände voll zu tun, erklärte er noch. Dann verließ er die Höhle. Julie begleitete ihn noch nach draußen. Eigentlich wollte sie ihn noch etwas fragen, aber als sie vor der Höhle stand, und sah, dass alle Freunde gekommen waren und jetzt draußen froren, vergaß sie ihre Frage.
„Aber warum steht ihr denn hier draußen? Kommt doch rein!“ rief sie ihnen erfreut zu. Julie war sich sicher, dass weder TsiTsi noch Dervit etwas dagegen haben würden.
Im Gegenteil, beide waren überglücklich über die vielen Besucher. Jeder hatte ein paar liebe, anerkennende Worte für sie. Alle freuten sich über den neuen Familienzuwachs. Die Kälte blieb außen vor. Hier drinnen war es wirklich kuschelig warm. Erst jetzt fiel Julie auf, dass die Temperaturen in der Höhle nicht anders waren, als in den vergangenen Tagen. Obwohl kein Feuer brannte, war es hier drinnen warm. Doch noch ehe Julie sich darüber wundern konnte, klärte sie Simonja wieder auf.
„In den Höhlen bleibt es immer warm. Auch dann, wenn draußen die Kalte Zeit angebrochen ist und es schneit. Sie hält ja auch nicht so lange an. Da reicht die Isolierung der Wände, um ein Abkühlen zu verhindern.“
Gut so, dann konnte man sich hier also das lästige Heizen sparen!
Julie sah sich um. Kai und Bernhard, Julie hatte sie schon vermisst, waren gerade gekommen. Vermutlich waren sie nicht in der Nähe gewesen, und hatten den Ruf des Heilers nicht gehört. Ansonsten wären sie doch sicher schon früher hier gewesen, dachte sie. Aber dann bemerkte sie, dass Kai irgendwie verlegen wirkte.
„Ich.. Ich ...“ stammelte er. Julie runzelte die Stirn. Aber da stand auch schon Dervit vor ihm und reichte ihm das Baby. Wie auf Kommando überzog plötzlich ein seliges Lächeln Kais Gesicht, dann saugte sich sein Blick förmlich auf dem Kleinen fest. Bernhard stand neben ihm und auch er besah sich das Baby lächelnd. Julie staunte, als Kai Bernhard den Kleinen in die Arme drückte. Doch Bernhard fühlte sich
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