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Herr der zwei Welten

Herr der zwei Welten

Titel: Herr der zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Meyer
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augenscheinlich nicht so wohl, einen so kleinen Winzling in den Armen zu halten. Jedenfalls hielt er ihn nur ein paar Minuten, dann gab er ihn wieder zurück.
    „Keine Angst Berni, der geht nicht kaputt.“ lachte Kai.
    Julie bemerkte Pieters Blicke. Er starrte zu seinem Sohn und Julie konnte sich denken, was er fühlte. Sie selbst hatte ja auch schon mitbekommen, was man sich erzählte. Kai war schwul! War es nun so, dass Pieter dies auch so sah?
    Pieter drehte sich um und verließ im Laufschritt die Höhle. Liz schaute ihm entgeistert hinterher. Kai tat ihr leid, und sie glaubte, dass Pieter das nun akzeptieren musste. Es war diese Welt. Hier galten andere Gesetze.
    Sie sah Eugeñio an. Es war offensichtlich, dass er mehr wusste. Aber auch Kai hatte wohl mitbekommen, dass er sich, mit der Art, wie er gerade mit Bernhard umgegangen war, doch etwas zu weit nach vorne gewagt hatte.
    Wurde er tatsächlich rot? Kurz schaute er zu Boden, aber dann hob er den Kopf wieder und sah seine Stiefmutter an:
    „Na und?! Ich bin eben schwul! Denkt doch, was ihr wollt! Ich werde mich nicht mehr verstellen. Ich habe keine Lust, allein zu sein! Nur weil es ihm nicht in den Kram passt. Ich liebe Bernhard. Das kannst du ihm sagen!“
    Er drückte das Baby in Dervits Arme und stampfte aus der Höhle.
    Liz starrte ihm entsetzt hinterher. Julie glaubte, dass nicht das, was Kai gesagt hatte, ihr so sehr missfiel. Viel eher war es wohl die Art, wie er es gesagt hatte.
    „Entschuldigt mich bitte. Ich muss nach meinem Mann sehen.“ sagte sie und lief hinterher. Am Eingang angekommen wandte sie sich noch mal um.
    „Bernhard, kümmerst du dich bitte um Kai.“
    Sie lächelte ihn sogar an. Bernhard war nichts peinlich. Aber er hatte nicht gewollt, dass Kai sich so bloß stellte! Er sah sich kurz zwischen den Anwesenden um, und lief dann hinterher.
    Die Blauländer schienen jedenfalls nicht zu verstehen, über was man sich gerade aufgeregt hatte. Einvernehmlich übergingen sie dieses ganze Thema.
    Die meisten hatten sich bereits hingesetzt und die Übrigen taten es ihnen nun gleich. Schließlich wollte man die Geburt des Neuankömmlings gebührend feiern. TsiTsi blieb natürlich auf ihrem Lager. Die Mahlzeiten bereiteten ihre Freundinnen. Eigentlich hatte sie alles sowieso schon vorher vorbereitet, sodass die Frauen die Speisen nur noch hinstellen mussten. Es wurde viel gelacht und auch Julie fühlte sich dazugehörig. Bald schon kamen auch Pieter und Liz zurück.
    „Wo ist er?“ fragte er Julie. Die zuckte nur mit den Achseln. Kurz darauf kam Bernhard zurück. Allein.
    „Er hat sich beruhigt. Aber er möchte noch ein wenig allein sein.“
    Pieter nickte.
    „Danke, dass du dich um ihn gekümmert hast. Ich meine es nicht so. – Ich werde mich nicht gegen eure … gegen euer Verhältnis stellen.“
    Julie blinzelte Bernhard zu. Na bitte! Damit war das Thema dann aber vom Tisch. Ab und an konnte sie noch sehen, wie Pieter Bernhard oder manchmal auch Bernhard Pieter einen verstohlenen Blick zuwarf. Aber das würde sich hoffentlich auch bald geben, dachte sie. Dann suchte sie nach Eugeñio. Er war in einer Unterhaltung vertieft, aber als er mitbekam, wie Julie nach ihm Ausschau hielt, winkte er sie zu sich. Eigentlich hätte sie jetzt Lust mit ihm zu tanzen. Wie damals, als sie sich kennengelernt hatten. Aber leider war die Musik der Blauländer nicht dazu geeignet, romantische Lieder hervorzubringen. Trotzdem war das Fest schön. Gaston winkte Eugeñio zu sich.
    „Geh schon.“ sagte Julie. Er und Gaston verließen die Höhle. Simonja kam zu Julie, und ehe sie sich’s versahen, waren beide Frauen wieder in einer Unterhaltung vertieft. Unvermittelt zuckte Julie zusammen. Da war ein Geräusch gewesen. Das Geräusch war von draußen gekommen. Sie sah, dass auch Simonja was gehört hatte. Jetzt war nichts mehr zu hören, aber irgendwie machte Julie sich plötzlich Sorgen. Sie sah sich um. Erst jetzt bemerkte sie, dass auch alle anderen Unterhaltungen zum Stillstand gekommen waren. Jeder lauschte. Jäh nahm der Geräuschpegel wieder zu. Beinahe gleichzeitig stürmten alle aus der Höhle, wollten sehen, was da war. Aber es war nichts zu erkennen. Julie sah sich um. Wo waren Eugeñio und Gaston? Doch sie konnte keinen der beiden sehen. Das Geräusch war wieder verschwunden. Das Land lag still unter dieser weichen, blauen Decke. Doch dann geschah es! Jählings kam etwas auf sie zugerast. Julie konnte nicht erkennen, was es war, aber es kam mit

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