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Herr der zwei Welten

Herr der zwei Welten

Titel: Herr der zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Meyer
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verschwunden. Die verblüffte Gruppe sah sich suchend um, aber von den beiden Gelbländern war nichts mehr zu sehen. Aber sie hatten etwas zurückgelassen: Zuversicht. Karon jedenfalls hatte sich nicht nur beruhigt, sondern begann auch schon wieder aufgeregt herumzutoben.
    Aber auch Dervit hatte ihr Besuch Mut gemacht. Julie wunderte sich noch immer über die Geschwindigkeit, mit der die Gelbländer unbemerkt erscheinen und wieder verschwinden konnten. Ohne es zu wollen, hatten sie damit Eugeñio wieder in ihre Gedanken gebracht. Und das tat weh! Wann würde sie ihn endlich vergessen können? Vielleicht niemals! Würde er noch ab und zu an sie denken? Julie schalt sich eine Närrin! Eugeñio war ein Vampir, ein Kind der Nacht das seit Jahrhunderten die gleichen Tagesabläufe kannte. Daran hatte sie sicher nichts verändert. Sie war nur eine, von so vielen Frauen, die er im Laufe seines Lebens kennengelernt hatte. Für ihn war sie sicherlich wie ein Schmetterling, den er kurzfristig bewunderte, der ihn aber nicht lange beschäftigte. Sicherlich hatte er sie bereits vergessen.
    Gerade sagte Dervit:
    „Gallert-Schlangen? Merkwürdige Wesen sind das! Wir müssen TsiTsi suchen. Wir können hier ja nicht tatenlos rumsitzen und warten.“
    Er stand auf und lief einfach los. Nicht ein Mal drehte er sich um, um zu sehen, ob die anderen ihm folgten. Offensichtlich war er doch noch mehr durcheinander, als es den Anschein hatte. Die beiden Monde standen noch immer am Himmel; hatte er vergessen, welche Wirkung das auf sie hatte? Aber schon nach einigen Schritten schien er seine Fehler zu bemerken.
    „Ich hatte völlig vergessen …“ stammelte er nun. „Wir werden wohl bis Tagesanbruch warten müssen! Karon, komm bitte her. Es ist wirklich besser, wenn du noch ein wenig schläfst.“
    Der Junge legte sich, ohne zu widersprechen hin. Auch Julie wollte sich noch ein wenig ausruhen. Nach einigen Minuten, in denen Julie versuchte ihre Gedanken in eine andere Richtung zu dirigieren, gesellte sich Kai zu ihr.
    „Es ist doch eine merkwürdige Sache, das mit den Monden.“ sagte er. „Wenn wir nicht vorhaben, unseren Standort weitgehend zu verlassen, können wir uns völlig ungehindert bewegen. Das Magnetfeld erstreckt sich nur auf wenige Meter. Trotzdem ist es völlig gleich, wo man sich befindet, wenn die Monde aufgehen.“
    Julie nickte. „Ja, das verstehe ich auch nicht. Hier kann man im Wasser baden, Früchte sammeln und Karon kann ganz ungehindert spielen. Nur wenn wir vorhaben, unsere Reise fortzusetzen oder wie jetzt, nur TsiTsi zu suchen, fängt dieser Magnetismus überhaupt erst zu wirken an.“
    „Es ist fast so, als wenn sie unsere Gedanken lesen. Aber was haben sie dann eigentlich dagegen, wenn wir nachts wandern? Aber eigentlich ist es beruhigend zu wissen, dass dieses Phänomen überall gleich ist. So kann TsiTsi sich wenigstens nicht völlig verlaufen. Wir werden sie dann morgen finden.“
    „Außerdem bekommen wir ja auch Hilfe von den Einheimischen.“ mischte sich Bernhard ein. Er hatte sich zu ihnen gesetzt und hatte zumindest die letzten Worte mitgehört.
    „Diese Leute sind doch irgendwie seltsam.“ sagte Kai, jetzt an Bernhard gewandt. „Sie sehen aus wie wir, aber sie haben Sitten …“
    Julie nickte. Bernhard schien keine Ruhe zu finden. Er stand wieder auf. „Ich werde mal nach Dervit sehen.“ sagte er und ging.
    Nun war Julie wieder mit Kai allein. Sie hatte das Bedürfnis ihm etwas zu sagen, wusste aber nicht so richtig, wie sie es anfangen sollte.
    „Ich finde es ehrlich toll, wie du dich hier verhältst. Ich musste dir das einfach sagen.“
    Doch Kai erwiderte nur schroff: „Ach! Findest du plötzlich? Womit habe ich das denn verdient?“
    Julie zog eine Flappe. Hätte sie sich nicht denken können, dass Kai so reagierte? Doch dann wurde er freundlicher.
    „Du hältst dich aber auch sehr gut. – Nein, nein, ich meine es ernst! Es ist schon seltsam, mit was für Situationen wir hier fertig werden müssen! Ich meine, zuhause sind wir doch auf Technik und all die Errungenschaften des 21. Jahrhunderts angewiesen. Für alles brauchen wir Computer und Maschinen. Hier haben wir nichts dergleichen - und schaffen es trotzdem.“ Kai lächelte Julie an.
    „Ja, ich weiß, was du meinst! Ich hätte niemals für möglich gehalten, dass wir hier überhaupt überleben können. Ich meine, damals, als wir uns plötzlich in dieser Höhle befunden hatten, sah alles doch ganz anders aus.“
    Julie lachte

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