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Herr des Chaos

Herr des Chaos

Titel: Herr des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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viele Prophezeiungen durchlebt, um noch daran zu glauben, daß sie wörtlich zu nehmen seien. Oder, daß sie auch nur irgend etwas tatsächlich sicherstellten. Seiner Auffassung nach legten die Prophezeiungen die Rahmenbedingungen fest, unter denen eine bestimmte Sache geschehen konnte; nur, wenn diese Bedingungen zutrafen, hieß das noch lange nicht, diese Sache werde wirklich geschehen. Das konnte lediglich passieren. Einige der in den Prophezeiungen des Drachen niedergeschriebenen Bedingungen verlangten nahezu nach seinem Tod, damit der Sieg errungen würde. Der Gedanke daran verbesserte seine Laune nicht gerade. »Das Licht gebe, daß Eure Chance nicht so schnell kommt. Also. Welche Kenntnisse besitzt Ihr, die ich benötige? Könnt Ihr Männern beibringen, wie man die Macht benützt? Könnt Ihr einen Mann überprüfen, um festzustellen, ob er diese Fähigkeit besitzt und unterrichtet werden kann?« Es war bei den Männern nicht so wie bei den Frauen, daß sie diese Fähigkeit in anderen spüren konnten. Der Unterschied zwischen Männern und Frauen in bezug auf den Gebrauch der Macht war ebenso groß wie der Unterschied zwischen Männern und Frauen überhaupt. Manchmal unterschieden sie sich nur um Haaresbreite, dann aber wieder war es, als vergleiche man Stein mit Seide.
    »Eure Amnestie? Sind wirklich ein paar Narren aufgetaucht, um zu lernen, wie sie Euch und mir nacheifern können?«
    Bashere, die Arme verschränkt und die Beine gespreizt, starrte Taim nur verachtungsvoll an, doch Tumad und die anderen Wachen bewegten sich unruhig. Die Töchter blieben gelassen. Rand hatte keine Ahnung, was die Töchter von den etwa zwanzig Männern hielten, die seinem Aufruf gefolgt waren; sie ließen sich nie etwas anmerken. Nachdem bei den Leuten aus Saldaea die Erinnerung an Taim als einen falschen Drachen noch frisch war, konnten diese ihr Unbehagen jedoch kaum verbergen.
    »Antwortet mir einfach nur, Taim. Wenn Ihr verrichten könnt, was ich verlange, dann sagt es mir. Falls nicht...« Das war der Zorn, der aus ihm sprach. Er konnte den Mann nicht wieder wegschicken, und wenn er sich auch jeden Tag mit ihm herumstreiten müßte. Taim dagegen schien sich einzubilden, er würde ihn wegschicken.
    »Ich kann beides«, sagte er schnell. »Ich habe während dieser Jahre selbst fünf aufgespürt, obwohl ich gar nicht wirklich nach ihnen suchte, doch nur einer hatte den Mut, über die reine Überprüfung hinaus dabeizubleiben.« Er zögerte und fügte dann hinzu: »Nach zwei Jahren wurde er wahnsinnig. Ich mußte ihn töten, bevor er mich tötete.«
    Zwei Jahre. »Ihr habt es viel länger als er durchgehalten. Wie?«
    »Besorgt?« fragte Taim leise und zuckte dann die Achseln. »Ich kann Euch nicht helfen. Ich weiß es nicht. Es ist einfach so geschehen. Ich bin geistig genauso gesund wie...« Sein Blick huschte zu Bashere hinüber, dessen bösen Blick er jedoch ignorierte, »...wie Lord Bashere.«
    Trotzdem hatte Rand plötzlich seine Zweifel. Die Hälfte der Töchter war wieder dazu übergegangen, den Rest des Hofes aufmerksam zu beobachten. Es war aber unwahrscheinlich, daß sie sich zu sehr auf eine mögliche Bedrohung konzentrierten und alle anderen deshalb ignorierten. Die mögliche Bedrohung ging von Taim aus, und so hatte die andere Hälfte der Töchter nach wie vor die Blicke auf ihn und Rand gerichtet um augenblicklich jedes Anzeichen dafür zu entdecken, daß die Bedrohung real sei. Ein jeder Mann mußte sich dessen ja wohl bewußt sein und des plötzlichen Tods, der in ihren Augen aufblitzen, in ihren Händen Gestalt annehmen konnte. Rand war sich dessen bewußt, dabei wollten sie ihn nur beschützen. Und dazu hatten Tumad und die anderen Wachen nach wie vor die Hände an den Heften ihrer Schwerter, bereit, sie wieder zu ziehen. Falls sich Basheres Männer und die Aiel dazu entschlossen, Taim zu töten, hätte es der Mann ziemlich schwer, den Hof lebendig zu verlassen, und wenn er auch die Macht einsetzte, es sei denn, Rand half ihm. Und doch schenkte Taim weder den Soldaten noch den Töchtern äußerlich mehr Beachtung als den Säulen oder den Fliesen unter seinen Stiefeln. Tapferkeit, wirklich oder vorgetäuscht, oder etwas anderes? Eine Art von Wahnsinn?
    Nach einem Augenblick des Schweigens sprach Taim weiter: »Ihr traut mir noch nicht. Ihr habt ja auch keinen Grund dazu. Noch nicht. Mit der Zeit werdet Ihr mir aber zu vertrauen lernen. Im Hinblick auf dieses zukünftige Vertrauen habe ich Euch ein Geschenk

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