Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr des Lichts

Herr des Lichts

Titel: Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
Vom Netzwerk:
neue Yuga beginnen.
    Aber zuvor muß ich eine Zeitlang in Meditation verbringen«, schloß er.
    Er wandte sich wieder um und blickte hinaus auf den Strom.
    Eine Sternschnuppe schoß sengend über das Firmament. Das Schiff trieb weiter. Die Nacht um ihn seufzte auf.
    Sam blickte in das Dunkel und erinnerte sich.

2
     
     
    Einst kam ein unbedeutender Radscha aus einem unbedeutenden Fürstentum mit seinem Gefolge in die Stadt Mahartha, die man Tor des Südens< und Hauptstadt der Morgendämmerung     
    Der Wesen die unter den Menschen wiedergeboren werden, sind
wenige; größer ist die Zahl derer, die in anderer Gestalt wiedergeboren werden
     
    Anguttara-nikaya (I, 35)
     
     
    D er Nachmittag war schon fortgeschritten, als der Fürst auf einer weißen Stute die breite Sonnenallee entlang durch die Hauptstadt der Morgendämmerung ritt, seine hundert Gefolgsleute dicht zusammengedrängt hinter ihm, sein Ratgeber Strake zur Linken, sein Krummsäbel in der Schärpe und ein Teil seines Vermögens in den Taschen, die die Packpferde trugen.
    Die Hitze fiel schwer auf die Turbane der Männer herab, brandete über sie hinweg und stieg vom Straßendamm wieder hoch.
    Auf seinem Weg in die entgegengesetzte Richtung bewegte sich langsam ein zweirädriger Wagen an den Reitern vorbei. Der Kutscher warf einen blinzelnden Blick auf das Banner, das der Oberste der Gefolgsleute trug; eine Kurtisane stand am Eingang ihres Zeltes und beobachtete aufmerksam den Verkehr; kläffend streunte eine Meute Straßenköter um die Hufe der Pferde.
    Der Fürst war hochgewachsen, und sein Schnurrbart war von der Farbe des Rauchs. Seine Hände, schwarz wie Kaffee, waren durch harte Venenwülste gezeichnet. Noch war seine Haltung jedoch aufrecht, und noch waren seine Augen wie die Augen eines uralten Vogels, elektrisch und blank.
    Vor ihnen drängte sich Pöbel und begaffte die vorüberziehende Schar. Nur wenige im Land waren so reich, daß sie Pferde besaßen. Das gewöhnliche Reittier war der Slizzard, ein Schuppengeschöpf mit Schlangenhals, einer Unzahl Zähne, ungeklärter Abstammung, kurzer Lebensdauer und tückischem Charakter; das Pferd dagegen war seit einigen Generationen aus einem nicht erfindlichen Grund im Aussterben begriffen.
    Der Fürst ritt weiter. Hinein in die Hauptstraße der Morgendämmerung. Und die Gaffer gafften.
    Nun schwenkten die Reiter von der Straße der Sonne ab. Sie zogen durch eine schmalere Durchgangsstraße. Sie kamen an den niedrigen eingeschossigen Handelshäusern vorüber, an den großen Läden der großen Kaufleute, an den Banken, an den Tempeln, an den Schenken, an den Bordellen. Sie hielten sich nirgends auf, bis sie die fürstliche Herberge des Hawkana, des Vollendeten Wirts, wie er sich selbst nannte, erreichten, die am Rand des Geschäftsviertels lag. Am Tor zügelte der Fürst sein Pferd. Hawkana selbst war herausgekommen, schlicht gekleidet, von vornehmer Leibesfülle und lächelnd. Er wartete darauf, die weiße Stute persönlich hineinführen zu dürfen.
    »Willkommen, Siddhartha-Herr!« rief er mit so lauter Stimme, daß jeder in Hörweite erfuhr, wer sein Gast war. »Willkommen hier bei uns, wo die Nachtigall beheimatet ist. Willkommen in den Gärten der Wohlgerüche und in den Marmorhallen meiner armseligen Hütte! Ein Willkommen auch Euren Reitern, die einen tüchtigen Ritt mit Euch getan haben und gewiß auserwählte Erfrischung und erlesene Entspannung erwarten - wie Ihr selbst, Herr. Ich setze mein Vertrauen darein, daß alles in meinem Hause zu Eurer Zufriedenheit gerichtet ist, so wie es die vielen Male der Fall war, wenn Ihr in der Vergangenheit in der Gesellschaft anderer fürstlicher Gäste und edler Besucher in diesen Hallen geweilt habt. Gäste, zu zahlreich, um sie alle zu nennen.«
    »Auch dir einen guten Tag, Hawkana!« rief der Fürst, denn der Tag war heiß und die Worte des Wirtes flossen wie Flüsse, flossen, als ob sie nie mehr enden wollten. »Wir wollen in dein Haus gehen, denn es hat den Vorzug, kühl zu sein; neben anderen Vorzügen, zu

Weitere Kostenlose Bücher