Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr des Lichts

Herr des Lichts

Titel: Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
Vom Netzwerk:
von dem ich besessen war?«
    »Ich habe ihn mit meinem Blick getroffen«, sagte Yama, »schwer. Ich weiß nicht, ob ich ihn vernichtet oder nur vertrieben habe. Aber du brauchst dir um ihn keine Sorgen mehr zu machen. Ich habe dich mit einer Flüssigkeit eingerieben, die Dämonen abstößt. Wenn das Wesen noch lebt, wird es lange Zeit brauchen, sich von unserer Begegnung zu erholen. Vielleicht erholt es sich auch nie mehr. Wie konnte dir das überhaupt passieren? Ich habe geglaubt, du wärst der einzige, der von Natur aus gegen dämonische Besessenheit immun ist.«
    »Das habe ich auch geglaubt. Was ist das für eine Flüssigkeit gegen die Dämonen?«
    »Ich habe einen chemischen Wirkstoff entdeckt, der für uns unschädlich ist, den aber keins dieser Energiewesen ertragen kann.«
    »Praktische Sache. Ich hätte so etwas brauchen können, damals, als die Dämonen gefangengesetzt werden mußten.«
    »Ja. Als wir in den Höllenschacht stiegen, haben wir uns damit geschützt.«
    »Das war ein ziemlich harter Kampf, soweit ich ihn beobachten konnte.«
    »Ja«, sagte Yama. »Wie fühlt man sich - von einem Dämon besessen? Wie fühlt man sich, wenn ein fremder Wille den eigenen unterdrückt?«
    »Es ist seltsam«, sagte Sam, »und furchteinflößend und ziemlich lehrreich - alles zugleich.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Es war früher ihre Welt«, sagte Sam. »Wir haben sie ihnen geraubt. Sie haben allen Grund, das zu sein, für das wir sie fürchten. Für sie sind wir die Dämonen.«
    »Aber wie fühlt man sich?«
    »Wenn ein fremder Wille den eigenen unterdrückt? Das solltest du doch wissen.«
    Yamas Lächeln verschwand, kehrte dann aber zurück. »Du hättest gern, wenn ich dich schlüge, Buddha, was? Das würde dir ein Gefühl der Überlegenheit geben. Unglücklicherweise bin ich ein Sadist und werde dir den Gefallen nicht tun.«
    Sam lachte.
    »Touche, Tod«, sagte er.
    Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander.
    »Kannst du eine Zigarette entbehren?«
    Yama reichte ihm eine, zündete sie an.
    »Wie sieht es inzwischen im Ersten Stützpunkt aus?«
    »Du wirst ihn kaum wiedererkennen«, sagte Yama. »Wenn in diesem Augenblick alle bis auf den letzten dort sterben würden, würde doch auch in zehntausend Jahren alles noch in perfektem Zustand sein. Die Blumen würden noch blühen, und die Musik würde spielen, und die Springbrunnen würden plätschern. Und in den Gartenpavillons würden noch immer warme Mahlzeiten serviert werden. Die Stadt selbst ist unsterblich.«
    »Der angemessene Aufenthalt für diejenigen, die sich selbst Götter nennen, nehme ich an.«
    »Sich selbst Götter nennen?« fragte Yama. »Du irrst dich, Sam. Ein Gott, das ist mehr als ein Name. Das ist eine Seinsweise. Man erlangt sie nicht einfach dadurch, daß man unsterblich ist, denn auch der primitivste Landarbeiter kann den Fortbestand seines Daseins durchsetzen. Man wird auch nicht dadurch zum Gott, daß man sich in eine göttliche Erscheinung versetzen kann. Nein. Jeder kompetente Hypnotiseur kann aus dem Selbstbild, das ein Individuum von sich hat, so etwas hervorzaubern. Ist die göttliche Fähigkeit, die aus der Selbsthypnose geboren wird, entscheidend? Natürlich nicht. Ich kann Maschinen entwerfen, die alles, was ein Mensch an Kraft und Präzision zu leisten vermag, noch übertreffen. Nein, ein Gott zu sein, das ist gleichbedeutend mit der Fähigkeit, in einem solchen Ausmaß man selbst zu sein, daß die persönlichen Leidenschaften mit den Gewalten des Universums übereinstimmen. Und jeder, der diesen Menschen, diesen Gott erblickt, wird um seine Gottheit wissen, ohne daß er seinen Namen nennen oder seine Macht offenbaren müßte. Irgendein antiker Dichter hat gesagt, daß die Welt voller Echos und Übereinstimmungen ist. Ein anderer schrieb ein langes Poem über ein Inferno, in dem jeder einer solchen Marter unterworfen wurde, die ihrem Wesen nach jenen Kräften entsprach, die das Leben dieses Menschen beherrscht hatten. Ein Gott zu sein, das heißt, in sich selbst jene Dinge zu erkennen, die wichtig sind, und dann den einen Ton anzuschlagen, der sie mit allem, was existiert, in Harmonie bringt. Dann ist man - jenseits von Moral, Logik oder Ästhetik - Wind und Feuer, das Meer, die Berge, der Regen, die Sonne und die Sterne, der Flug eines Pfeils, das Ende eines Tages, die Liebesumarmung. Ein Gott herrscht durch die Leidenschaften, die ihn beherrschen. Und wer ihn sieht, wird, ohne daß er den Namen des Gottes kennt, sagen: >Er

Weitere Kostenlose Bücher