Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)
Wetterberge! Ich war derjenige, der Euch die Kunde brachte, dass Kiretta Lisannes Angriff überlebt hatte! Warum sollte ich mich gegen Euch wenden? Hätte ich vom Aufenthaltsort Eurer Geliebten gewusst, wäre ich zu Euch geeilt, um ihn Euch mitzuteilen.«
»Manche Leute werfen zwei Schatten. Du hast die Möglichkeit gesehen, dich mit Lisanne gut zu stellen, einer Schattenherzogin. Mich hättest du dabei nur vorgeblich geschwächt, denn in deinen Augen ist ja nur Schwäche, was ich für Kiretta empfinde. Zudem wähnst du dich als Favorit meiner Gunst, und für diese Position ist Kiretta eine Rivalin, die du beseitigen willst!«
»Aber ich habe doch selbst so große Entbehrungen auf mich genommen, um sie gemeinsam mit Euch zu suchen. Ich wusste, was sie Euch bedeutet!«
»Sagtest du nicht selbst, dass Sterbliche keinen Wert haben? Ich danke dir für das, was du mich lehrtest. Man muss flexibel sein in den Allianzen, die man schließt. Zumal wir alle unsere Feinde haben, nicht wahr?«
Bren wandte sich einem Vorhang zu, der eine Ecke des Raums abteilte. »Bist du zufrieden mit deinem Schüler, Jittara?«
Die bleiche Hand der Nachtsucherin griff um den Stoff und schob ihn beiseite. »Ihr macht große Fortschritte, Herr.« Ihr Zeremonialstab klackte auf den Boden, als sie sich darauf stützte, um sich zu verbeugen. Dabei beobachtete sie Attego, als sei sie eine Schlange.
»Du hast ihn noch nie gemocht, oder?«
Sie kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Während sie Attego mit schräg gelegtem Kopf musterte, wuchs ein kaltes Lächeln auf ihren Lippen.
»Nimm ihn. Ich gebe dir einen Tag, um mit ihm zu spielen.«
Bren wirbelte herum, als er hörte, wie Attego seinen Dolch zog.
Mit einem Aufschrei stürzte sich der Dunkelrufer auf ihn, die Klinge wie ein Wahnsinniger erhoben, verzweifelte Hoffnung in den Augen.
Es war die Hoffnung auf einen schnellen Tod. Als Sterblicher hätte Bren sie wohl erfüllt. Attego war kein geübter Messerkämpfer – er holte so weit aus, dass sein Ellbogen über dem Kopf war und die Waffe noch höher. Einen solchen Angriff hätte Bren mühelos unterlaufen können. Oft hatte er mit seinen Kriegern geübt, in ähnlichen Situationen die Gelenke des Gegners zu greifen, dessen eigenen Schwung gegen ihn zu wenden und die Klinge in einer bogenförmigen Bewegung in den Bauch des Angreifers zu rammen. Eine Sache, die kaum länger dauerte als ein Augenzwinkern.
Aber Bren war kein Sterblicher mehr. Er fasste das herabstoßende Handgelenk mit eisernem Griff. Er lachte, als Attego hastig die Faust hin und her drehte, dadurch die Klinge bewegte und ihm dabei tatsächlich einige Schnitte am Daumen beibrachte. Kratzer, die noch in dieser Nacht verheilen würden, selbst wenn er keine Essenz mehr zu sich nähme.
Bren schloss seine Faust unerbittlich. Attegos Schrei gellte, als das Handgelenk brach. Der Dolch fiel scheppernd auf den Boden.
»So schnell stirbst du nicht«, versprach Bren und drückte Attego auf die Knie, wo er wimmernd zusammensackte.
Bren sah Jittara an, deren Vorfreude überdeutlich war. Sie hatte sich in den vergangenen Monaten sicher schon oft ausgemalt, was sie Attego antun würde, wenn er in ihre Hände fiele. Jetzt war es so weit.
»Haben wir eigentlich inzwischen Nalaji gefunden?«, erkundigte er sich.
»Nein, sie ist fort.« Jittaras Bedauern klang so ehrlich, wie es Worten, die zwischen ihren farblosen Lippen hervorkamen, überhaupt möglich war. »Sie ist in den Wirren dieser Nächte entkommen.«
»Ganz schön zäh für eine alte Frau.« Er zuckte mit den Schultern. »Mehr als ein paar Jahre kann sie ohnehin nicht mehr haben. Hoffen wir, dass sie ihre letzte Zeit genießt und uns nicht länger auf die Nerven geht.«
»Ihr habt ihr nur versprochen, dass sie leben wird. Nicht, dass ihre letzten Jahre angenehm sein werden.«
»So ist es.«
Er hörte Jittaras Stab über Attegos Wimmern hinweg klacken, als er den Palast verließ.
An der Südfront entwickelte sich alles gut, wie Bren Zurressos Brief entnahm. Der General war auf dem Weg zu ihnen. Er hatte sich einige Scharmützel mit den Eskadiern geliefert und die Gegenden, durch die Bren das Heer bis nach Akene geführt hatte, befriedet. Das Schreiben berichtete davon, dass er auch auf Verbände von Fayé gestoßen war. Zum Beweis hatte er seinen Boten ein Dutzend Gefangene des alten Volkes mitgegeben. Jetzt fragte er, wohin er seine Streitmacht führen solle, um sich mit Bren und Lisanne zu vereinen.
»Pijelas
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