Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Titel: Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
Vom Netzwerk:
später in Zorwogrod, war sogar mehrmals Schattenherzogin Widaja begegnet!« Er schnaubte. »Ich hatte meine Kindheit weit hinter mir gelassen. Die Erinnerung hatte mich den Tempel von Joquin noch mit den Augen eines Kindes sehen lassen, eben als jemand, der erstmals der Macht der Schatten begegnet. Was einen Ahnungslosen vor Ehrfurcht erzittern lässt, erschien mir bei meiner Rückkehr beinahe lächerlich. Ein Tempel in der Provinz, geleitet von jenen, die man abgeschoben hat, sodass sie die Zentren der Macht nicht schauen. Und dorthin hatte ich gehen wollen? Ich geißelte mich selbst, um mir diesen schwächlichen Gedanken aus dem Fleisch zu hauen!«
    »Du sagst also, dass die Erinnerung verklärt.«
    »Ja, vor allem, wenn sie zu einem anderen Lebensabschnitt gehört. Zur Kindheit in meinem Fall, zu Euren sterblichen Jahren in Eurem.«
    »Das stimmt«, murmelte Bren. »Sterbliche hegen viele rührselige Gedanken.«
    »Mir scheint, o Herr, dass Kiretta als Person Euch nicht mehr gerecht werden kann.«
    »Was meinst du damit – ›als Person‹?«
    »Die Wirklichkeit ist immer unvollkommen. Es ist wie mit Schneeflocken. Man muss unsterblich sein, ohne Hitze im eigenen Körper, um sie auf die Hand nehmen und studieren zu können. Aber bei Menschen sind sie nur vollkommen, wenn man sie von Ferne betrachtet. Nimmt man sie auf, zerschmelzen sie.«
    Bren schlenderte um den Zauberkreis herum, bis er Attego erreichte. »Was also rätst du mir, mit ihr zu tun?«
    »Es steht mir nicht an, Euch zu raten.«
    »Ich wünsche es.«
    Attego drückte den Rücken durch. Er fühlte sich dermaßen geehrt, dass er fast platzte. »Als Erinnerung ist sie wertvoll. So wie der Tempel von Joquin für mich. Manchmal gelingt es mir, ihn in meinem Inneren heraufzubeschwören, wie ich ihn als Kind erlebte. Dann hilft mir dieses Bild dabei, mich tief in die Betrachtung der Schatten zu versenken. Aber ich werde ihn nie wieder besuchen.«
    »Also glaubst du, ich sollte Kiretta fortschicken?«
    Attego wog den Kopf. »Irgendwann vielleicht. Wenn Ihr ihrer zu sehr überdrüssig werdet. Noch kann sie Euch hier nützlich sein.«
    »Auf welche Weise?«
    »Sie hält einige Eurer tiefsten Gefühle wie ein Anker. Die ersten Jahrzehnte der Unsterblichkeit gleichen einem Sturm. Man hat von Osadroi gehört, die davon fortgerissen wurden. Eine starke Verbindung zur Erinnerung kann helfen.«
    »Scheine ich dir denn in Gefahr, losgerissen zu werden?«
    »Nein, natürlich nicht!«
    »Ich kann deine Lüge riechen«, grollte Bren.
    Unsicherheit flackerte in Attegos Augen. »Eure Stimmung schwankt in letzter Zeit. Ihr könnt in einem Moment großzügig zu Euren Untergebenen sein und ordnet im nächsten grausamste Züchtigungen von Gefangenen an.«
    »Angemessene Strafen.«
    »Gegen keine dieser Entscheidungen wird irgendjemand etwas einwenden. Ich zuletzt. Es ist die Sprunghaftigkeit, auf die man achten muss. Sie kann Vorbote dafür sein, dass die Verbindung zur Welt abreißt. Kiretta selbst ist unwichtig, aber nicht das Band zu der greifbareren Welt, für die sie steht. Ein Osadro sollte erst lernen, diese Verbindung in sich selbst zu finden. Zumal Ihr offenbar sehr stark in der Welt des Mystischen präsent seid, mit Fertigkeiten, von denen man nie zuvor hörte. In den Nebeln wartet unermessliche Macht, aber dort lauert auch der Wahnsinn.«
    »Also sollte ich Kiretta in meiner Nähe behalten?«
    Attego nickte eifrig. »Unbedingt. In einigen Jahren werdet Ihr Eure Zuneigung zu ihr überwunden haben. Dann mögt Ihr sie zu Eurem Vergnügen martern als Strafe für die Schwäche, die sie …«
    »Sie martern? Ich?«
    »Der Gedanke wird Euch jetzt noch ungewohnt erscheinen, vielleicht sogar falsch, aber wenn Ihr erst tiefer in die Schatten gegangen seid …«
    »Daran zweifle ich.«
    Attego sah beleidigt aus. »Wie dem auch sei. Im Grunde ist die Kiretta, die jetzt auf Euch wartet, ebenso bedeutungslos wie alle Sterblichen.«
    »Hast du sie deswegen an Lisanne ausgeliefert?«
    Entsetzt starrte Attego ihn an.
    Bren hielt seinen Blick gefangen.
    Attego versuchte ein Lachen. Es misslang kläglich. Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen, als er zwei zittrige Schritte rückwärts machte.
    »Bitte leugne es nicht. Erspare uns das. Du wusstest von ihr. Das trifft auf kaum jemanden zu. Du wusstest auch, dass ich in jener Nacht bei Jittara war und wo sich der Haken befand.«
    »Aber ich bin Euer getreuer, Euer willenloser Diener! Ich begleitete Euch in die Wildnis der

Weitere Kostenlose Bücher