Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)
Blick hatte. Bren hielt seinen Nebelkörper im Dunkeln, nah an einem offenen Fenster.
Die Paladine standen plötzlich in der Tür. Sie waren schnell, wenn auch nicht so, wie Bren es bei Lisanne, Gadior oder anderen Alten beobachtet hatte. Ihre muskulösen Körper zeugten davon, dass sie als Krieger gelebt hatten, und einer von ihnen hatte ein Ohr verloren, bevor er in die Schatten getreten war. Brens mystische Sinne sahen die Finsternis, die ihr Wesen prägte. Dies waren Osadroi, kein Zweifel.
Obwohl ihre Schwerter in Scheiden steckten, wusste Bren, dass die Klingen aus Mondsilber geschmiedet waren. Er konnte es spüren und bildete sich sogar ein, es zu sehen und doch nicht zu sehen, wie ein gleißendes Licht, das die Augen blinzeln ließ und mehr verbarg als offenbarte. Das musste ihren Trägern ebenso gehen. Es sprach für ihre Disziplin, dass sie diesen Preis für ihre Schlagkraft akzeptierten.
»Du bist die Verräterin«, stellte der mit den unverletzten Ohren fest, als sich Quinné erhob. Er kam Bren vage bekannt vor. Zum Schwarzen Heer konnte er nicht gehört haben. Vielleicht einer der Gardisten, denen er in Orgait begegnet war, als er auch Dengor kennengelernt hatte?
Nein, kein Gardist. Das war ein absurder Gedanke, schließlich war dieser Mann ein Paladin der Mondschwerter. Aber Orgait fühlte sich richtig an. Welche Krieger hatte Bren dort getroffen?
Wenn er sich die Haut dunkler vorstellte, sich die typischen Merkmale eines Osadro wegdachte …
Natürlich! Das war der junge Mann aus der ilyjischen Delegation! Derjenige, in dem Bren den Sohn der Priesterin Nalaji vermutete.
»Sieh dich draußen um«, sagte er jetzt zu seinem Gefährten, der sich mit einem Nicken zurückzog.
»Mein Name ist Quinné.« Ihre Stimme war zu verführerisch! Sie sollte den Paladin doch nicht betören, sondern ihn überzeugen, dass sie beabsichtigte, sich den Feinden Ondriens anzuschließen!
Der Paladin ging einige Schritte in den Raum, wobei er sich gründlich umsah. Brens Respekt vor ihm wuchs. Dieser Mann würde nicht so leicht in einen Hinterhalt geraten. »Keliator«, stellte er sich vor. »Silberträger.«
Dabei trug er eben kein Silber, wie sein Rang impliziert hätte. Nur eine Lederrüstung mit einzelnen Eisenplatten schützte den unsterblichen Körper.
»Ich bin so froh, Euch zu sehen!« Quinné strich ihr Kleid glatt, womit sie ihre sanften Rundungen betonte. Sie war eine Verführerin, keine Schauspielerin. Vielleicht war es sogar von Vorteil, dass sie nichts versuchte, worin sie keine Erfahrung hatte. Zudem war Keliator eine attraktive Erscheinung, und viele Frauen fühlten sich zu der Aura von Macht und Nacht hingezogen, die einen Osadro umgab.
»Ob auch ich mit Freude an dieses Treffen zurückdenken werde, hängt davon ab, wie ehrlich deine Absichten sind«, sagte Keliator. »Uns wurde mitgeteilt, du beabsichtigst, mit uns gegen die Schatten zu kämpfen?«
Quinné nickte eifrig.
Vielleicht ein wenig zu eifrig, wie Bren fand. Sie war froh, dass die Frage, auf die sie sich vorbereitet hatte, so schnell kam. »Ich kann die Schrecknisse der Finsternis nicht mehr ertragen. All die Kinder, deren Essenz geerntet wird. Wie Blumen, die noch vor der ersten Blüte gebrochen werden. Manche müssen sterben …«
Sie sprach schnell. Man merkte ihr an, dass sie auswendig gelernt hatte, was sie sagte. Das mochte nicht schlimm sein, schließlich hätte sich auch eine echte Überläuferin ihre Antworten zurechtgelegt. Aber das Bedauern über das Kinderleid spielte sie so theatralisch, dass jede fahrende Schauspieltruppe sie wegen mangelnden Talents abgewiesen hätte.
»… und den anderen mag ein noch schlimmeres Schicksal bevorstehen. Viele, von denen einmal Essenz genommen wurde, sehnen sich den Rest ihres Lebens danach, diese Erfahrung zu wiederholen. Mir selbst ging es so! Deswegen trat ich in den Kult ein.«
Bren hatte sie erzählt, ihre Eltern hätten sie den Klerikern überantwortet. Wobei das eine das andere nicht ausschloss.
»Einige werden sogar von den Schattenherren erwählt!« Sie konnte die Verehrung in ihrer Stimme nicht unterdrücken. »Sie begleiten sie ein kurzes Leben lang, werden noch als Kinder zu Greisen und verrotten mit zehn oder zwölf Jahren.«
»Dieses Nehmen der Lebenskraft ist eine schreckliche Sache«, meinte Keliator. »Vor allem für uns. Es gab …« Er zögerte. »Todesfälle. Bei frommen Menschen, die uns helfen wollten. Und im Nachtschattenwald müssen wir uns von Gefangenen
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