Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)
nähren. Frauen, die man geraubt hat, als sie schwanger waren, und die man nie wieder gehen ließ.«
Natürlich! Die Paladine hatten keinen Kult, der sie mit Kristallen versorgt hätte, und an die jungen Mütter erinnerte sich Bren von seinem Aufenthalt bei den Fayé.
»Wenigstens blieb es uns bislang erspart, von Kindern zu nehmen. Es ist so überwältigend, wenn die Lebenskraft einen ausfüllt. Man vergisst alles, wie ein Volltrunkener!« Der Selbstekel war ihm anzuhören, aber in Quinnés Blick lag Neid. Sie hatte nie gelernt, solche Gefühle zu verbergen, galten sie dem Kult doch als erstrebenswert.
Quinné wrang die Hände. »Ihr müsst mir helfen, den Schatten zu entkommen! Ich will ein neues Leben beginnen. Ein Leben«, sie zögerte, »in der Gnade der Götter.«
»Haben wir nicht alle die Gunst der Höchsten verloren?«, flüsterte Keliator und sah auf seine eigenen, bleichen Hände. »Welchen Platz haben sie für uns, die wir zu dem geworden sind, was sie verdammen?«
Quinné biss sich auf die Unterlippe und trat von einem Fuß auf den anderen. Auch Keliator musste ihre Unsicherheit bemerken.
»Es scheint, dass du deinen Oberen entkommen bist. Wozu brauchst du uns dann noch?«
»Ich will mit Euch gehen!«
»Der Nachtschattenwald ist ein schlechter Ort für Sterbliche. Schlage dich zur Küste durch und nimm dir ein Schiff. Auf einer Insel im Meer der Erinnerung kannst du glücklich werden.«
»Nein, ich muss zur Königin der Fayé!«
»Was willst du von Anoga?«
»Ich habe mich versprochen! Nicht zur Königin, zum König. Ich muss ihn beraten. Das Schwarze Heer ist nicht weit hinter mir. Ich kenne die Zauber, die es stärken. Mit meiner Hilfe kann Ilion die Schatten schwächen!«
»Welchen Rang hattest du im Kult?«
»Ich bin eine Seelenbrecherin.« Auch wenn die Paladine mangels magischer Ausbildung kaum in der Lage wären, die Schwäche ihrer Aura zu erkennen, wäre es angesichts ihrer Jugend leichtsinnig gewesen, sie als Dunkelruferin auszugeben. »Aber ich war die Vertraute von Nachtsucherin Jittara. Ich habe die Schriften studiert, mit denen sie arbeitete. All die finsteren Rituale – ich kenne sie. Mehr noch: Ich half bei der Vorbereitung der verderbten Zauber, die sie zu wirken beabsichtigt.«
»Das könnte nützlich sein. Ich werde dich mit jemandem zusammenbringen, dem du dieses Wissen anvertrauen kannst. Er wird es dem König übermitteln.«
Heftig schüttelte sie den Kopf. »So wird es nicht gelingen. Das ist kein Wissen, das sich in Worte fassen lässt. Ich muss zugegen sein, wenn die Schutzzauber gewoben werden. Und Ilion ist doch der höchste Magier der Fayé?«
Bedächtig nickte Keliator. »Aber er ist nicht an der Front. Er weilt bei seiner Königin.«
Das hörte Bren mit Erleichterung. Die Möglichkeit, dass sich Ilion wegen der Kämpfe von seinem Kind getrennt hatte, war die Lücke in ihrem Plan gewesen. Die rührselige Anhänglichkeit des Fayékönigs spielte ihnen nun in die Hände. Lisanne hatte recht behalten mit ihrer Annahme, dass er weder die Mutter noch das ersehnte Kind allein ließe.
»Das ist ohne Bedeutung, solange er im Nachtschattenwald ist.« Quinné unterstrich ihre Aussage mit den Händen. »Der Nachtschattenwald ist eine Einheit, wir werden spüren können, was an seinen Rändern vor sich geht. Das Gewebe der Finsternis ist dort stark genug.«
Keliator rieb sich das bartlose Kinn. »Sicher gibt es eine andere Lösung.«
»Ihr traut mir nicht!«, warf Quinné ihm vor.
»Kein kluger Mann würde das tun. Was du sagst, könnte jeder behaupten.«
Stolz reckte sie ihr Kinn vor. »Ich zeige Euch etwas, das Eure Zweifel beseitigen wird.« Sie schritt zu dem Sack, den sie mitgebracht hatte, und öffnete ihn, um einen Beutel zu entnehmen. Diesen übergab sie dem Paladin.
»Was ist das?«
»Ein Geschenk. Öffnet es.«
Er löste die Verschnürung. Der Stoff fiel herab und entblößte General Zurressos abgeschlagenen Kopf.
»Der Heerführer der südlichen Dunkelheit!«, rief Quinné triumphierend.
»Wie ist dir das gelungen?«
»Er hatte eine Schwäche für junge Frauen, und so legte mich der Kult in sein Bett. Gegen meinen Willen.«
Zurressos fette Wangen schwabbelten herab, sodass sie Keliators Hand verdeckten. Der Paladin stellte das Haupt in ein Regal. Der Widerwille war ihm anzusehen. »Das gab den Ausschlag für deinen Verrat?«
»Ich tötete ihn, um seinem verschwitzten Körper zu entkommen. Das gebe ich zu. Aber ich will dem Kult schon lange
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