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Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Titel: Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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verbrennen können. Schließlich barg Kiretta es in den bloßen Händen.
    Vielleicht versuchte etwas oder jemand, Bren zu zeigen, wo sich Kiretta befand? Aber außer Kiretta selbst war nichts zu erkennen, kein Hinweis auf ihren Aufenthaltsort. Sie schwebte in samtener Dunkelheit. Wie in einem Nachthimmel, an dem sie der einzige Stern war. Die einzige Möglichkeit, sich in der Finsternis zu orientieren.
    Kiretta lächelte breiter. Ihre Zähne kamen zwischen den roten Lippen zum Vorschein, weiß wie Perlen.
    Doch dann verdunkelte sich die Vision, als zögen Nebel oder feine Wolken zwischen Bren und Kiretta auf. Das Leuchten wurde schwächer, Kirettas Miene undeutlicher.
    Bren spürte den Verlust. Wie damals, als seine Mutter ihn weggegeben hatte. Oder später, als er hatte erkennen müssen, dass sein Vater zu einem sabbernden Idioten geworden war. Oder dann, als er Helion gemordet und dadurch Lisannes Gunst verloren hatte.
    Entschlossen wandte er sich Kiretta zu, konzentrierte sich darauf, ihr näher zu kommen. Aber diese Kraft hatte er in seinem Traum nicht. Das Licht in Kirettas Händen wurde beständig schwächer. Noch immer lächelnd sank sie weiter und weiter in die Dunkelheit.
    Dann war plötzlich alles hell. Bren sah seine Umgebung deutlich, das schwarz bezogene Bett, auf dem er lag, die Öllampen, die Jittara und seine Mutter in den Händen hielten und auch Dengors wuchtige Gestalt, auf die ihr Licht ebenfalls schien. Den jungen Mann, der sich an der Wand krümmte, kannte Bren nicht. Er erbrach Blut auf den Boden, sein linker Arm war unnatürlich verdreht und der Brustkorb eingedrückt.
    Es dauerte eine Weile, bis Bren begriff, dass das Knurren, das er hörte, aus seiner eigenen Kehle kam. Er senkte den Blick und sah auf seine Rechte, deren Finger versteift waren wie gebogene Dolche. An den Krallen der mittleren drei glänzte Blut.
    Er schloss den Mund und sah Jittara an.
    »Wir mussten Euch wecken, Herr«, flüsterte sie. »Verzeiht, aber wir bedürfen Eurer Führung.«
    Dengor kannte weniger Zurückhaltung. Die tiefe Stimme des Barbaren dröhnte durch den Raum. »Guardaja wird berannt.«
    Bren erhob sich. Sein Schädel fühlte sich an wie bei einem Zecher nach einer harten Nacht. »Der dreifache Vollmond steht am Himmel«, stellte er fest.
    »So ist es, Herr«, bestätigte Jittara.
    »Dann waren die Menschen doch besser vorbereitet, als General Zurresso glaubte.«
    »Sein Bote brachte die Meldung, dass Zurressos Heer sieben Wegstunden südlich eingeschlossen ist. Sie haben ihm eine Falle gestellt.«
    Der Boden zitterte. Das musste nicht viel bedeuten, bei einem dreifachen Vollmond kam es beinahe so häufig zu Beben wie bei einem dreifachen Neumond. Aber der Donner über ihren Köpfen rührte nicht von einer Naturerscheinung. Das war ein Wurfgeschoss, das gegen die Festungsmauer prallte.
    Bren legte sich den Morgenstern über die Schulter und nahm den Kampfschild mit dem blauen Einhorn von der Wand. Er zeigte zu der Kiste, in der er Kirettas Haken aufbewahrte. »Dengor, nimm das.«
    Ohne Regung nahm der Hauptmann seiner Garde den Schatz an sich.
    Der Adept hustete noch immer Blut auf den Boden. Er schien sich nicht zum Sterben durchringen zu können. Seltsam, dass noch niemand eine Methode gefunden hatte, einen Schattenherrn zu wecken, ohne ihn direkt zu berühren. Vielleicht fand der Kult die Vorstellung unwürdig, einen Unsterblichen aus sicherer Entfernung mit einer Stange zu stoßen, und bestimmt half auch die Nähe lebender Essenz beim Erwachen, aber irgendeine ungefährlichere Lösung hätte sich doch finden lassen müssen.
    Jittara folgte seinem Blick. »Man wird sich um ihn kümmern.«
    Wieder zitterte der Boden.
    »Wie ernst ist die Lage? Wenn die Wurfmaschinen so nah sind, muss der Feind das Silbertal bereits genommen haben.«
    Jittara lächelte freudlos. »Die Unholde, die es bewachten, sind zum Feind übergelaufen.«
    Fragend sah er sie an.
    »Wir wissen noch nicht, wieso, aber die Unholde haben die Menschen nicht nur passieren lassen. Sie streifen durch die Festung. Die Mauern bieten ihnen keinen Widerstand. Sie trinken den Verstand unserer Krieger und treiben sie in den Wahnsinn.«
    »Sie sind Geschöpfe der Finsternis. Haben die Menschen so mächtige Magier, dass sie ihnen befehlen könnten?«
    »Uns sind keine bekannt«, gestand Jittara.
    »Dann müssen Fayé hier sein.«
    Dengor neigte den Kopf seitlich. »Ein paar vielleicht, aber kein ganzes Heer. Dafür binden sie Widajas Truppen im Osten

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