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Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Titel: Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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andere Pflichten, die meine Aufmerksamkeit erfordern.«
    Sie entließ ihn mit einem beiläufigen Nicken, klappte ihren Fächer auf und wandte sich wieder der Ritterhalle zu.
    Auf dem Weg zu dem Stadtpalast, den er für die Sammlung der gefangenen Priesterinnen bestimmt hatte, nahm Bren beiläufig die Plünderungen wahr. Es gab keinen Grund, dagegen einzuschreiten. Der Widerstand der Verteidiger war gebrochen, und genügend Krieger bewachten die Plätze, bereit, einzugreifen, falls sich Kampfgeist regte. Viele von ihnen waren Razzor. Die Insekten hatten weder Interesse an Geschmeide noch an weichen Frauenkörpern. Die menschlichen Krieger dafür umso mehr. Im Schwarzen Heer war es Tradition, nach der strengen Disziplin von Marsch und Kampf die Fesseln der Schatten zu lösen, die jeder Mensch in sich trug, und den siegreichen Truppen zu gestatten, sich zu nehmen, was sie begehrten. Als Sterblicher hatte sich Bren dieser Sitte manchmal entgegengestellt. Warum, verstand er jetzt selbst nicht mehr. Eine unsinnige Sentimentalität wahrscheinlich.
    Der Palast war von prächtigen Gebäuden umgeben. Offenbar hatten in diesem Teil der Stadt, nahe dem Tempel der Mondmutter, die Reichen gelebt. Die heutige Nacht würde ihnen zeigen, wie tief man fallen konnte. Morgen würde Bren ihnen erklären, was sie tun müssten, um unter der neuen Herrschaft ein Leben zu führen, das dem vertrauten nahe käme. Auch das gehörte zu den ondrischen Traditionen: die Eliten der Besiegten zu bekehren und in den Dienst der Schatten zu nehmen. Wo das nicht gelang, griff man auf jene zurück, die gegen die alten Eliten aufbegehrt hatten. Meistens waren solche Querköpfe den Herrschenden überraschend ähnlich, was Klugheit und Geschick in der Menschenführung anging. Solange der Kult der Mondmutter ausgelöscht wurde, war für Bren bedeutungslos, wer Akene für die Schatten verwaltete.
    Attego sah in der leichten Kleidung noch immer ungewohnt aus. Er schien der Wärme dieses Landes zu misstrauen, hatte die Tunika mit einem Schal um die Schultern verstärkt und die Ärmel geschnürt, als erwarte er jeden Moment einen eisigen Windhauch, der hineinfahren könne. Als Bren die Eingangshalle betrat, stolzierte der Dunkelrufer vor den Gefangenen auf und ab wie ein Herzog. Eine Handvoll Razzor stand in einem dunklen Winkel, ihr menschlicher Führer daneben. Schattenfürst Velon, wohl von Lisanne als Beobachter abkommandiert, lehnte zwischen zwei mit üppigen Blumengestecken geschmückten Statuen von nackten Jungfrauen, hatte die Arme verschränkt und den gleichen Gesichtsausdruck aufgesetzt, den er auch zur Schau stellte, wenn er zuhörte, wie Aufmarschpläne diskutiert wurden. Er nickte Bren zu.
    »… sich die ganze Macht der Schatten wie eine Last vom Gewicht eines Gebirges auf euch herniedersenken!«, dozierte Attego gerade mit großer Geste. Er hatte die Gefangenen in eine kniende Position befohlen. Die meisten von ihnen waren Frauen, nur drei Männer waren auszumachen, sehr muskulös, aber ohne Kraft in den Augen. Tempeldiener vermutlich. »Eure schwache Göttin konnte keinen Schutz über diese Stadt legen! Manche von euch wären in ihrem heiligen Haus verbrannt, wären wir nicht so milde …«
    Bren räusperte sich.
    Attego wandte sich unwillig um, erkannte ihn und verneigte sich tief. »Herr, ich erklärte diesen Unwürdigen gerade …«
    »Schon gut. Ich habe es gehört.« Mit einem Wink scheuchte er Attego zur Seite.
    Er fixierte die Priesterinnen. Nach dem ersten Augenschein war Nalaji nicht darunter, aber die Alte mochte eine Maske aufgeschminkt haben. Bren hatte viel über sie nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass sie auch in Orgait weit mehr gewesen war als eine einfache Gesandte. Sicher hatte man sie auf ihre Aufgabe als Spionin vorbereitet, und dazu gehörte vor allem die Kunst des Verbergens.
    Aber so genau er auch hinsah: Keines der Gesichter hatte Ähnlichkeit mit dem, in das er oben in den Wetterbergen geschaut hatte. Dabei hatte er so sehr gehofft, sie hier in Akene aufzuspüren! Er erinnerte sich gut an den sehnsüchtigen Ausdruck auf ihrem Gesicht, als sie in der Bergwildnis von Akene gesprochen hatte. Sie hatte nicht mehr viele Jahre zu leben. Falls sie ihre Heimat noch einmal sehen wollte, musste sie sich beeilen. Wenn sie Kiretta noch bei sich hätte … Jetzt, nach dem Sieg, hätte er Nalaji viel anzubieten, um seine Geliebte freizutauschen.
    »Sind das wirklich alle Priesterinnen?«, fragte er Attego.
    »Mehr

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