Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!
Rest der Mannschaft nach New York gefahren.
Der Gouverneur hatte mit beiden noch ein Wörtchen zu reden.
Kellerman war gegen zehn Uhr in dem Laden angekommen, wo er von Will Clay begrüßt worden war, außerdem von Wills sechzehn Verwandten, die in der Gegend wohnten, jedem einzelnen Stammkunden (der noch lebte) und verschiedenen Bürgern, die noch nie zuvor einen Fuß in einen Waffenladen gesetzt hatten, schon gar nicht in den größten der Gegend, die aber einen berühmten Mann treffen wollten. Speziell gegen Letztere hatte Will Clay überhaupt nichts einzuwenden, denn die würden am ehesten irgendetwas Nutzloses und Teures kaufen, nur um vor Bob Kellermann anzugeben. Um elf Uhr jedoch war Bob mit diesem FBI-Agenten nach oben gegangen, worauf die Menschenmenge sich auflöste. Nur seine neunundsechzigjährige Ehefrau war noch da, die im hinteren Bereich die Kasseneinnahmen ausrechnete. Auf Bitten der fünf Bodyguards war Nassau Firearms nun offiziell geschlossen, was Will Clay in Ordnung fand. Sie hatten in einer Stunde so viel verdient wie sonst in einem Monat.
Kathryn und Paul standen in einer Ecke.
„Du hättest dasselbe getan“, zischte er ihr zu.
Sie führten diese Diskussion nun bereits seit einer Stunde.
„Derart wichtige Informationen zurückgehalten? Nein, Paul, das hätte ich nicht.“
Die Bodyguards waren an verschiedenen Stellen postiert, eine von ihnen vor dem Eingang. Es handelte sich um eine ehemalige Marinesoldatin namens Lisa Penny. Die beiden Chauffeure hatten versucht, mit ihr zu flirten, worauf sie lediglich mit dem Heben einer Augenbraue und einem Kopfschütteln reagiert hatte. Ihre Aufgabe war es, den Eingang zu bewachen. Sie war die vorderste Verteidigungslinie des Gouverneurs, und sie nahm ihren Job sehr ernst. Als ein orangefarbener Chevy Pick-up auf den Parkplatz fuhr und ein hellhaariger Mann mit Sonnenbrille ausstieg, war Lisa bereit.
„Hallo“, sagte er. Er hatte einen etwas ländlichen Akzent. Er trug das schwarze T-Shirt über der Hose. „Ich will Munition kaufen.“ Er deutete mit dem Kinn auf die beiden Stretchlimousinen. „Ist heute ein Filmstar in der Stadt oder so was?“
„Tut mir leid, aber der Laden ist bis 13 Uhr geschlossen.“ Lisa versuchte seinen Blick aufzufangen, doch er sah alles um sich herum an, nur nicht sie. „Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen eine Liste von ähnlichen Läden in dieser Gegend geben.“
„Bis 13 Uhr geschlossen? Lady, das hier ist Amerika! Da kann man sich nicht einfach aussuchen, wann man verkauft und wann nicht, nur weil irgendein hohes Tier sein Jagdgewehr reparieren lassen will. Als Nächstes sagen Sie mir noch, welchen Trinkbrunnen ich benutzen darf.“ Er wedelte mit seinem Finger vor ihrem Gesicht herum.
„Sir, wenn Sie bitte …“
„Nein, werde ich nicht.“ Er wedelte wieder. „Ich kenne meine Rechte.“ Und wieder. „Ich bin hier, um Munition zu kaufen, und das werde ich verdammt noch mal auch tun.“ Und wieder.
Sie starrte auf seinen Zeigefinger. Es wäre ein Leichtes gewesen, ihn an drei Stellen zu brechen. Sie könnte behaupten, er wäre gestolpert und hingefallen. Zeugen gab es keine. Die Chauffeure waren die Straße hinunter in einen Imbiss gegangen.
Doch da kam ein weiteres Auto auf sie zu, diesmal ein weißer Sedan, sie hatte die Gelegenheit verpasst. Ein Mann stieg aus dem Sedan aus, er trug ein Polohemd und Kakihosen.
„Hoffe, Sie wollen hier nichts kaufen, Kumpel“, rief der Fingerfanatiker.
Der Mann in den Kakihosen kam näher. Er sah erschöpft, aber freundlich aus.
„Tut mir leid, Sir, der Laden ist geschlossen“, sagte Lisa.
Doch er lächelte einfach weiter.
Als vierte Zielscheibe wählten Bob und Tom menschliche Umrisse. Hier konnte man – naturgemäß – in der Mitte der Stirn und in der linken Brust einen Volltreffer landen. Sie drückten den Knopf und sahen zu, wie die Pappmännchen neunzig Meter nach hinten glitten.
Bob führte mit 292 zu 201.
„Wollten Sie immer schon Präsident werden?“, erkundigte sich Tom wie nebenbei. Langsam begann er den Mann wirklich zu mögen. Bei Schießübungen derart abgezogen zu werden hatte wohl so einen Effekt auf ihn.
„Ich wollte immer Feuerwehrmann werden“, antwortete Bob und lud nach.
„Das sind Sie doch, oder?“
„Ich war zwölf Jahre bei der freiwilligen Feuerwehr, aber als Gouverneur wurde mir nahegelegt, alle ‚riskanten Aktivitäten‘ einzustellen.“
„Fehlt es Ihnen?“
Bob schwieg ziemlich lange, dann sagte er: „Jeden
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