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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
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draußen auf dem Parkplatz. Im Freien zu essen, ob bei Sonnenschein oder Regen, bereitete ihm stets großes Vergnügen. Die Qualität des Essens spielte dabei kaum eine Rolle, allein die Kombination aus frischer Luft und Nahrungsaufnahme versetzte ihn in eine friedliche Stimmung.
    Wie sich herausstellte, war es heute ungewöhnlich warm, und Tom, noch immer auf dem Motorrad, zog seine schwere Lederjacke aus. Eine sanfte Brise kitzelte seinen Nacken. Obwohl die Sonne hinter den grauen Wolken verborgen blieb, war sie ziemlich sicher irgendwo da oben. Und versuchte es. Man konnte nicht anders, man musste sie für ihre Anstrengungen bewundern.
    Esme hatte sich noch immer nicht gemeldet.
    Tom war versucht, sie anzurufen, unterließ es aber. Wenn sie nichts mit der Sache zu tun haben wollte, dann war es eben so. Das musste er respektieren. Nun, er respektierte es nicht wirklich – genauso wenig wie vor sieben Jahren –, aber zumindest musste er so tun als ob. Druck erzeugte nur Distanz.
    Dabei könnte sie ihm bei dem Fall wirklich eine große Hilfe sein. Es gab so viele Variablen, so viele unbeantwortete Fragen. Sie hatten es mit einem ungewöhnlichen Mörder zu tun, und der Fall konnte nur von jemandem gelöst werden, der um die Ecke denken konnte. Esme war eine Frau, die regelrecht aufblühte, wenn sie um die Ecke denken durfte. Also was zum Teufel hatte sie überhaupt im langweiligen, geordneten Long Island verloren …?
    Tom spülte den Rest des Burgers mit einem Schluck Limonade hinunter und warf den Abfall in den Mülleimer. Über der Straße befand sich ein Großmarkt, der sich auf Hüte spezialisiert hatte. Manchmal erinnerte ihn Amarillo an seine Kindheit in Jasper. Nur dass Jasper nicht so flach war. Nichts war so flach wie der Texas Panhandle , der texanische Pfannenstiel. Hier waren die Wäldchen aus Gestrüpp, das ihm kaum über die Fußknöchel reichte. Der Rest war Wüste, die sich in endlose Weiten erstreckte.
    Tom fuhr den Wallace Boulevard hinauf zur Baptist St. Anthony’s. Das Zimmer von Chief Harold, genannt Catch, befand sich im fünften Stock. Da niemand aus dem Krankenhaus eine Nachricht bei Tom hinterlassen hatte, ging er davon aus, dass der Mann auch fünfundsechzig Stunden nach der Schießerei noch immer bewusstlos war. Die Ärzte bestanden zwar darauf, dass Catchs Zustand nicht kritisch war, dass er außerordentliches Glück gehabt hatte, dass seine Gehirnfunktionen normal wären und er jeden Moment aufwachen könne. Doch die Wahrscheinlichkeit wurde mit jeder Stunde geringer. Catch – und das, was er womöglich beim Aquarium gesehen hatte –, war momentan ihre einzige Hoffnung, den Sniper, der sich selbst Galileo nannte, zu identifizieren.
    Dementsprechend groß war seine Erleichterung, als er auf dem Parkplatz vor dem Krankenhaus eine SMS erhielt. „CATCH AUFGEWACHT“, stand da. Sie war von Darcy Parr, dem jüngsten Mitglied seiner Task Force. Sie hatte gerade Dienst im Leichenschauhaus, und da dieses sich im Baptist St. Anthony’s befand, war es nur logisch, dass sie als Erste von Catchs Zustand erfuhr.
    Drei Minuten und dreißig Sekunden nach Erhalt der SMS hatte Tom sein Motorrad abgeschlossen und seine Ausrüstung befestigt, kurz darauf stand er schon im Fahrstuhl auf dem Weg in den fünften Stock. Darcy wartete im Schwesternzimmer auf ihn.
    „Die Ärzte sind gerade bei ihm“, berichtete sie. „Es heißt, er ist noch zu schwach, um zu sprechen, aber ich habe sie überredet, uns fünf Minuten zu geben, sobald sie fertig sind.“
    Darcy war Toms kleiner blonder Welpe – hyperaktiv, immer eifrig darauf bedacht, anderen gefällig zu sein. Sie war sechsundzwanzig Jahre alt. Ihre jugendliche Energie machte Tom manchmal wahnsinnig. Heute jedoch führte sie dazu, dass er von einem Ohr zum anderen Ohr zu grinsen anfing.
    Zwei Texas Rangers waren vor Zimmer Nummer 526 stationiert. Die Tür war geschlossen. Die beiden Texas Rangers hatten sich freiwillig gemeldet. Jeder wollte helfen. Nun, jeder außer Esme Stuart.
    Die Rangers – mit Orden übersät und cremeweißen Cowboyhüten – standen in strammer Haltung links und rechts von der Tür. Tom salutierte. Darcy klebte ihm an den Fersen.
    „Wie lange sind die schon drin?“, fragte er.
    „Ungefähr fünfzehn Minuten, Sir“, antwortete Sergeant Conwell.
    „Catch hat uns etwas zugerufen, Sir“, fügte Sergeant Baynes hinzu. „Er wusste, wo er war. Und er wusste, was passiert ist.“
    Toms Grinsen breitete sich jetzt auf seinem ganzen

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