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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
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Etage 21 bestätigt.“
    Um zum Fahrstuhl zu gelangen, mussten sie erst durch den Metalldetektor gehen. Norm war der Erste und nicht im Geringsten überrascht, als ein kurzer Alarm losging.
    „Sir, ich fürchte, Sie müssen vorübergehend auf Ihre Schusswaffe verzichten.“
    „Ganz sicher nicht.“
    „Ich denke, schon, oder ich kann Ihnen nicht erlauben, nach oben zu gehen.“
    Bevor Norm antworten konnte, zog Tom seine Waffe aus dem Holster und bedeutete seinem Kollegen, dasselbe zu tun. Dann übergaben sie die Waffen an die Blondine, die sie in einen Plastikkorb legte.
    „Ich danke Ihnen vielmals. Sie werden hier auf Sie warten, wenn Sie fertig sind.“
    Tom und Norm trotteten zu einer der vergoldeten Aufzugtüren. Es gab keine Knöpfe. Kaum waren sie eingestiegen, da schlossen sich die Türen automatisch, und ihre langsame Fahrt nach oben – zweifellos am Empfangstresen aktiviert – begann. Gershwins jazzige „Rhapsody in Blue“ klang aus den Lautsprechern und begleitete sie bei ihrem vertikalen Aufstieg. Norm summte mit. Schließlich hielt der Aufzug sanft, seine goldenen Türen öffneten sich, sie erblickten die einundzwanzigste Etage … und einen vierjährigen Jungen in einem Astronautenkostüm, der sie von unten anstarrte.
    Tom und Norm starrten zurück.
    „Hi“, wisperte der Kleine schüchtern.
    „Hallo“, antwortete Tom.
    Der einundzwanzigste Stock war ein Labyrinth aus Rot, Braun und Gelb. Sieben verschiedene Gänge führten vom Fahrstuhl weg. Zum Glück tauchte kurz darauf ein großer blasser Mann in Nadelstreifen auf.
    „Hier entlang, Gentlemen! Mr Chappell erwartet Sie.“
    Der Junge lutschte an seinem linken Daumen.
    „Joey“, sagte der Mann. „Solltest du nicht im Spielzimmer sein?“
    Der Junge nickte stumm und rannte einen der anderen Gänge hinunter.
    „Mr Chappells Enkel“, erklärte der Mann. „Eines Tages, so Gott will, wird ihm all das hier gehören.“
    Tom und Norm tauschten einen Blick, dann folgten sie dem Mann den Gang zurück, den er gekommen war.
    „Möchten Sie vielleicht etwas trinken?“
    „Ein Heineken?“, fragte Norm.
    Der Mann sah ihn verdutzt an.
    „Ein Scherz“, fügte Norm hinzu.
    Der Mann nickte. Der Gang war von wunderschönen Zedernholztüren gesäumt. Sie hielten vor einer, die mit Chappells Namen beschriftet war.
    „Wenn Sie irgendetwas brauchen, mein Name ist Paul. Wie der Apostel.“
    Paul öffnete die Tür, und die beiden FBI-Agenten betraten das Büro von Donald Chappell. Verglichen mit dem Rest des Gebäudes wirkte sein Büro überraschend klein, geradezu intim. Donald Chappell, ein weißhaariger, breitschultriger Achtzigjähriger, saß hinter einer Staffelei und war dabei, die Skyline von Omaha zu malen, die durch sein Fenster zu sehen war.
    „Setzen Sie sich“, sagte er. Seine tiefe Stimme, kaum vom Alter berührt, hallte von den Wänden wider. Deswegen hatte sich Chappell für so ein kleines Büro entschieden, mutmaßte Tom.
    Sie setzten sich auf die einzigen freien Plätze, zwei hundert Jahre alte Stühle mit purpurroten Plüschsitzen und handgeschnitzten Stuhlbeinen und Lehnen. Norm versuchte sein Gewicht möglichst gering zu halten. Der Stuhl kostete wahrscheinlich mehr, als er in einem Jahr verdiente.
    „Ich bewundere das FBI.“ Chappell fuhr fort, zu malen. „Seine größten Misserfolge werden in der Öffentlichkeit breitgetreten, aber seine Erfolge bekommt niemand mit. Und trotzdem machen Sie immer weiter. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie momentan angesichts der Katastrophe in Texas ganz schön unter Druck stehen, Tom. Ihre Vorgesetzten halten Sie bestimmt ziemlich an der kurzen Leine.“
    Norm rutschte auf dem Stuhl herum, doch Tom blieb ungerührt. „Ich bin froh, dass Sie den Fall erwähnen. Somit können wir gleich zum Punkt kommen.“
    „Übrigens, Bob ist nicht der einzige Kandidat, dessen Wahlveranstaltungen wir sponsern. Wir investieren auch eine Menge Zeit und Geld in die Kampagne des Vizepräsidenten im Interesse der Republikaner. Die ‚Unity for a Better Tomorrow‘ ist weder konfessionsgebunden noch parteiabhängig.“
    „Mit dem Unterschied, dass unser Mann sich für die Wahlveranstaltungen des Vizepräsidenten interessiert“, entgegnete Norm.
    „Damit setzen Sie voraus, dass Ihre Vermutung der Wahrheit entspricht. Wie Sie sich vorstellen können, wäre es uns von der ‚Unity for a Better Tomorrow‘ lieber, wenn Sie sich irren. Auf irgendeine Weise mit diesem Monster in Verbindung gebracht zu werden ist

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