Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
Vom Netzwerk:
widerwärtig.“
    „Es könnte sein, dass er Ihnen eine Nachricht geschickt hat …“
    „Das bezweifle ich. Sofort nachdem Sie mich kontaktiert hatten, habe ich meine Leute angehalten, meine ganze Post durchzugehen. Wir bekommen natürlich auch negative Reaktionen – wie alle Organisationen –, aber es war nichts Ungewöhnliches dabei. Sonst hätten wir Ihnen bereits Bescheid gegeben.“
    Toms Handy vibrierte. Er ließ seine Mailbox angehen. „Könnten unsere Leute Ihre Post noch einmal durchsehen?“
    Chappell blickte nun doch von der Staffelei auf. Seine Augen waren braungrün und feucht. „Ich fürchte, das ist nicht möglich. Die wurde längst vernichtet. Wir glauben, dass es besser ist, keine Form von Hass um sich zu haben.“
    Der Mann log, dessen war Tom sich sicher.
    Und das war der eigentliche Grund, warum er diesen Mann persönlich hatte treffen wollen. Er ging nicht davon aus, dass Chappells Antworten neue Erkenntnisse brachten. Männer wie Chappell sagten selten etwas Wesentliches, höchstens im engsten Kreis.
    Chappell kehrte zu seinem Bild zurück. „Alle Religionen dieser Welt verurteilen Hass, und doch finden sich in der Gesellschaft immer wieder Menschen, die dieses Prinzip, das uns über alle anderen Spezies erhebt, ablehnen – Empathie, Ehrlichkeit und Selbstlosigkeit.“
    „Man braucht also die Religion, um ein guter Mensch zu sein?“
    „Es hilft, Tom. Religion schützt uns gegen die Versuchung. Als Gesetzeshüter stimmen Sie mir doch sicher zu, dass Abschreckung etwas Gutes ist, wenn sie vor Sünden bewahrt. Religion hat unsere Vorfahren geleitet, damit sie das Joch der Tyrannei abschütteln und ihre gottgegebenen Rechte einfordern konnten. Auf Gott vertrauen wir, Tom.“
    „Wie ist es mit ehemaligen Mitarbeitern?“, fragte Norm. „Wurde vielleicht jemand gefeuert oder hat gekündigt …“
    Jetzt breitete sich ein Lächeln auf Donald Chappells Gesicht aus. „Wir feuern nie jemanden. Nicht, seit wir Anfang der Siebzigerjahre begonnen haben.“
    „Sie haben niemals …“
    „Jeder einzelne unserer Mitarbeiter durchläuft ein sehr sorgfältiges Auswahlverfahren. Ich bin mir sicher, das FBI macht das nicht anders.“
    „Ja, sicher, aber das heißt nicht, dass noch niemals ein Agent rausgeworfen wurde …“
    „Nun …“ Chappel zuckte die Achseln. „Ich schätze, mein Auswahlverfahren ist gründlicher.“
    Norm warf Tom einen verärgerten Blick zu.
    „Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben!“ Tom erhob sich, Norm folgte ihm.
    Tom wartete, bis sie in dem Leih-Geo ungestört waren, bevor er seinen Verdacht äußerte.
    „Das sehe ich auch so, aber uns sind die Hände gebunden“, knurrte Norm. „Glaubst du wirklich, dass irgendein Richter dieser Welt uns deswegen einen Durchsuchungsbefehl ausstellt? Ausgerechnet in einem Wahljahr?“
    Tom verzog das Gesicht. Norm hatte recht. Wie Chappell sehr richtig bemerkt hatte, erfuhr die Öffentlichkeit immer nur von den Misserfolgen des FBIs – und Assistant Director Trumbull verlor langsam, aber sicher die Geduld mit Tom und seiner Task Force. Sie hatten sich in der letzten Zeit zu viele Fehler geleistet.
    Tom fiel der Anruf ein, den er während des Gesprächs ignoriert hatte, und zog sein Handy hervor.
    „Was ist?“, fragte Norm, als er Toms neugierigen Blick auffing. „Wer hat denn angerufen?“
    Tom zeigte es ihm. Lilly Toro.
    Lilly schilderte Tom Piper alles, was sie auf der Wahlveranstaltung gesehen hatte. Sie beschrieb den Umschlag, so gut sie konnte. Sie erzählte ihm sogar von ihrer Panikattacke. Sie wusste, dass die nicht besonders maßgeblich für den Fall war – doch als sie einmal angefangen hatte, zu reden, führte eines zum anderen. Normalerweise war sie nicht so gesprächig. Vielleicht waren das noch die Nachwirkungen der Panikattacke. Oder vielleicht musste sie einfach mal mit jemandem reden.
    Als sie auflegte, war es bereits Nachmittag, und das bedeutete jede Menge Verkehr. Lilly zündete sich die letzte Marlboro aus ihrer Packung an, startete den Motor ihres pinkfarbenen Käfers und fädelte sich in den schleichenden Verkehr auf der Bay Bridge ein.
    Wie erwartet hatte Tom sie aufgefordert, mit niemandem sonst zu sprechen, vor allem nicht mit ihren (ehemaligen?) Kollegen bei der Zeitung. Na gut. Das hatte sie mit dem Anruf in Kauf genommen. Warum hatte sie sich statt für den „Chronicle“ für das FBI entschieden? Vielleicht hatte es etwas damit zu tun, dass …
    Scheiße! Sie wurde verfolgt.
    Wieder sah

Weitere Kostenlose Bücher