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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
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fünf Minuten (und zwei Linkskurven) von ihrem Ziel entfernt.
    „Lass uns die Liste durchgehen.“
    „Es ist eigentlich keine richtige Liste.“
    Der Rest der Task Force war in Santa Fe, wo mit der Polizei von New Mexico eine Großfahndung nach dem noch immer frei herumlaufenden Sniper eingeleitet worden war. All das hing mit Esmes Behauptung zusammen, dass die Tatorte etwas mit den von der „Unity for a Better Tomorrow“ unterstützten Wahlveranstaltungen zu tun hatten, und das Hauptquartier der Unity war in … Omaha, Nebraska. Tom hatte fast zwei Wochen gebraucht, um ein Treffen mit Donald Chappell, dem Mitbegründer und früheren geistigen Führer, zu vereinbaren. Offenbar war er nicht besonders scharf darauf, vom FBI verhört zu werden.
    In den zwei Wochen hatte Tom alle Anrufe von Esme ignoriert. Nicht etwa, weil er sich von Rafe bedroht fühlte oder glaubte, dass der Vorwurf, egoistisch gewesen zu sein, richtig war … dennoch … Im Reich des Bewusstseins und des Gewissens überwog die Möglichkeit manchmal die Wahrscheinlichkeit.
    „Ich fange mal mit den Fakten an.“
    „Warum nicht?“
    „Er ist ein hervorragender Scharfschütze. Wo wurde er ausgebildet? Ist er ehemaliger Soldat? Das wissen wir nicht. Laut ballistischer Untersuchungen benutzt er ein M107. Organisationen, die M107 benutzten, sind unter anderem das New York Police Department, die amerikanische Küstenwache und die IRA. Wir suchen also nach einem seefahrenden irischen Ex-Bullen.“
    „Witzig“, entgegnete Tom.
    „Seine Opfer waren fast alle Staatsangestellte, was darauf hindeutet, dass er sauer auf die Regierung ist. Dies wird auch noch unterstützt von dem Video, das er am zweiten Tatort hinterlassen hat. Wo wir gerade von Tatort sprechen: Wir wissen, dass er sich jeweils als Hausmeister und Putzkraft eingeschlichen hat. Wir haben Videoaufnahmen von ihm aus dem Aquarium, und wir wissen, dass er auf das Dach dieser Schule in Atlanta gelangt ist, in der er ebenfalls als Hausmeister unterwegs war. Aber genau hier kommen wir in eine Sackgasse.“
    „Fahr fort.“
    „Natürlich vertraue ich Esme genauso wie alle anderen, wenn es um solche Dinge geht, aber diese ganze Geschichte mit der ‚Unity for a Better Tomorrow‘ … Ich meine, ich bin hier, weil du mich gebeten hast, dich zu begleiten, aber wenn diese Organisation wirklich der Schlüssel sein sollte – oder die Kellerman-Kampagne oder was auch immer –, warum zielt er dann nicht auf sie direkt?“
    Tom zuckte mit den Schultern. „Das ist eine gute Frage.“
    „Stattdessen läuft er Darcy im Walmart über den Weg und erschießt sie an Ort und Stelle. Dann trifft er im Rathaus auf Esme und lässt sie leben. Wieso?“
    Tom starrte durchs Fenster auf die Gebäude, ohne zu antworten.
    „Tatsache ist doch, dass wir vollkommen im Dunkeln tappen, Tom. Vielleicht hat die Unity irgendwas damit zu tun. Vielleicht ist Santa Fe sein nächstes Ziel. Aber was genau willst du hier rausfinden? Welche Fragen wirst du Donald Chappell stellen?“
    Sie fuhren in die zweistöckige Parkgarage eines mittelgroßen Wolkenkratzers, in dem die „Unity for a Better Tomorrow“ ihre Büros hatte. Sie parkten den Geo zwischen einem Cadillac und einem Lexus. Von dort betraten sie durch einen direkten Übergang die Haupthalle des Gebäudes, wo eine fröhliche Frau neben einem Metalldetektor auf sie wartete.
    „Guten Tag und herzlich willkommen! Womit kann ich Ihnen heute helfen?“
    „Wir haben eine Verabredung mit Mr Chappell“, antwortete Tom und griff in seine schwarze Lederjacke nach der Dienstmarke. „Special Agent Tom Piper.“
    „Selbstverständlich!“ Ihre Zähne waren perfekt, wie gemalt. „Einen Augenblick bitte.“
    Während die Blondine ihre Daten in den Computer tippte, betrachteten Tom und Norm die Umgebung. Die Halle war in sattem Rot und Gelb und Braun gehalten. Selbst die geschmackvollen Gemälde an den Wänden passten zu den beruhigend erdigen Farben. Tom musterte das Gemälde hinter dem Empfangstresen. Es zeigte einen jungen Andrew Jackson, der die Briten bei der Schlacht in New Orleans vernichtete. Er sah sich die anderen Bilder an. Jedes zeigte eine heldenhafte Episode aus der amerikanischen Geschichte: Lewis und Clark im unerforschten Westen, Thomas Edison, wie er an einer Glühbirne bastelte, Martin Luther King vor dem Lincoln Memorial. Nirgends in der Halle war ein Kreuz zu entdecken. Nirgends eine Bibel.
    „In Ordnung“, sagte die Blondine. „Ich habe Ihre Befugnis für

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