Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
Vom Netzwerk:
Tür.
    Inzwischen waren fast alle draußen auf dem Parkplatz. Die Polizei war unterwegs. manche weinten. Andere suchten nach ihren Freunden und Bekannten. Wo war Nancy Pasternak? Hatte irgendjemand Nancy Pasternak gesehen? Manche starrten einfach unter Schock auf das Gebäude.
    Nur wenige der Vermissten waren noch am Leben. Sie blieben auf dem Boden der Aula liegen. Nicht weil sie Feiglinge waren. Feigheit war eine Schande. Doch war es eine Schande, überleben zu wollen?
    Nach und nach ließ die Panik auf dem Parkplatz nach, die Leute begannen zu spekulieren, die Stimmung veränderte sich. Handelte es sich um denselben Mörder, der auch in Atlanta und Amarillo zugeschlagen hatte? Was hatte er hier zu suchen? Was wollte er?
    Streifenwagen mit heulenden Sirenen kamen in Sicht, gefolgt von einer Reihe Krankenwagen. Die Polizisten trugen kugelsichere Westen, genauso wie einige der Notärzte. Vor der Eingangstreppe wurde eine Absperrung errichtet, die Lehrer versammelten sich etwas weiter von dem Gebäude entfernt.
    Als Nächstes kam die Presse, Fernsehjournalisten in ihren beschrifteten Bussen und Zeitungsreporter in Chevrolets. Kameras wurden aufgebaut, Aufnahmegeräte angeschaltet. Nun lag es an ihnen, aus einer Story eine Story zu machen.
    Die Notärzte kümmerten sich zuerst um die kleineren Verletzungen, die Schnitte und Prellungen, die bei der Massenflucht entstanden waren. Einer Frau, die gestürzt war, hatte jemand auf den kleinen Finger getreten. Ein Lehrer hatte einen Ellbogen in den Hals bekommen und nun Schwierigkeiten, zu atmen. Die Notärzte kümmerten sich darum, während die Polizei das Gebäude betrat und begann, die Toten zu zählen.
    Unter den Leuten, die interviewt wurden, wenn auch nicht im Fernsehen, war die männliche Putzkraft, die ebenfalls verletzt worden war, wenn auch nicht ernsthaft. Der Reporter reichte dem Mann ein Taschentuch für seine blutende Nase.
    „Danke“, sagte der Mann. „Sie sind sehr freundlich.“
    Polizisten kamen aus dem Gebäude. Einige hatten bleiche Gesichter. Ein Sergeant ging zu seinem Streifenwagen, holte tief Luft und forderte per Funk achtzehn Leichensäcke an.

18. KAPITEL
    „Schön, dich zu sehen!“, log Esme, als sie Pamela Gould begrüßte, die FBI-Bürochefin von Long Island. Die hatte ihr langes blondiertes Haar zu einem Knoten zusammengebunden. Das dunkle Make-up auf ihrem Gesicht ließ ihre Haut fast violett wirken. Violett passte aber auch irgendwie, denn in Pamela Goulds Büro roch es ein wenig nach Blaubeeren.
    Esme ließ sich umständlich auf einem üppigen Korbsessel nieder, während Pamela ihr nicht unerhebliches Gewicht auf der Ecke ihres Glasschreibtischs platzierte. „Kann ich dir etwas zu trinken anbieten? Vielleicht einen Espresso? Oder eine Tasse Chai-Tee?“
    „Oh, ich vertrage kein Koffein“, antwortete Esme, obwohl Pamela das natürlich wusste. Sie war sehr gut über Esmes Verletzung informiert und hatte ihr vermutlich gerade wegen ihrer Niere koffeinhaltige Getränke angeboten. So war Special Agent Pamela Gould nun mal, das Obermiststück des FBIs. „Aber Wasser wäre schön.“
    „Tut mir leid. Wasser ist gerade aus.“
    Na klar.
    Pamela Goulds Bücherregal war vollgestopft mit Seefahrtsutensilien, darunter eine antike nautische Uhr. Eine weitere Uhr an der gegenüberliegenden Wand zeigte das Datum (18. März) und die Ortszeit in Washington (13:46 Uhr), Los Angeles (10:46 Uhr), Moskau (9:46 Uhr), Paris und London (6:46 Uhr). Esme hatte eigentlich allein herfahren wollen, doch kurzfristig war ihre Temperatur auf fast 39,5 Grad gestiegen. Um kein Risiko einzugehen, musste sie sich also noch immer von Lester chauffieren lassen. Fieber war nichts Ungewöhnliches in ihrem Zustand, vor allem für Patienten, die, statt im Bett zu bleiben, stundenlang durch Long Island fuhren und mit allen möglichen Leuten sprachen, vom Bürgermeister angefangen bis zu Stadträten und Kongressabgeordneten, damit die Spendenveranstaltung abgesagt wurde. Und alle sagten immerzu dasselbe: „Nun, wenn das FBI glaubt, dass wir uns in Gefahr begeben, dann werden wir selbstverständlich etwas unternehmen, aber bis dahin …“
    Und deshalb hatte Esme sich schließlich dazu durchgerungen, einen Termin mit dem FBI zu vereinbaren. Von Pamelas Beförderung hatte sie nichts gewusst. Hätte sie geahnt, dass sie ihrer alten Rivalin von der Akademie gegenübersitzen würde, wäre sie dann gekommen? Doch wie auch immer: Sie hatte weniger als fünfzehn Minuten Zeit, bevor

Weitere Kostenlose Bücher