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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
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hatte nicht nur Toms Handy konfisziert, es war ihm und Norm Petrosky auch verboten zu mailen, zu faxen oder gar ein Fenster zu öffnen. Natürlich alles zu ihrem eigenen Schutz und so weiter und so fort. Sie durften nur bestimmte Sender sehen. Kein CNN, kein MSNBC, kein Fox. Je mehr man sie von der Welt isolierte, desto isolierter waren sie von der Welt. Sehr logisch, das musste Tom dem FBI zugestehen. Sein einziger Trost war, dass Esmes Name nicht auf Galileos Liste gestanden hatte.
    Tom hatte selbst bisher nie etwas mit Zeugenschutzprogrammen zu tun gehabt, doch sein alter Partner Bobby Fink hatte sechs Jahre in der „Babysitter-Abteilung“ gearbeitet, wie er es nannte, und konnte eine Menge Geschichten erzählen. Niemandem machte es Spaß, hinter Schloss und Riegel zu sitzen, getrennt von den Menschen, die man kannte, und sich von Tiefkühlgerichten oder Fast Food vom Lieferservice zu ernähren. Laut Bobby nahm der durchschnittliche Zeuge in einem Monat vier Kilo zu. Außer denen, die vor Panik den Appetit verloren.
    Sie durften auch nur bestimmte Kleidung tragen. Tom und Norm hatten ursprünglich eine Nacht in Omaha bleiben wollen. Die Agenten Dwyer und Casey kauften von dem winzigen Geldbetrag, der ihnen für den Fall zur Verfügung stand, bei der Heilsarmee ein paar Hemden und Hosen. Am Nachmittag des 18. März saß Tom mit einem T-Shirt mit Werbeaufdruck und beigen Shorts bekleidet auf dem Sackleinensofa, das ebenfalls von der Heilsarmee stammte. Er fühlte sich wie ein Schauspieler im Theater, der den verblödeten Neffen darstellte.
    Norm lief den ganzen Tag in Unterhosen herum. Der kannte überhaupt kein Schamgefühl.
    Tom und Norm schauten gerade „As The World Turns“ als am unteren Rand des Bildschirms die Worte eingeblendet wurden: „18 Tote bei High-School-Schießerei in Santa Fe, New Mexico“.
    „Gütiger Gott!“, murmelte Norm. „Da wird ein Schüler gehänselt, der leiht sich die Uzi von seinem Vater, und schon haben wir den nächsten Amoklauf, Columbine, Teil 9. Auf mir haben sie in der Highschool auch rumgehackt. Auf wem nicht? Und trotzdem bin ich nicht mit einer Knarre durch die Schule marschiert …“
    Tom brachte ihn zum Schweigen. Santa Fe? Das musste ein Zufall sein. Bitte, lieber Gott, lass das einen Zufall sein …
    Nun kamen weitere Informationen: „Die Polizei kann momentan einen Zusammenhang mit den Ereignissen in Atlanta, Georgia und Amarillo, Texas, nicht ausschließen.“
    Tom versuchte ruhig zu atmen. Hier ging es nicht um einen wütenden amoklaufenden Schüler, sonst hätte der Nachrichtenticker davon berichtet. Nein. Es ging um Galileo. Tom hatte sie wegen Santa Fe gewarnt, niemand hatte auf ihn hören wollen, und jetzt waren achtzehn Menschen tot.
    Genug war genug.
    Er ging zum Badezimmer, in dem Agent Casey nun schon eine ganze Weile war. Agent Dwyer machte irgendwelche Besorgungen. Er hämmerte gegen die Tür.
    „Agent Casey?“
    „Ich komme in ein paar Minuten raus“, rief Casey.
    Norm stellte sich jetzt neben Tom vor die Tür. „Was ist denn los?“
    „Er telefoniert“, knurrte Tom. „Und er will nicht, dass wir das Gespräch mithören.“
    „Woher weißt du das?“
    Tom trat die Tür ein. Casey stand mitten im Badezimmer und telefonierte mit seinem Handy.
    „Was zum Teufel glauben Sie eigentlich …“
    Tom entriss ihm das Handy.
    „Hi, hier ist Special Agent Tom Piper. Mit wem spreche ich?“
    Klick.
    Agent Casey streckte die Hand nach seinem Telefon aus, doch Norm verstellte ihm den Weg.
    „Danke für das Telefon“, nickte Tom.
    Er und Norm verließen das Badezimmer und schoben einen Stuhl unter die Türklinke.
    „Wer war da am Telefon?“, fragte Norm.
    „Viel wichtiger ist, wer gleich dran sein wird“, entgegnete Tom, wählte eine Nummer und drückte dann das Telefon ans Ohr.
    „Assistant Director Trumbulls Büro, hier spricht David.“
    Wer war David? Entweder hatte Trumbull einen neuen Assistenten eingestellt, oder irgendein Akademiekadett wimmelte für ihn die Anrufer ab.
    „Ja, hallo, David, ich möchte mit Assistant Director Trumbull sprechen. Hier ist Tom Piper.“
    „Tut mir leid, Sir, aber der Assistant Director ist momentan in einer Besprechung. Wenn Sie Ihren Namen und Ihre Nummer hinterlassen …“
    „David, können Sie ihm etwas von mir ausrichten?“
    „Selbstverständlich, Sir.“
    „Sagen Sie ihm, dass Tom Piper in dreißig Sekunden der Washington Post mitteilen wird, dass das FBI über Santa Fe informiert war und die

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